Frühstück um sechs
privat noch welche verkauft? Wenn die Verwaltung das nun erfährt? Sind das nicht Schwarzmarktgeschäfte?«
»Ist mir völlig schnurz, ob das so genannt wird. Die >Rehab< hat dreimal soviel gekriegt, wie sie erwarten konnte — und du hast jedenfalls jetzt eine Schreibmaschine.«
Da fand ich es am klügsten, nichts mehr zu sagen.
Es war eine herrliche kleine Maschine. Noch am selben Abend probierte ich sie aus, während Paul besorgt beobachtete, ob sie auch keinerlei Mängel hätte. Dann tippte er selbst ganz ernst mit dem Zeigefinger ein paar Worte und brachte es fertig, sämtliche Tasten ineinander zu verklemmen.
»Laß es lieber«, sagte ich. »Kannst aber noch mein Sekretär werden.«
»Unsinn! Das würde ja komisch wirken. Ein Farmer tippt keine Briefe.«
»Würde aber mächtig imponieren. >Werte Herren von der Rehab, in Beantwortung Ihres sehr geehrten vom Soundsovielten, in Sachen der vermißten Wollsäcke< — in diesem Stil, weißt du?«
Er benahm sich wie ein aufgeregter Schuljunge. Noch nie seit dem Abend, als ich versprach, ihn zu heiraten, hatte ich ihn so froh gesehen und so viel reden hören.
Selbstverständlich mußte ich mich nun auch hinsetzen und schreiben. Ich dachte an eine ganze Reihe mehr oder weniger origineller Artikel, die sicher in Neuseeland gern gelesen werden würden und von denen die meisten sich eigneten für kleine landwirtschaftliche Zeitschriften, die den weiblichen Schriftstellern auf dem Lande ganz gewogen waren. Also versuchte ich mich an Skizzen, Kurzgeschichten und Artikeln, von denen ein paar in diesen Blättern erschienen und mehrere tatsächlich auch in Australien angenommen wurden.
Andere kamen zurück. Wenn das geschah, war Paul sehr empfindlich und sprach abfällig über Zeitschriften, die er jahrelang mit Vergnügen gelesen hatte. Ich aber härtete mich ab gegen die Enttäuschung, wenn solche lange und dicke Kuverts wieder ins Haus kamen. Das gehörte eben dazu und mußte ohne Ärger ertragen werden.
Und dann erlebte ich eine gewaltige Glückssträhne. Davon ahnte ich noch nichts, als Mrs. Millar mich anrief und mich dringend bat, sie nachmittags zu besuchen. Im Gegenteil, ich schimpfte vor mich hin, denn ich war mitten in einer Geschichte, die ich für recht gut gelungen hielt und gern fortgesetzt hätte. Da ich aber keine dringende Entschuldigung vorzubringen wußte, mußte ich der Aufforderung folgen.
»Ich habe eine alte Freundin hier, mit der ich Sie so gern bekannt machen möchte. Sie interessiert sich sehr für Ihre literarische Arbeit«, erklärte Mrs. Millar.
»Was geht mich die an?« dachte ich. »Wird wohl irgendeine alte Glucke sein, die sich aufplustert und dir einreden will, du seiest eine Katharine Mansfield, weil ein paar belanglose Kurzgeschichten von dir veröffentlicht sind.«
Da Mrs. Millar immer so nett zu mir gewesen war, versprach ich ihr, ungefähr um drei zu kommen. Ich war inzwischen, wenn ich Post holen fuhr, schon mehrmals bei ihr gewesen, da ihr Haus nur etwa drei Meilen von der Post entfernt liegt. Wir hatten uns jedesmal gut unterhalten. Vermutlich aber zeigte sie sich jetzt, wenn eine dritte Person zugegen war, wieder von der schüchternen, weniger angenehmen Seite.
Und damit hatte ich mich, wie meistens, erheblich geirrt, denn ihr Gast war alles andere als eine alte Glucke, vielmehr eine sehr moderne und elegante und anscheinend höchst temperamentvolle Dame, für die die Bezeichnung >alte< Freundin gar nicht paßte. Die Dame hatte mit dem Rundfunk zu tun, und zwar mit dem Frauenfunk, was ein wenig peinlich für mich wurde, da ich mir den selten anhörte, meistens nur zufällig, wenn ich fürs Zeitzeichen anstellte.
»Was halten Sie von unserem Frauenfunk?« fragte sie mich und ergänzte lachend: »Aber ich kann Ihnen ja vom Gesicht ablesen, daß Sie den nicht hören.«
»Ich muß gestehen, daß ich wirklich keine große Radiohörerin bin.«
»Ah... Dann sind Sie aber nicht auf der Höhe! — Wir sind ständig auf der Suche nach etwas Neuem, und da habe ich mir gedacht, einige Themen aus dem Farmerleben wären eine willkommene Abwechslung. Florence hat mir ein paar Skizzen von Ihnen gezeigt, und das ist der Grund, weshalb ich Sie kennenlernen wollte.«
Ich lächelte geziert, ohne zu erkennen, was ich dabei sollte.
»Also, diese Skizze vom Landleben. Das Günstige bei Ihnen ist, daß Sie nicht nur Ihren Stoff genau kennen, sondern auch wirklich zu schreiben verstehen. Wie wäre es, wenn Sie für uns mal so etwas
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