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Frühstück um sechs

Frühstück um sechs

Titel: Frühstück um sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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traurig, daß ich mich fragte, was sie mir wohl zu erzählen hätte. Von Tim hatte sie natürlich keine Silbe gesagt, und ich brachte nicht die Courage auf, damit anzufangen. Vielleicht hatte sie auf der Reise Trost und Zerstreuung gefunden, denn sie war ja noch sehr jung. Ich bildete mir ein, jede Veränderung in ihrem Gesicht sofort erkennen zu können, sobald ich sie wiedersah.
    Hatte Tim von ihrer Rückkehr erfahren? Seit Wochen hatte er ihren Namen nicht mehr erwähnt. Anfangs, als ich die ersten Briefe von ihr bekam, berichtete ich ihm noch die Neuigkeiten, doch sein stummes Zuhören war nicht gerade ermutigend. Selbst wer ihn so gut kannte wie ich, durfte sich bei ihm keine Freiheiten herausnehmen. Er schien immerfort nur an die peinliche Szene auf der Bühne und seine wenig heldenhafte Rolle nachher zu denken. Hatte der verletzte Stolz seine Liebe zu Anne getötet? Das wollte ich nicht glauben, doch er war in letzter Zeit entschieden noch einsilbiger geworden und wirkte älter.
    Als ich nachmittags ins Dorf fuhr, malte ich mir romantische Szenen mit Tim und Anne aus, die ich zusammenbringen wollte. Ich wußte nur noch nicht, wie. Immer noch hörte ich Tim, wie er im Dunkeln so schmerzlich gesagt hatte: »Oh, Anne, warum bist du nur so schrecklich jung!« Außer mir wußte kein Mensch davon, und keiner ahnte, wie sehr sie aneinander hingen. Ich kannte Tim und wollte unbedingt verhindern, daß Anne einen der besten Männer der Welt verlor. Ach, dieser alte Panjandrum mit seinen hochgeschraubten Ansprüchen! Den wollte ich überlisten und die Sache zu einem glücklichen Ende bringen. Mir war wohl >Belinda< zu sehr in den Kopf gestiegen.
    Als ich in den Laden kam, fand ich Miss Adams nicht vor, hörte aber irgendwo im Hintergrund ihre Stimme. Anne war nicht gekommen, ich sah weder ihren Wagen noch das hübsche, temperamentvolle graue Pferd — ein Geschenk ihres Vaters —, das sie immer ritt. Hinterm Haus, bei dem alten Stall, entdeckte ich Tantchen. Ich mußte staunen. Sie stand in der Stalltür und versuchte, Annes Pferd in den unfreundlich dunklen Raum zu zerren. Sie warf geradezu wilde Blicke um sich, ganz rot im Gesicht und — ein ungewohnter Anblick —ganz zerzaust. Eine Flechte ihrer adretten Frisur war übers Ohr gerutscht, und der Klemmer saß ihr ganz schief auf der Nase; in den Augen hinter den Gläsern glomm es beinah bösartig.
    »Nie habe ich Pferde leiden können!« rief sie. »Gräßlich dickköpfige Tiere. Den ganzen Tag ums Haus herum habe ich diesen Gaul gezerrt, und jetzt will er nicht in den Stall!«
    »Aber warum soll er denn auch? Kann er nicht ebensogut vorn an den Zaun gebunden werden? Weshalb wollen Sie ihn denn in den Stall haben?«
    »Lassen Sie doch die Fragerei«, rief sie fast grob. »Hauen Sie lieber dem Biest mal eins drüber. Nie im Leben habe ich mich so anstrengen müssen. So eine Strapaze! Und dabei hat mir das Tier den Hals ganz besabbert, und zwar nicht aus reiner Zuneigung.«
    »Was ist denn mit Ihrem Bein? Ihr Strumpf ist ja ganz zerrissen.«
    »Als ob ich das nicht wüßte! Noch dazu ein Paar extra teure. Aber nicht bloß der Strumpf ist hin, auch die Haut am Hacken ist abgescheuert! Das greuliche Vieh sprang plötzlich ohne Grund auf mich los und fuhr immerzu mit der Schnauze am Bein entlang.«
    Ich mußte wider Willen laut lachen, nahm aber die Zügel, und forderte sie auf, beiseite zu treten. Und das Pferd — so sind ja Pferde manchmal — ging sofort ohne Widerstand in den Stall, indem es Miss Adams einen vorwurfsvollen Blick zuwarf, als wollte es fragen, warum sie soviel Aufhebens von einer so einfachen Sache machte.
    »Nun sehen Sie sich das an!« rief Tantchen empört. »So ein unerhörter Querkopf! Machen Sie jetzt fix die Tür fest zu, daß der Gaul nicht ‘raus kann! Mit dem scheint jeder sich auszukennen, bloß ich nicht, für mich sehen alle Pferde egal aus.«
    Völlig perplex schloß ich die Tür, verzichtete aber auf weitere Fragen, denn wenn Tantchen etwas nicht erklären wollte, gab es kein Mittel, sie dazu zu bewegen. Sie schob ihre Frisur wieder zurecht, schüttelte empört den Kopf über den ruinierten Strumpf und bemerkte — während wir vorn herum zum Laden gingen — ganz gleichmütig, Anne sei in der Küche schon beim Teeaufgießen. »Und«, fuhr sie fort, mit ihrem bekannten undurchdringlichen Blick hinter dem wieder korrekt sitzenden Klemmer, »es ist ganz unnötig, zu erwähnen, daß ich das Pferd in den Stall gebracht habe.«
    Was mochte

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