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Frühstück um sechs

Frühstück um sechs

Titel: Frühstück um sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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21
     
    Larry, die bisweilen auch beim starken Geschlecht, das sie angeblich verachtete, eine gute Eigenschaft fand, hatte einmal zu mir gesagt; »Ein anständiger Zug bei den Männern ist, daß sie nicht lange hin- und her reden und immer dasselbe ableiern. Manchmal kann mich das wild machen, aber im Grunde ist es beruhigend.«
    In diesem Fall freilich konnte es einen >wild machen<, denn Paul hörte sich meinen atemlos vorgetragenen Bericht stumm an, stopfte sehr umständlich seine Pfeife und sagte: »Gut. Ich dachte mir schon, daß es dahin kommen würde. Aber das Geld ist doch oft ein böses Hemmnis.«
    Er glaubte offenbar, damit das ganze Thema erschöpft zu haben.
    Ich war, wenn ich auch brennend gern alles mit ihm besprochen hätte, insgeheim froh, daß bis nach Weihnachten nichts Entscheidendes geschehen sollte. Für gut eine Woche hatte ich auch genügend >Emotionen< gehabt. Miss Adams hatte Tims Entschluß, die Situation nicht auszunutzen, durchaus unterstützt. »Ihr wißt ja beide, wie ihr miteinander steht«, sagte sie, »und es ist vernünftiger, wenn ihr euch nicht schreibt und nicht zusammenkommt, bevor Tim den Colonel aufgesucht hat. Eines Tages werdet ihr froh sein, so gehandelt zu haben.«
    Anne widmete sich daher eifrig den Vorbereitungen für ihre Weihnachtsgesellschaft. Es sollte ein aufsehenerregendes Fest werden, da sie fast alle Leute aus dem Bezirk einlud, auch die kleinen Farmer, die Lastwagenfahrer und wer weiß wen noch.
    »Aber was wollen Sie bloß mit denen allen anfangen?« fragte ich zweifelnd. »Die werden doch bestimmt nicht warm miteinander.«
    »Wir werden im Freien tanzen, Quadrille tanzen, da freunden sie sich schon an.«
    Anne hatte von der Reise eine richtige Leidenschaft für Kontertänze mitgebracht, die allmählich auch in Neuseeland große Mode wurden. Ich kannte sie noch nicht, hatte aber Zeitungsartikel darüber gelesen und den falschen Schluß gezogen, sie seien hyperamerikanisch und für unser konservatives Land nicht besonders geeignet, bestimmt aber nicht für uns hier draußen >im Busch<.
    »Das haben Sie wirklich ganz falsch verstanden«, belehrte mich Anne. »Jeder Mensch tanzt das jetzt — eine Mischung von Volkstänzen und unseren Lanciers und so weiter. Es geht ja so leicht, diese einfachen Tänze lernt man sofort, und niemand geniert sich mitzumachen. Also seien Sie keine Spielverderberin, Susan. Julian ist ganz erpicht auf die Sache, er hat einen Elektriker aus der Stadt geholt, mit dem er sich bemüht, über den Tennisplätzen, wo wir tanzen wollen, farbige Birnen anzubringen.«
    Der Colonel besaß — was kaum besonderer Erwähnung bedarf —ein eigenes Kraftwerk, eine vorzügliche Anlage. Er ließ sich nicht auf Kerzen ein, die dauernd tropften, auch nicht auf Patentlampen, die gerade, wenn es darauf ankam, versagten.
    Über Julians Begeisterung war ich fast sprachlos, denn von ihm hätte ich soviel Freude an derart kindlichen Vergnügungen am wenigsten erwartet.
    »Ach, das macht er ja zu gern! Wir haben während der Reise an vielen Gesellschaften teilgenommen, und ein paarmal bei solcher bunten Beleuchtung getanzt. Julian meint, die Freude daran entspränge seinen tiefverborgenen primitiven Trieben. Ich hätte bei ihm nie primitive Impulse vermutet, weder tiefverborgene noch oberflächliche, aber durch diese Kontertänze sind sie wohl zum Vorschein gekommen.«
    Na, dachte ich, wenn die Tänze das vermögen, werden sie gewiß auch das Wunder vollbringen, die kleinen Siedler und Farmer aufzutauen und munter zu machen. »Aber wir müßten doch eigentlich die Tänze vorher üben? Ich glaube, sie sind ziemlich schwierig.«
    »Im Grunde sind sie kinderleicht, man darf sich nur nicht zu ungeschickt anstellen. Julian wird den Tanzmeister machen müssen. Glänzend ist er in der Rolle nicht gerade, aber es wird schon gehen. Übrigens, die Männer sollen sich nur nicht feierlich anziehen, sie können ruhig im Sportanzug erscheinen. — Sagen Sie, Susan, haben Sie nicht vielleicht einen weiten, leichten Rock, so einen buntbedruckten?«
    »Ja, ich habe einen, der mal zu einem Strandanzug gehörte. Er hat einen mächtigen Saum, den ich ‘rauslassen könnte.«
    »Das ist ja herrlich! Ich muß Larry anrufen und fragen, ob sie auch einen hat. Wie alt der ist, spielt keine Rolle, mit Bauernblusen zusammen sehen diese Röcke ja hübsch aus! Wissen Sie, genau so wie die Frauen der Pioniere zur Zeit der Planwagen sich kleideten.«
     
    Beim Gedanken an

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