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Frühstück um sechs

Frühstück um sechs

Titel: Frühstück um sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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zusammenzubringen! Dachte an wunderbare, dramatische Verknüpfungen, und nun ging es so einfach!«
    »Ach, Sie sollten lieber nicht Ihre schriftstellerische Phantasie spielen lassen, meine Liebe. Das Leben ist oft recht simpel — wenn die Menschen es nur so nehmen würden, wie es ist!«
    Sie hatte recht, wie meistens. Endlich öffnete sich die Tür, und die zwei kamen herein; ich saß am Ladentisch, und Miss Adams schien in rechnerische Aufgaben vertieft zu sein. Anne ging auf sie zu und gab ihr einen Kuß. »Sie Gute, Ihnen haben wir alles zu verdanken« sagte sie. Tim ergriff Tantchens Hand, und eine ganze Weile sah es aus, als wollte auch er sie küssen, doch dann lachte er nur und sagte; »So eine Intrigantin! Von Ihnen hätte ich das bestimmt nicht gedacht!«
    So standen die drei da, Hand in Hand. Für mich schien es bei der Szene keine Rolle zu geben.
    Nun sagte Anne: »Bitte, raten Sie uns, Miss Adams. Tim möchte direkt zu Papa fahren und mit ihm reden, aber mir wäre es lieber, er würde damit noch warten. Nur bis Weihnachten. Papa ist doch jetzt erst wieder nach Hause gekommen, und ich finde, er ist so ganz anders als früher — schnell reizbar und schwer zu behandeln. Vielleicht, weil er endlich eingesehen hat — ich meine, daß er im Irrtum war und es zwecklos ist... Mit mir und Julian, wollte ich sagen. Ach, das war alles so dumm, weil Julian eigentlich genauso dachte wie ich, aber Papa nun einmal diesen Herzenswunsch hatte. Wenn Tim gerade jetzt zu ihm käme, gäbe es bestimmt Krach, und ich bin doch erst neunzehn, und vielleicht versucht Papa dann erst recht was Dummes —«
    Tim runzelte finster die Stirn: »Wir müssen es ihm sagen! Zum Donnerwetter, er muß fair mit ihr sein!«
    Tantchen schaltete sich energisch ein. »Ich bin absolut dafür, im alten sportlichen Geist schnurstracks aufs Ziel loszugehen, Tim, aber es gibt Zeiten, da soll man ebenso klug wie schneidig sein. Anne kennt ihren Vater am besten, also richten Sie sich lieber nach ihr und warten Sie noch ein, zwei Wochen, ja?«
    Anne blickte ihn bittend an und nahm seine Rechte in beide Hände. »Tim, laß uns ein frohes Weihnachten feiern — wir wollen alle beisammen sein, wie es früher war. Dann haben wir wenigstens das als Erinnerung, was auch geschehen mag.«
    Er sah sie, fast verzweifelt, in mühsam beherrschter Liebe an. »Nur das?« fragte er.
    Tantchen lachte lebhaft: »Ja, das — und noch viel mehr. Werdet nicht dramatisch, Kinder. Der Colonel wird vernünftigen Worten zugänglich sein, wenn auch vielleicht nicht sofort, aber er wird es einsehen müssen. Gegen Tim kann er ja beim besten Willen nichts einzuwenden haben, aber selbstverständlich ist es ihm unangenehm, zuzugeben, daß er sich in Julian getäuscht hat. Doch er wird sich beherrschen und euch schließlich seinen Segen geben. Ein bißchen Warten kann nichts schaden. Inzwischen werden wir die Sache hübsch geheimhalten, unter uns vieren, ja?«
    Ich zögerte, denn ich wollte Paul nicht gern im unklaren lassen. Er war ja schon mit Tim befreundet, ehe wir uns kennenlernten. Außerdem lag mir das alles so am Herzen, daß ich einfach nicht anders konnte, als es ihm anzuvertrauen. Anne spürte das sofort.
    »Wir vier — und Paul«, sagte sie, indem sie mir den Arm um die Schulter legte. »Was Susan weiß, darf auch Paul wissen — aber sonst weiter keiner, nicht einmal Larry und Sam. Susan, es ist Ihnen doch recht, Larry nichts zu sagen?«
    Natürlich war mir das recht, und ich wußte auch, daß Larry deshalb nicht böse sein würde. Schließlich war ich ja auch nur zufällig zum Mitwisser geworden. Tantchen hatte hier die gute Fee aus dem Märchen gespielt, nicht Susan mit ihren höchst romantischen Vorstellungen. Also verpflichteten wir uns zum Schweigen — bis nach Weihnachten.
    Die Liebenden fuhren ab, aber nicht zusammen. Tim sagte noch energisch: »Wenn dem Vater es noch nicht wissen soll, dann wollen wir uns einstweilen nur wie zufällig treffen, und nie allem. Das müssen wir wohl.«
    Er ratterte mit seinem alten Wagen davon, und sogleich zog Anne, hellauf lachend, ihr Pferd aus dem Stall; sie küßte uns beide, stieg in den Sattel und ritt ab.
    Und dann hatte ich meinen Triumph. »Diese Dokumente«, sagte ich sanft zu Tantchen, »die sehr eiligen Papiere, deren Unterschrift Tim bestätigen sollte — die scheint er ja ganz vergessen zu haben. Würde dafür meine Unterschrift nicht genügen?«
    Ach, ein schönes Gefühl, sich so revanchieren zu

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