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Frühstückspension: Kriminalroman

Frühstückspension: Kriminalroman

Titel: Frühstückspension: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Hunold-Reime
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still. Nur das dumpfe Rauschen vom Meer. Ich schubse das Kissen auf den Fußboden und drehe mich auf meine Schlafseite. Er kann sich seine nicht aussuchen. Alle zwei Stunden wird er gelagert. Rechts, Rücken, links. Ob er davon etwas merkt? Schwester Maike meint, ja.
     
    Die Morgendämmerung legt erste Konturen frei. Ich starre gegen einen fremden Schrank. Beobachte die Bewegungen der Gardine im Wind, ohne zu verstehen. Meine Hand tastet nach der Uhr, als ich mich erinnere. Zimmer mit Frühstück in Horumersiel, und es ist schon nach acht. Zwölf Stunden Schlaf ohne Unterbrechung, ohne Traum. Endlich. Erleichtert lasse ich mich zurückfallen.
    Sie haben mich zwei Tage lang zur Beobachtung im Krankenhaus behalten. Schleudertrauma und Schock. Ausschluss von anderen Verletzungen. Später wurde mir ein Gästezimmer angeboten. Dort konnte ich nicht schlafen. Immer wieder flackerte Blaulicht durch die Gardinen. Manchmal fuhren die Krankenwagen mit heulender Sirene bis vor die Ambulanz. Über meinem Zimmer lag die Etage mit den Bereitschaftsräumen. Ich konnte die Dienstpieper hören, danach die eiligen Schritte den Flur entlang. Zwei Nächte nacheinander hatte ich einen Mann um Hilfe rufen hören. Ich konnte dort nicht bleiben. Das wusste ich bereits am ersten Abend. Aber erst nach fünf weiteren schlaflosen Nächten bin ich gegangen.
    Mein Bademantel liegt ganz unten in der Reisetasche. Später, denke ich und husche im Schlafanzug rüber zur Toilette. Im Flur hängt der Duft von frisch gebrühtem Kaffee. Wieder im Zimmer, beeile ich mich. Ich habe Durst. Nach langer Zeit knurrt sogar mal wieder mein Magen. Dabei hat sich an meiner Situation nichts geändert. Sie ist weiterhin hoffnungslos verfahren.
    Ein flüchtiger Blick in den Spiegel. Mein Gesicht ist noch schmaler geworden. Das volle, naturkrause Haar wirkt wie ein viel zu grober Rahmen. Mit geübten Fingern bändige ich meine Mähne und stecke sie straff nach hinten gekämmt fest.
    Die Wohnung der Heinrichs gleicht einem gut sortierten Geschenkartikelladen. Herzen, Schleifen, Dosen, Kerzen, Kissen, Porzellangänse und Teddys. Vor allem Teddys. Sie sitzen in unterschiedlichen Ausführungen zwischen den Blumen auf der Fensterbank, in den Regalen, auf dem Sofa und dem Teppich. Nur das untere Drittel vom Esstisch ist frei. Dort ist ein Frühstücksgedeck vorbereitet. Sicher für mich.
    Wie hält sie das nur staubfrei, denke ich und suche die übersättigte Umgebung vergeblich nach einer Thermoskanne ab. Ich werde mir einen Heißwasserkocher kaufen, beschließe ich. Damit ich unabhängiger bin. Zwischen acht und zehn hat sie gesagt. Wo steckt sie? Es kostet mich Überwindung, aber ich brauche jetzt einen Kaffee.
    »Hallo! Frau Heinrich?«
    Keine Antwort. Ich rufe noch einmal. Dieses Mal beherzter.
    »Moin, ich bin in der Küche! Wollen Sie sich den Kaffee schon holen?«, kommt es laut und deutlich zurück.
    Ich will. Ihre ungenierte Art gefällt mir. Reinhard hätte sie verabscheut.
    Das wilde Muster der Küchentapete nimmt mir für einen Augenblick den Atem. Kleine Kirschen, Birnen und Äpfel. Dicht an dicht. Frau Heinrich steht auf einem Hocker. Heute Morgen trägt sie zu ihrer Caprihose ein Shirt mit Dalmatinermuster. Ihr üppiger Busen lässt das Design lebendig erscheinen. Wie tags zuvor ist sie barfuß. Mit einer koketten Bewegung umfasst sie ihre Hüften. Dabei schiebt sie ihr Becken von einer Seite zur anderen.
    »Soviel Nippes!«, stöhnt sie und sieht anklagend die Wand an. Erst jetzt erkenne ich, dass vor dem wirren Muster der Tapete Porzellanherzen hängen. So weit das Auge reicht. Zum Muttertag. Unserer lieben Mutter. Unsere Beste. Für die Liebste. Und so weiter.
    »Aber zum Wegwerfen ist es zu schade. Ich werde alles dem Weihnachtsbasar stiften.«
    Sie gibt sich einen sichtlichen Ruck, der ihren Busen erbeben lässt, und nimmt das erste Herz von der Wand.
    »Fällt Ihnen das nicht schwer?«, frage ich, um etwas zu sagen und meine Fassungslosigkeit über so viel Sammelwut zu verbergen.
    »Und ob! Seit Tagen räume ich nur hin und her.«
    Sie stöhnt noch einmal. Kein kleines Stöhnen, das man gut überhören könnte. Es kommt lang und lustvoll aus ihrer Tiefe.
    »Warum ist mir nicht schon viel früher von dieser Tapete schwindelig geworden? Die Wände werde ich weiß streichen, ganz weiß. Und die Decke …«
    Sie stockt und sieht mit einem schrägen Lächeln zu mir herunter: »Was rede ich da? Sie wollen frühstücken. Ich habe noch den ganzen Tag

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