Über dieses Buch:
London im Jahr 1908. Drei Wege führen aus dem Waisenhaus: der Tod, das Arbeitshaus oder eine Adoption. Als die junge Florence in den Haushalt der Familie Molyneux aufgenommen wird, kann sie eigentlich aufatmen – doch sie erkennt schnell, dass etwas auf dem prachtvollen Landsitz Hollyhock ganz und gar nicht stimmt. Warum darf außer ihr niemand das Zimmer voller alter Puppen betreten? Wieso kann sie dort manchmal Kinderlachen hören und manchmal ein Weinen? Und welches düstere Geheimnis bergen der gutaussehende Rufus Molyneux und seine eiskalte Schwester? Florence ahnt noch nicht, wie gefährlich Neugier sein kann –und dass nicht nur ihr Leben auf dem Spiel steht ...
Ein Fantasy-Lesevergnügen: unheimlich, schaurig-schön und immer wieder anders als erwartet!
Über die Autorin:
Maja Ilisch, geboren 1975 in Dortmund, studierte Öffentliches Bibliothekswesen an der FH Köln und absolvierte eine Ausbildung zur Fachbuchhändlerin. Sie schrieb unter anderem für TV-Serien auf SAT1 und RTL sowie für ein Hörspiellabel, für das sie auch eine Phantastikreihe konzipierte. Außerdem betreibt sie die Website des von ihr gegründete Fantasy-Autorenforums TINTENZIRKEL. Heute lebt sie als Bibliothekarin und freie Autorin mit ihrem Mann in Aachen, wo sie sich mit Büchern umgibt und ausgewählte Gäste mit ihrer Puppensammlung erschreckt, die fast nur aus Köpfen besteht. Das Puppenzimmer ist ihre erste Romanveröffentlichung.
Mehr Informationen über die Autorin im Internet: www.ilisch.de
Maja Ilisch freut sich, Kontakte zu ihren Lesern zu knüpfen: www.facebook.com/majailisch
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Originalausgabe Juli 2013
Copyright © 2013 dotbooks GmbH, München
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Redaktion: Julia Abrahams
Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design, München
Titelbildabbildungen: Markus Gann (Wald) und Gromovataya ( Mädchen) , beide Shutterstock, sowie Thinkstock (Puppe)
ISBN 978-3-95520-380-1
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Maja Ilisch
Das Puppenzimmer
Roman
dotbooks.
Für Andrea und Zoe
mein A und mein Z
für alles und die schönen Jahre
in der hohlen Weide
Erstes Kapitel
Sie zogen mir ein weißes Kleid an, damit begann es.
»Wir werden dich Florence nennen«, sagten sie. »Florence, das ist die französische Aussprache. Sie ist schöner als die englische.«
Ich hörte ihnen zu und nickte. Ich hatte noch nie ein weißes Kleid getragen. Und mein Name war nicht Florence.
Eigentlich fing es natürlich viel früher an. Es gibt immer ein Früher, und nie einen Anfang. Aber ich will mit dem Tag beginnen, an dem der Gentleman nach St. Margaret’s kam. St. Margaret’s Institut für Niedere Töchter, so nannten wir es, natürlich nur heimlich: Das klang nach gefallenen Mädchen und hatte etwas Verruchtes an sich, das uns gefiel – wir waren in dem Alter. Die Vorsteherin ahnte davon nichts. Ihr Name war Miss Mountford, und so sah sie auch aus, mit einem spitzen Kinn und viel zu kleinem Mund, den sie trotzdem auf alle Arten von Missbilligend verziehen konnte. St. Margaret’s war natürlich ein Waisenhaus.
In ganz London und Umgebung konnte man keinen viktorianischeren Ort finden, und das lag bestimmt an Miss Mountford, einer alten Viktorianerin durch und durch. Es war ihr nicht entgangen, dass die gute Königin schon seit Jahren tot war – sonst hätte sie uns damals nicht tage- und wochenlang ihretwegen Trauer tragen lassen. Ich erinnere mich nur allzu gut an Queen Victorias Todestag: Ich war ein Mädchen von sieben Jahren, hatte gerade meine beste und einzige Freundin verloren und sollte stattdessen um eine dicke alte Frau mit Hängebacken trauern, die ich nie gesehen hatte. Jedes Mädchen von St. Margaret’s hatte jemanden, um den es lieber trauern wollte als um die Königin. Die meisten erinnerten sich nur zu gut daran, wie sie die eigenen Eltern oder Großeltern verloren hatten, und selbst wer wie ich niemals im Leben den eigenen Eltern auch nur begegnet war, hatte trotzdem Kummer und Verlust nur allzu gut kennengelernt. Die alte Königin konnte uns schnuppe sein, aber wenn Miss Mountford Trauer