Fünf Freunde Erforschen Die Schatzinsel
als er heranwuchs, wurde er sehr unartig.«
»Was stellte er denn an?« fragte Anne.
»Nun - er ist ein schrecklicher Spürhund«, sagte Georg. »Er stöberte alles auf, was er nur erreichen konnte - eine neue Decke, die Mutter gekauft hatte - ihren schönsten Hut - Vaters Pantoffeln - einige seiner Papiere und ähnliche Dinge.
Nichts war vor ihm sicher. Und außerdem bellte er dauernd.
Ich liebe sein Gebell. Vater nicht. Er sagte, es mache ihn ganz verrückt.
Er schlug den armen Tim, und das machte mich böse. Ich wurde sehr heftig ge gen Vater.«
»Da bekamst du sicher eine Tracht Prügel?« meinte Anne.
»Ich möchte gegen deinen Vater nicht unartig sein, er kann so böse aussehen.«
Georg blickte auf die Bucht. Ihr Gesicht hatte sich wieder verdüstert. »Nun - es ist ja einerlei, was für eine Strafe ich bekam«, sagte sie nach einer Weile, »aber das Schlimmste war, als Vater sagte, daß ich Tim nicht länger behalten dürfe, und auch Mutter Vater unterstützte und erklärte, daß Tim uns verlassen müsse. Ich weinte tagelang - und ich weine sonst nie, müßt ihr wissen, weil Jungen das nicht tun, und ich möchte doch wie ein Junge sein.«
»Na, auch Jungen weinen manchmal«, stichelte Anne mit einem Seitenblick auf Dick, der vor drei oder vier Jahren noch ein ausgemachter Schreihals war. Dick gab ihr dafür heimlich einen Rippenstoß.
Georg aber meinte, zu Anne gewandt: »Jungen weinen nicht.
Ich habe es jedenfalls nie beobachtet, und deshalb kämpfe auch ich dagegen an. Weinen ist kindisch. Aber als Tim gehen mußte, konnte ich nicht anders. Er weinte auch.«
Die Kinder sahen Tim mit großer Achtung an. Sie hatten bisher nicht gewußt, daß Hunde weinen können.
»Meinst du, er weinte richtige Tränen?« fragte Anne.
»Nein, so nicht«, erwiderte Georg. »Dafür ist er zu tapfer. Er weinte mit seiner Stimme - er jaulte und jaulte und blickte so jämmerlich, daß es mir beinahe das Herz brach. Und da wußte ich, ich könnte mich nie von ihm trennen.«
»Was geschah weiter?« fragte Julian gespannt.
»Ich ging zu Alf, einem Fischerjungen, den ich gut kenne, und fragte ihn, ob er Tim versorgen wolle, wenn ich ihm mein ganzes Taschengeld gäbe. Er ging auf den Vorschlag ein. Daher habe ich niemals Geld zum Ausgeben - es muß alles für Tim geopfert werden. Er frißt, scheint’s, schreckliche Mengen - nicht wahr, Tim?«
»Wau«, sagte der Hund, rollte sich auf seinen Rücken und streckte die zottigen Beine in die Luft. Julian kratzte ihn.
»Wie machst du das aber, wenn du Süßigkeiten oder Eiscreme haben möchtest?« fragte Anne, die fast ihr ganzes Taschengeld für solche Naschereien ausgab.
»Es muß halt ohne dies gehen - und es geht auch ganz gut«, sagte Georg. Das klang schrecklich für die anderen Kinder, die Eiscreme, Schokolade und sonstige Süßigkeiten über alles liebten und davon immer reichlich hatten. Mit leidig blickten sie auf Georg.
»Nun, ich nehme an, die anderen Kinder, die hier an der Küste wohnen, teilen ab und zu ihre Leckereien mit dir, oder nicht?«
fragte Julian.
»Ich lasse das nicht zu«, sagte Georg. »Wenn ich ihnen nie etwas von mir selbst geben kann, ist es nicht anständig, etwas zu nehmen.
Deshalb sage ich nein.«
In diesem Augenblick läutete nicht allzufern ein Eismann. Laut klang seine Stimme herüber: »Eis - prima Eis.« Julian faßte in seine Tasche. Dann sprang er auf und lief, mit dem Geld klimpernd, davon. Nach kurzer Zeit war er zurück und trug vier dicke Schokoladeneiscreme-Stangen. Eine gab er Dick und eine Anne. Die dritte streckte er Georg hin. Sie sah sehnsüchtig darauf, schüttelte aber den Kopf.
»Nein, danke«, sagte sie. »Du hast ja gehört, was ich gerade gesagt habe. Ich habe kein Geld, so etwas zu kaufen, also kann ich auch nichts von dir nehmen.«
»Wir sind aber doch deine Vettern, von uns kannst du es nehmen«, sagte Julian und versuchte, das Eis in Georgs braune Hand zu stecken.
»Nein, danke«, wiederholte Georg, »wenn ich es auch nett von dir finde.«
Sie sah Julian aus ihren blauen Augen an. Der Junge runzelte die Stirn, als ob er überlegte, auf welche Weise er zu seinem Ziel kommen könnte. Dann lächelte er. »Hör zu«, sagte er, »du hast etwas, was wir so gern mit dir teilen möchten - ja, wirklich, du hast sogar eine ganze Menge Dinge, die wir mit dir teilen möchten, wenn du uns nur ließest. Du teilst diese Dinge mit uns, und wir teilen Eis und ähnliches mit dir.
Verstehst du?«
»Wovon sprichst du? Was
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