Fünf Freunde im Nebel
mein Pferd.
Ich sag' euch, ich werd' halb totgeprügelt, wenn ich allein zurückkomme.« Er begann wieder erbärmlich zu weinen - und fortwährend machte die Nase schnüff - schnüff - schnüff.
»Wie heißt du denn?« fragte ihn Anne.
»Schnüffel«, antwortete der Junge. »So nennt mich mein Vater.«
Der Name war zweifellos sehr passend, aber was musste das für ein liebloser Vater sein!
»Hast du keinen richtigen Namen?« forschte Anne weiter.
»Doch. Aber ich habe ihn vergessen«, gestand Schnüffel.
»Gebt mir mein Pferd, mein Vater wartet doch.«
Julian stand auf. »Ich komme mit zu deinem Vater und werde ihm die Sache erklären. Wo ist er denn?«
»Dort drüben«, sagte Schnüffel, schnüffelte und zeigte über die Hecke.
»Ich gehe mit«, erklärte Dick.
Schließlich begleiteten sie alle den kleinen Schnüffel. Nicht weit entfernt stand mit finsterem, unfreundlichem Gesicht ein Mann.
Er hatte dichtes krauses Haar, und riesige Ohrringe baumelten von seinen Ohren herab. Als der kleine Zug sich näherte, blickte er auf.
»Ihr Pferd kann noch nicht wieder laufen«, begann Julian.
»Morgen oder übermorgen können Sie es holen, sagte der Rittmeister.«
»Ich will es jetzt!« knurrte der Mann. »Wir fahren heute nacht oder morgen hinaus in die Heide. Ich kann nicht warten.«
»Warum so eilig?« fragte Julian. »Die Heide läuft nicht weg.«
Das Zigeunergesicht wurde immer finsterer.
»Können Sie nicht ein oder zwei Nächte warten und dann den anderen nachfahren?« mischte sich Dick ein.
»Hör mal, Vater! Du fährst in einem der anderen Wagen mit vielleicht bei Moses«, schlug Schnüffel eifrig vor. »Unseren Wagen bringe ich mit Clip morgen oder übermorgen nach.«
»Wirst du denn den Weg finden?« erkundigte sich Georg besorgt.
Schnüffel winkte verächtlich ab. »Kinderspiel!« meinte er. »Sie werden mir Zinken legen.«
Ach ja, an die Zinken der Zigeuner hatten die vier im Augenblick gar nicht gedacht.
Dick wandte sich noch einmal an den Alten. »Nun, was halten Sie von Schnüffels Vorschlag? Er ist sehr vernünftig, denn daran, dass Sie das Pferd heute nicht mitnehmen können, ist nicht zu rütteln.«
Ein Schwall von Schimpfworten ergoss sich über den armen Schnüffel, der sich duckte, als wären es Schläge. Dann machte der Alte kehrt, und ohne sich umzublicken, schritt er davon. Die Ohrringe glitzerten in der Sonne.
»Was sagte er?« fragte Julian, denn der Mann hatte sich eines unverständlichen Zigeunerdialekts bedient.
Schnüffel zog in bekannter Weise die Nase hinauf. »Er war sehr böse. Er sagte, er würde mit den anderen gehen, und ich könnte mit Clip und dem Wagen nachkommen. Als Wächter hätte ich ja Liz.«
»Wer ist Liz?« fragte Anne. Im stillen hoffte sie, Liz möge ein Mensch sein, der ein wenig nett zu dem kleinen Kerl wäre.
»Mein Hund«, erklärte Schnüffel, und zum erstenmal ging ein Lächeln über sein Kindergesicht. »Ich habe sie nicht mitgebracht, weil sie manchmal Hühner jagt - und das mag der Rittmeister nicht.«
»Nein, das wird er sicher nicht mögen«, gab ihm Julian recht.
»So, diese Sache wäre nun also geregelt. Du kannst morgen kommen und einmal nach Clip - oder Clop oder wie dein Pferd heißt - sehen.«
»Ich bin so froh«, lächelte Schnüffel und rieb sich die Nase.
»Ich will doch nicht, dass Clip lahmt. Aber mein Vater - er ist so böse.«
»Diesen Eindruck hatten wir auch«, nickte Julian, und dabei glitt sein Blick über einen blutunterlaufenen Fleck in Schnüffels Gesicht. »Du kommst also morgen - und vielleicht zeigst du uns ein paar Zinken. Wir würden gern etwas darüber wissen.«
»Ich komme«, versprach Schnüffel und nickte dazu heftig mit dem Kopf. »Besucht ihr mich auch in meinem Wagen? Ich bin allein dort, nur mit Liz.«
»Ja, wird gemacht«, antwortete Dick.
»Ich werde euch ein paar Zinken erklären«, versprach Schnüffel noch. »Und Liz wird euch ihre Kunststücke zeigen.
Sie war früher nämlich in einem Zirkus und ist sehr klug.«
»Also dann bis morgen, Schnüffel! Allerdings kannst du Clip wohl erst übermorgen mitnehmen«, sagte Julian, und sie trennten sich.
Nächtlicher Besuch
Die Jungen schliefen in einem der Ställe. Die Matratzen, die ihnen Frau Johnsen angeboten hatte, hatten sie abgelehnt und nur Decken mit in ihre Strohbetten genommen.
»Anne und ich möchten auch im Stall schlafen«, bettelte Georg.
»Es wäre etwas ganz Neues. Dürfen wir, Herr Rittmeister?«
»Nein. Ihr habt Betten, für
Weitere Kostenlose Bücher