Fünf Schlösser
Gollwitz etc. etc. nach einer langwierigen Schwachheit im fünfundsiebzigsten Jahre Dero Alters das Zeitliche mit dem Ewigen verwechselt und ist seine Leiche den 28. Juni in dem hochadligen Gewölbe zu Gollwitz beigesetzt worden.«
Plaue blieb noch zwanzig Jahre in von Görneschem Besitz, bis es Leopold von Görne, Sohn Friedrichs von Görne, im Jahre 1765 für 160 000 Taler an den Königlich preußischen Obersten von der Infanterie, Wilhelm von Anhalt, Generalquartier- und Hofjägermeister, auch Domherr der hohen Stiftskirche zu Havelberg, verkaufte.
----
Dieser Turm war 1717, also funfzig Jahr vor Pastor Löseckes obiger Beschreibung, noch so gut erhalten, daß ihn Friedrich von Görne dem im Sommer genannten Jahres auf der Reise nach Magdeburg in Plaue vorsprechenden Könige Friedrich Wilhelm I. als eine Sehenswürdigkeit zeigen konnte. Der König liebte dergleichen aber nicht. Alles, was an Adelsmacht erinnerte, verdroß ihn, und so fragte er den in nicht geringen Schreck und mindestens in große Verlegenheit geratenden Schloßherrn, »ob er den Turm etwa habe stehenlassen, um auch einmal einen Markgrafen darin festzusetzen«. Das war zu deutlich, um nicht verstanden zu werden, und so ließ denn von Görne den Turm bis auf Höhe von acht Fuß abtragen. Auch dieser Rest verschwand gegen das Ende des Jahrhunderts unter General von Anhalt. Nur das unterirdische Gefängnis, also das Haupterinnerungsstück, blieb und hat sich bis diesen Tag erhalten. ._.
----
3. Kapitel
Plaue von 1765 bis 1793
(Von Anhaltsche Zeit)
Wilhelm von Anhalt war der natürliche Sohn des Prinzen Wilhelm Gustav von Anhalt (ältesten Sohnes des Fürsten Leopold von Dessau), mithin ein Enkel des Alten Dessauers. Er glich diesem in vielen Stücken, aber freilich mehr in seinen Fehlern als in seinen Tugenden. Trotzdem, oder vielleicht auch eben deshalb, war er eine »interessante Figur«. Dem wundersamen Regiment, das er achtundzwanzig Jahre lang in Plaue führte, schicke ich seine biographische Skizze voraus.
Prinz Wilhelm Gustav von Anhalt unterhielt ein Verhältnis mit der Tochter eines Superintendenten namens Schardius. Diesem Verhältnis entsprossen zwei Söhne, Wilhelm und Philipp, die beide zu Kapelle bei Radegast im Anhaltischen das Licht der Welt erblickten. Der älteste, Wilhelm , geboren 1734, trat bei dem Prinzen Moritz von Anhalt, seinem Onkel, unter dem Namen Wilhelmi in Dienst und zeichnete sich durch Anlagen und Anstelligkeit derart aus, daß Prinz Moritz ein Patent als Lieutenant für ihn erwirkte. In dieser Eigenschaft blieb er vier Jahre lang in des Prinzen Gefolge, und als dieser, bei Hochkirch schwer verwundet, das Heer verließ, empfahl er seinen Schützling dem General von Hülsen, dem er gleichzeitig das Ehrenwort abnahm, über die Geburtsverhältnisse Lieutenant Wilhelmis unverbrüchliches Schweigen beobachten zu wollen.
Lieutenant Wilhelmi folgte nun seinem neuen Gönner nach Sachsen und zeichnete sich hier in einem Gefechte, welches Hülsen den Österreichern lieferte, aus. Der glückliche Ausgang des Gefechtes erschien Friedrich so wichtig, daß er sich selbst zum General Hülsen begab, mit demselben das Terrain überblickte und einen seiner Ingenieure beauftragte, einen genauen Plan anzufertigen. Zufällig hörte Wilhelmi den Befehl und bat den General, er möge ihm die Erlaubnis verschaffen, ebenfalls einen Plan anfertigen zu dürfen. Der König willfahrte diesem Wunsche, und Wilhelmi lieferte seine Arbeit früher ab als der Ingenieur. Friedrich war mit derselben zufrieden, erkundigte sich näher nach dem jungen Mann und trug Hülsen auf, ihn zu ihm zu schicken. Hülsen jedoch, in der Meinung, daß der König den betreffenden Auftrag sehr wahrscheinlich wieder vergessen habe, nebenher aber auch wohl fürchtend, daß die Zusammenkunft zur Entdeckung Wilhelmis führen und sein (Hülsens) gegebenes Ehrenwort in Gefahr bringen könne, verschwieg Wilhelmi des Königs Begehren.
Friedrich hatte seinen Auftrag aber nicht vergessen, und als er Wilhelmi auf der Parade erblickte, fuhr er ihn mit den Worten an: »Warum ist Er nicht, wie ich befohlen, gestern zu mir gekommen?«
»Euer Majestät, ich weiß von keinem Befehl.«
»Folg Er mir«, sagte der König.
In seinem Cabinet angekommen, legte ihm Friedrich etliche Pläne vor, sprach längere Zeit mit ihm und fragte ihn, da er bestimmte und klare Antworten erhielt, ob er sich wohl getraue, einige dieser Zeichnungen zu kopieren. Wilhelmi bejahte und erhielt den
Weitere Kostenlose Bücher