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Fünf Tanten und ein Halleluja

Fünf Tanten und ein Halleluja

Titel: Fünf Tanten und ein Halleluja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Steiner
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sich suchend um, dann ließ sie ihn los und steuerte den Busfahrer an. Über die Schulter rief sie Toni zu: »Kümmere dich so lange um die anderen, ich kläre das mit Kamilla. Dann kommen wir zurück.«
    Bevor er antworten konnte, war sie bereits abgetaucht. Er blieb etwas irritiert zurück. Ein tränenreiches Wiedersehen sah anders aus.
    Er beobachtete die anderen Landfrauen, die aus dem Bus stiegen. Als Nächstes war da Tante Claire.
    Â»Du hast aber ein hübsches Kleid genäht. Ist das für deine Barbiepuppe?«
    Toni strahlte. »Ja. Sie hat ja gar nichts mehr anzuziehen. Nur noch die Sachen aus der letzten Saison. Sie braucht im Prinzip eine ganz neue Garderobe.«
    Nur mit Tante Claire konnte man über diese Dinge sprechen. Manchmal fehlte ihr zwar der Sinn für Farbkombinationen. Oder sie wusste einfach nicht, was sich gehört, zum Beispiel wenn Barbie zum Lunch in der besseren Gesellschaft eingeladen war. Tante Claire schlug dann vor, Barbie sollte ein schlichtes Businesskostüm tragen. Das muss man sich mal vorstellen!
    Trotzdem. Bei Herrn Vollmer, dem Besitzer des Spielwarenladens, war das ganz anders gewesen. Unter seinen missbilligenden Blicken hatte Toni instinktiv gelogen: »Die Barbie ist für meine Schwester. « Und schlagartig hatte sich Herrn Vollmers Abscheu in Bewunderung gewandelt, und er schwärmte den Kunden vor: » Sein ganzes Taschengeld gibt der Junge für seine Schwester aus. So einen Bruder kann sich jedes Kind nur wünschen. «
    Bei Tante Claire war sein Geheimnis in guten Händen. Sie hatte ein Bastelzimmer, und mittendrin bewahrte sie den unglaublichsten aller Schätze auf: eine Truhe, randvoll mit Stoffen, Fellen, Knöpfen, Perlen, Garn und Ketten. Und jedes Mal, wenn Toni bei ihr war, kam irgendwann die Frage: »Was meinst du, Toni? Sollen wir uns die Glitterkiste angucken?«
    Die Gefühle, die das in ihm auslöste, waren überhaupt nicht zu beschreiben. Toni war schon als Kind der festen Überzeugung gewesen, kein Mädchen könne eine so reine und vollkommene Freude beim Öffnen von Tante Claires Glitterkiste empfinden wie er. Dieses heilige Glück beim Anblick einer strassbesetzten Öse, das war allein Jungen vorbehalten.
    Das war gewesen, bevor es mit seiner Mutter schlimmer wurde. Da war sie noch regelmäßig von der Kur zurückgekommen. Später, als bei ihm zu Hause alles düster und traurig geworden war, da empfand er dieses Glück nicht einmal mehr in Tante Claires Bastelzimmer. Im Gegenteil, da war ihm jedes Mal, wenn die Glitterkiste geöffnet wurde, beinahe zum Weinen zumute gewesen. Als wäre dieser Schatz in ihrem Bastelzimmer ein Symbol für die unbeschwerte Zeit, die so jäh zu Ende gegangen war. Für seine verlorene Kindheit.
    Tante Claire stieg mit der ihr eigenen Eleganz die Stufen des Busses herab. Wie Sophia Loren in einem alten Schwarz-Weiß-Film. Als Kind war es Toni gar nicht bewusst gewesen, wie schön seine Tante war. Natürlich, sie war immer gut angezogen gewesen, und außerdem hatte sie wunderschöne, lange und tiefschwarze Haare. Aber trotz allen Schicks war sie eben eine sehr alte Person gewesen. Knapp über vierzig, wenn er richtig zurückrechnete. Wahrscheinlich hatte Tante Claire mit ihren Stiltipps für Barbie in der Regel richtiggelegen. Hätte er nur auf sie gehört, Barbie hätte bestimmt davon profitiert.
    Als sie ihn entdeckte, leuchtete ihr Gesicht auf. Ihre Lippen formten seinen Namen, und sie trat auf ihn zu. Es sah aus, als wollte sie ihn umarmen, aber dann lächelte sie nur und gab ihm höflich die Hand.
    Â»Hallo, Toni. Wir haben uns lange nicht gesehen.«
    Â»Das stimmt. Ich hoffe, es geht dir gut, Tante Claire.«
    In dem Moment tauchte Tante Kamilla hinter ihr auf, mit roter Plastikbrille und modischer Kurzhaarfrisur. Wie es aussah, hatte sie in den letzten Jahren etwas an Gewicht verloren, trotzdem wirkte sie noch immer wie eine pralle Emsländer Walküre. Tante Kamilla schob sich an Tante Claire vorbei und lief hinter Tante Ebba her.
    Â»Ebba, ich kann nicht zu McDonald’s! Doch nicht hier! Guck dich mal um. Da hol ich mir die Syphilis. Oder noch Schlimmeres. Ich setz da keinen Fuß rein.«
    Â»Stell dich nicht so an. Das wird schon einmal gehen. Wir haben gleich deine Desinfektionstasche, eine Sekunde noch.«
    Â»Selbst im Strahlenschutzanzug geh ich da

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