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Fünf Wochen im Ballon

Fünf Wochen im Ballon

Titel: Fünf Wochen im Ballon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Jäger.
    – Nein, oder doch so wenig wie möglich; mit gehöriger Vorsicht und Wachsamkeit würde man es ohne Gefahr thun können, aber es genügt nicht, über Afrika hinweg zu reisen, wir müssen es auch sehen.
    – Bis jetzt haben wir uns nicht zu beklagen, mein Herr und Gebieter. Statt einer Wüste finden wir ein gut angebautes, fruchtbares Land! Da soll man noch an die Geographen glauben!
    – Warte es ab, Joe, warte es ab, später werden wir sehen.«
    Gegen halb sieben Uhr Abends befand sich der Victoria vor dem Duthumi-Berge; er mußte sich, um ihn zu übersteigen, über dreitausend Fuß heben, und dazu brauchte der Doctor die Temperatur nur um achtzehn Grad (10° Celsius) zu steigern. Man kann sagen, daß er seinen Ballon wirklich mit einem Druck der Hand lenkte. Kennedy bezeichnete ihm nur die zu umgehenden Hindernisse, und der Victoria flog, an dem Berge hinstreifend, durch die Lüfte. Um acht Uhr stieg er am jenseitigen Abhang hinunter; die Anker wurden ausgeworfen, und einer derselben hakte sich fest an den Zweigen eines ungeheuren Nopals. Alsbald ließ sich Joe an dem Strick hinuntergleiten und befestigte ihn mit der größten Solidität. Die seidene Leiter wurde ihm gereicht, und er stieg gewandt an ihr hinaus. Das Luftschiff hielt sich fast ganz ruhig, da es vor dem Ostwinde gedeckt lag.
    Die Abendmahlzeit wurde bereitet, und die Reisenden, von ihrer Luftfahrt angeregt, schlugen in ihre Vorräthe eine gewaltige Bresche.
    »Eine wie große Strecke haben wir heute zurückgelegt?« fragte Kennedy, indem er Stücke von beunruhigenden Dimensionen in den Mund steckte.
    Der Doctor machte mittels Beobachtungen des Mondes das Besteck, und zog die vorzügliche Karte, die ihm als Führer diente, zu Rathe. Diese gehörte zu dem Atlas der »Neuesten Entdeckungen in Afrika« von Fergusson’s gelehrtem Freunde Petermann in Gotha veröffentlicht und ihm zugesandt. Der Atlas sollte dem Doctor für die ganze Reise seine Dienste leisten, denn er umfaßte die Reise-Erfahrungen Burton’s und Speke’s im Gebiet der Großen Seen, das Sudan nach Doctor Barth, das untere Senegal nach Guillaume Lejean und das Niger-Delta nach Doctor Baikie.
    Fergusson hatte sich auch mit einem Werke versehen, das in sich alle in Bezug auf den Nil erworbenen Kenntnisse vereinigte unter dem Titel: »
The sources
of the Nile, being a general survey of the basin of that river and of its head stream with the history of the Nilotic discovery by Charles Beke, th. D.
« Er besaß ferner die ausgezeichneten, in
the Proceedings of the Royal Geographical Society of London
veröffentlichten Karten, und kein Punkt der bereits entdeckten Landstriche konnte ihm entgehen.
     

    Nachtaufenthalt über einem Nopal. (S. 79.)
     
    Als er das Besteck auf der Karte machte, fand er, daß die zurückgelegte Strecke in der Breite zwei Grad oder hundertundzwanzig Meilen nach Westen betrug.
     

    Der Berg Rubeho. (S. 83.)
     
    Kennedy hob hervor, daß die Route nach dem Süden zeigte, aber der Doctor war ganz damit zufrieden, da er so viel wie möglich die Spuren seiner Vorgänger recognosciren wollte.
    Es wurde abgemacht, daß die Nacht behufs der Wachen in drei Zeiten getheilt werden sollte, damit ein Jeder seinerseits für die Sicherheit der Andern sorgen könnte. Der Doctor sollte die Wache von neun Uhr ab, Kennedy von 12 Uhr, Joe von 3 Uhr Morgens übernehmen. Die beiden Letzteren streckten sich also, in ihre Decken gehüllt, unter dem Zelte aus und schliefen friedlich, während Doctor Fergusson für sie wachte.
Fußnoten
    1 Etwa fünf Centimeter. Die Säule fällt ungefähr ein Centimeter auf hundert Meter Steigung.
     
    2 Art Hängematte, die bei Reisen in den Tropen benutzt wird.
Dreizehntes Capitel.
Wetterveränderung. – Kennedy’s Fieber. – Die Medicin des Doctors. – Reise auf festem Boden. – Das Becken von Imendsche. – Der Rubeho-Berg. – Sechstausend Fuß hoch. – Eine Tagesrast.
    Die Nacht verlief ruhig; indessen klagte Kennedy am Sonnabend Morgen beim Erwachen über Mattigkeit und Fieberschauer. Mit dem Wetter ging eine Veränderung vor. Der Himmel bedeckte sich mit dichten Wolken und schien sich für eine neue Sündfluth vorzubereiten. Ein trübseliges Land, dieses Zungomero, in dem es beständig regnet, etwa mit Ausnahme von vierzehn Tagen im Monat Januar.
    Ein heftiger Regenguß stürzte alsbald auf die Reisenden herab: die von den sogenannten »Nullahs«, einer Art von Augenblicksströmen, durchschnittenen Wege wurden ungangbar, waren

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