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VT03 - Tod in den Wolken

VT03 - Tod in den Wolken

Titel: VT03 - Tod in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
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Kilmalie lag im warmen Licht des anbrechenden Morgens. Unter ihren Palisaden kräuselten sich immer noch kleine Rauchfahnen aus der verbrannten Ebene. Nur vereinzelte Flächen aus Baumgruppen, Gras- und Getreideflicken hatte der Feuerfluss verschont. Wie grüne Oasen leuchteten sie aus der schwarzen Wüste. Auch die Stadt war verschont geblieben. Eine Handvoll beherzter Männer hatten die Schleusen des Stausees geöffnet: Dort, wo die flüssige Lava von den Wassermassen aufgehalten worden war, erhoben sich jetzt bizarre Schuttberge und Erdhügel.
    Vietsge seufzte. Sie stand auf einer Anhöhe im Osten hinter der Stadt und ließ ihren Blick über Kilmalie und die Landschaft gleiten. Von der üppigen Kornkammer des Kaiserreiches war nicht viel übrig geblieben! Zum hundertsten Mal fragte sie sich, warum Ngaai, der große Schöpfer, so viel Unglück über ihre Stadt gebracht hatte. Warum er den Götterberg, wie die Alten den Kilmaaro nannten, entzündet und warum er die Seelenlosen entfesselt hatte. Wollte er Kilmalie strafen oder lehren? Warum kannst du uns nicht einfach in Frieden lassen?
    Bei diesem Gedanken verfinsterte sich das Gesicht der alten Frau. Die Furchen in ihrer wettergegerbten Haut wurden noch tiefer und das Braun ihrer Augen eine Nuance dunkler. Aber wer war sie schon, dass sie sich erlaubte, die Absichten von Ngaai in Frage zu stellen? Seine Wege waren unergründlich, und sie war nur eine alte Apothekerin, die das Leben der annähernd zweihundert Seelen in der Stadt ein wenig erleichtern konnte. Also sollte ich das auch tun!
    Energisch umschlossen ihre knochigen Finger die Eisenkralle. Sie beugte ihren sehnigen Körper nach unten und rammte das Eisen erneut in den Boden. Kleine Grassoden flogen umher. Wieder und wieder stieß sie zu, als ob sie ihren Unmut in die gegrabenen Kuhlen versenken wollte. Ihre roten Rocksäume wippten und bald tränkte ihr Schweiß das orangene Tuch, das sie sich um ihre Brüste geschlungen hatte.
    »Hey Vietsge, willst du nach Wurzeln graben oder ein Grab schaufeln?« Sefga lachte und schlug sich auf die Schenkel. Aber es verging ihm schnell, als der vernichtende Blick der Alten ihn traf.
    Noch dazu versetzte ihm Lumgo einen Klaps auf den Hinterkopf. »Pass auf, was du sagst! Es ist ein schlechter Zeitpunkt für derlei Scherze!«
    Sefga senkte seinen Kopf. Er wusste, dass sein Onkel Recht hatte. Trotzdem! War die Welt nicht schon düster genug? Eine kleine Aufheiterung schadete doch niemandem! Der junge Kilmalier riss einen Grashalm aus dem Boden und steckte sich das Ende in den Mund. Missmutig kaute er darauf herum. Außerdem ist sie doch nur eine Mulattin! Besonders diesen Gedanken behielt er für sich. Er wollte sich keine erneute Rüge von Lumgo einhandeln.
    Sein Onkel und er gehörten zu den Wenigen, die sich freiwillig gemeldet hatten, die Alte in das Hinterland von Kilmalie als Schutzpatrouille zu begleiten: Die Apothekerin wollte dort ihren Vorrat an Heilkräutern auffüllen. Im Moment verließ niemand die schützenden Stadtmauern. Und schon gar nicht alleine! Denn merkwürdige Wesen trieben ihr Unheil seit jener Nacht, als der Kilmaaro sein Feuer über das Land gespuckt hatte. Von den Kilmaliern wurden diese Wesen wegen ihrer Lautäußerungen Gruh genannt. Sefga schüttelte sich, als er an sie dachte.
    Als ob sein Onkel seine Gedanken lesen konnte, brummte er vor sich hin: »Erst der Sturm, dann das Feuer und nun die Gruh!«
    Der junge Krieger schnippte den zerkauten Grashalm weg. »Meinst du, sie kommen hierher?«
    »Noch nicht! Der Eingang der Großen Grube ist verschüttet!« Lumgo hob den Stab in seiner Hand. Er deutete hinunter in die Ebene, die von unzähligen Spalten durchpflügt war. »Aber sie werden andere Wege finden!« Mehr sagte der Ältere nicht. Er setzte den Stab wieder auf den Boden und starrte in die Ferne.
    Sefga erhob sich. Er dachte an Kinga, der mit anderen Kilmaliern in die Große Grube gestiegen war, um Prinzessin Lourdes de Rozier zu suchen. Vermutlich hatten sie alle ihre Suche mit dem Leben bezahlt. Verfluchte Gruh, verfluchte Kaiserbrut! Sefga knirschte mit den Zähnen.
    »Geh und schau nach den Kindern!«, befahl die ruhige Stimme seines Onkels.
    Ach ja, die Kinder! Sefga hatte sie völlig vergessen gehabt. Die Enkelsöhne von Vietsge hatten unerlaubt die Stadt verlassen: Da die Apothekerin noch vor Sonnenaufgang hatte aufbrechen wollen, war es den beiden Jungen gelungen, ihnen in der Dunkelheit lange Zeit unbemerkt zu folgen. Als Lumgo

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