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Fünf Wochen im Ballon

Fünf Wochen im Ballon

Titel: Fünf Wochen im Ballon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Verwüsten her. Der Major wurde vollständig beraubt, gänzlich entkleidet, und wäre niemals nach Kuka, der Hauptstadt von Bornu, zurückgekehrt, hätte er nicht einem Pferde unter den Bauch gleiten und so in rasendem Galop den Siegern entrinnen können.
    – Aber wer war denn dieser Major Denham?
    – Ein unerschrockener Engländer, der von 1822 bis 1824 in Gesellschaft von Kapitän Clapperton und Doctor Oudney eine Expedition nach Bornu befehligte. Im März brachen sie von Tripoli auf, gelangten nach Mursuk, der Hauptstadt von Fezzan, und indem sie den Weg einschlugen, den später der Doctor Barth verfolgen sollte, um nach Europa zurückzukehren, kamen sie am 16. Februar 1823 in Kuka am Tschad-See an. Denham machte verschiedene Forschungsreisen nach Bornu, Mandara und den östlichen Ufern des Sees; unterdessen drangen am 15. December 1823 Kapitän Clapperton und Doctor Oudney in Sudan bis Sackatu vor, und der Letztere starb vor Mattigkeit und Erschöpfung in der Stadt Murmur.
    – Dieser Theil Afrikas hat also der Wissenschaft manches Opfer gekostet? fragte Kennedy.
    – Ja, diese Landstriche hier sind verhängnißvoll; wir reisen geraden Wegs auf das Königreich Baghirmi zu, welches Vogel im Jahre 1856 durchreiste, um nach Wadai vorzudringen, und dort ist er verschwunden. Dieser junge Mann wurde im Alter von dreiundzwanzig Jahren abgesandt, um an den Arbeiten des Doctor Barth mitzuwirken; sie trafen sich am ersten December 1854; dann begann Vogel die Erforschung des Landes; gegen 1856 that er in seinen letzten Briefen die Absicht kund, das Königreich Wadai zu recognosciren, in das noch kein Europäer bis dahin gedrungen war; es scheint, als sei er bis nach der Hauptstadt Wara gekommen, wo er nach einigen Berichten getödtet wurde, nach andern noch gefangen gehalten wird, weil er den Versuch gemacht hatte, einen der geheiligten Berge in der Umgegend zu besteigen. Man darf jedoch nicht den Tod der Reisenden als gewiß annehmen, denn das würde etwaige Forschungen nach ihnen überflüssig machen. Wie oft ist die Nachricht vom Tode des Doctor Barth officiell verbreitet worden, und wie oft hat er eine gerechte Entrüstung darüber empfunden! So ist es auch leicht möglich, daß Vogel von dem Sultan des Wadai-Landes gefangen gehalten wird, der vielleicht ein Lösegeld für ihn zu erpressen hofft. Der Baron von Neimans wollte sich nach Wadai begeben, aber er starb im Jahre 1855 in Kairo. Bekanntlich hat sich jetzt Herr von Heuglin mit der von Leipzig abgesandten Expedition auf die Reise gemacht, um die Spuren Vogel’s zu entdecken. So werden wir demnächst über das Schicksal dieses interessanten jungen Reisenden Gewißheit erhalten.« 1
    Mosseia war schon lange am Horizont verschwunden, und jetzt entrollte Mandara unter den Reisenden seine wunderbare Fruchtbarkeit; hier zeigten sich üppige Wälder von Akazien, dort rothblühende Grasähren und die krautartigen Pflanzen der Baumwollenstauden und Indigofelder; der Shari, welcher sich achtzig Meilen weiter in den Tschad ergießt, rollte ungestümen Laufes dahin.
    Der Doctor zeigte auf den Karten Barth’s seinen Gefährten den Lauf dieses Flusses.
    »Ihr seht, sagte er, daß die Arbeiten dieses Gelehrten von außerordentlicher Wichtigkeit sind; wir steuern gegenwärtig gerade auf den District von Loggum zu, und vielleicht auch sehen wir die Hauptstadt Kernak. Dort starb der arme Toole im Alter von kaum zweiundzwanzig Jahren. Es war dies ein junger Engländer, ein Fähndrich vom 80sten Regiment, der sich einige Wochen zuvor dem Major Denham in Afrika angeschlossen hatte, und hier so bald schon seinen Tod fand. Man kann mit. Recht diese unermeßliche Gegend den Kirchhof der Europäer nennen!«
    Einige fünfzig Fuß lange Canots schifften den Shari abwärts; der Victoria , tausend Fuß von der Erde entfernt, zog nur in geringem Maße die Aufmerksamkeit der Eingeborenen auf sich. Der Wind, welcher bis jetzt ziemlich kräftig geweht hatte, begann mehr und mehr abzunehmen.
    »Sollten wir noch einmal unter Windstille zu leiden haben? begann der Doctor.
    – Thut nichts, Herr Fergusson, wir haben weder Wassermangel noch die Wüste zu fürchten.
    – Freilich, aber dafür wilde Völkerschaften.
    – Dort taucht etwas auf, das einer Stadt ähnlich sieht, meldete Joe.
    – Das ist Kernak; das letzte Wehen des Windes führt uns dahin, und wir werden einen genauen Plan der Stadt aufnehmen können.
    – Sollen wir uns nicht noch mehr nähern? fragte Kennedy.
    – Nichts leichter als

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