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Fuer alle Faelle Emma

Titel: Fuer alle Faelle Emma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja von Vogel
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ihn hinter den Schlappohren. »Auch wenn du natürlich der schönste Labrador von ganz Tupfingen bist, stimmt's, Paulchen?«
    Ich dachte immer noch über die Sache mit dem Aktzeichnen nach. »Muss sich das Modell wirklich ganz ausziehen?«
    Mama nickte.
    »Richtig nackt?«, fragte ich.
    »Na klar.« Mama griff nach dem Autoschlüssel, der in der Krimskramsschüssel auf dem Schuhregal lag. »Sonst kann man die Proportionen nicht richtig erkennen.«
    Ich verzog das Gesicht. »Igitt! Wie peinlich!«
    »Unsinn«, sagte Mama. »Das ist überhaupt nicht peinlich, sondern ganz normal. Seit es Künstler gibt, gibt es auch Aktmodelle.«
    »Also, ich würde so was nie machen«, stellte ich klar. »Mich nackig ausziehen und von lauter fremden Leuten malen lassen, meine ich.«
    »Das hab ich mir schon fast gedacht.« Mama grinste.
    »Darum hab ich ja auch die Anzeige in die Zeitung gesetzt.« Sie ging zur Tür. »Was ist, wollen wir los?«

    Kurze Zeit später saßen wir in Gesas klapperigem VW-Bus und tuckerten auf der Landstraße in Richtung Dederstadt. Gesa und Mama saßen vorne und Tim und ich hinten. Tim ist mein Zwillingsbruder, aber wir sehen uns kein bisschen ähnlich. Er ist sieben Minuten älter als ich. Damit macht er sich immer wichtig, wenn wir uns streiten. Aber das passiert zum Glück nicht besonders oft. Mit Tim kann man sich gar nicht richtig streiten, dafür ist er viel zu nett. Ich bin längst nicht so nett wie er, darum kann man sich mit mir auch prima streiten.
    In Dederstadt bog Gesa direkt hinter dem Friedhof in eine ruhige Seitenstraße ein und hielt vor einem großen Altbau.
    »So, hier müsste es sein«, sagte sie.
    Mama drehte sich zu uns um. »Wir fahren jetzt einkaufen und holen euch dann so gegen drei wieder ab, okay? Schöne Grüße an Papa!«
    Tim nickte, während ich schon aus dem Bus kletterte. Als wir nebeneinander auf dem Bürgersteig standen, setzte sich der Bus wieder in Bewegung und knatterte davon.
    Ich betrachtete das alte Haus. Es war grau, und an einigen Stellen bröckelte der Putz von der Mauer. Im Vorgarten lag ein rostiges Fahrrad neben ein paar leeren Blumenkübeln. Alles war von hohem Gras und Unkraut überwuchert. Aber dazwischen wuchsen jede Menge Blumen.
    »Sieht doch ganz nett aus«, sagte Tim.
    Ich nickte. »Besser als die blöde Pension ist es auf jeden Fall.«
    Papa hatte eine Zeit lang in einem furchtbar ungemütlichen Pensionszimmer gewohnt. Da waren mir jedes Mal fast die Tränen gekommen, wenn ich ihn besucht hatte, weil er mir so leidtat. Aber vor ein paar Tagen hatte er ein freies WG-Zimmer gefunden und war umgezogen.
    »Sollen wir reingehen?«, fragte Tim.
    Ich nickte. Wir liefen durch den verwilderten Vorgarten zur Haustür. Sie stand sperrangelweit offen. Im Treppenhaus roch es nach Fisch und ein bisschen nach Kellermoder. Die Holzstufen waren ausgetreten und knarzten bei jedem Schritt. Im dritten Stock blieben wir vor einer grün gestrichenen Wohnungstür stehen. Dahinter war laute Musik zu hören.
    »Siehst du hier irgendwo eine Klingel?«, fragte Tim.
    Ich schüttelte den Kopf. »Dann müssen wir eben klopfen.«
    Und das tat ich auch. Erst ganz zaghaft, dann etwas lauter. Aber es passierte nichts. Wahrscheinlich hatten sie das Klopfen nicht gehört. Kein Wunder bei dem Lärm. Schließlich bollerte ich mit beiden Fäusten gegen die Tür und da machte endlich jemand auf. Es war ein Mann mit schwarzen, struppigen Haaren und einem Vollbart. Er war so groß, dass er mit dem Kopf fast gegen den Türrahmen stieß, und hatte einen ziemlich dicken Bauch. Ein bisschen erinnerte er mich an Rübezahl.
    »Hallo«, sagte der Mann. »Ihr wollt bestimmt zu Rudi, oder?«
    Rudi ist unser Vater. Tim und ich nickten, und Rübezahl trat einen Schritt zur Seite, damit wir hereinkommen konnten. Papas neue Wohnung hatte einen langen Flur, von dem eine Menge Türen abgingen. Aus einem der Zimmer kam die laute Musik.
    »Ich heiße Rolf«, sagte Rübezahl. Dann rief er: »Mach doch mal den Lärm aus, Daniel!« Die Musik wurde leiser.
    Eine der Türen öffnete sich, und Papa kam heraus. Er lächelte, als er uns sah. »Da seid ihr ja! Ich hab euch gar nicht klopfen hören.«
    »Bedank dich bei Daniel«, sagte Rolf. »Irgendwann bekommen wir hier alle noch einen Gehörschaden, wenn der Bengel seine Musik ständig so laut aufdreht.«
    Papa zuckte mit den Schultern. »Lass ihn doch. Schließlich waren wir alle mal jung, oder?«
    »Aber ich hab wenigstens vernünftige Musik gehört und nicht so

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