Fuer eine Handvoll Bisse
wenig Zeit vor der Zeremonie, und ich hatte durchaus vor, mein Versprechen einzulösen und meinen Großvater zu besuchen. Oder zumindest kurz auf meinem Weg zum Leuchtturm bei ihm vorbeizuschauen.
Da ich vor meiner Abfahrt noch etwas zu essen und zu trinken brauchte, ging ich den Flur entlang zur Küche, um mir eine Kleinigkeit mitzunehmen.
Auf der Arbeitsplatte lagen Bagels, aber Margot hatte diesmal den Frischkäse weggelassen - vermutlich eine Sparmaßnahme.
Ich hatte mir gerade einen Bagel in eine Serviette gepackt und mir eine Flasche Lebenssaft aus dem Kühlschrank genommen, als Lacey die Küche betrat. Sie trug wieder eng anliegende Jeans, die sie mit einem modischen Streifenoberteil und Stiefeln kombiniert hatte.
Ohne mich zur Kenntnis zu nehmen - abgesehen von einem kurzen Blick in meine Richtung -, ging sie zum Kühlschrank und nahm eine Flasche sehr teuren Wassers heraus. Nur das Beste für die Beste, könnte man meinen.
Sie schloss die Kühlschranktür und lehnte sich an sie. »Ich habe gehört, ihr zwei seid zusammen.«
Ich musste nicht fragen, wen sie meinte. Ich sah sie an. »Das sind wir.«
»Du bist nicht gut genug für ihn.«
Ich war schon auf dem Weg zur Tür, in der Hoffnung, mir Diskussionen mit ihr zu ersparen und direkt losfahren zu können, aber das ließ mich stehen bleiben. »Wie bitte?«
»Du bist nicht das, was er braucht.«
Der Zorn, der in mir hochkochte, ließ mich mehr als nur bissig klingen. »Und was braucht er deiner Meinung nach?«
»Nicht einfach nur ein Werkzeug. Nicht einfach nur Kraft. Das Haus ist in einer brenzligen Situation; ich habe zwar jetzt mein eigenes Haus, aber zweifle nicht an meiner Liebe zu Cadogan. Dieses Haus ist in meinem Blut. Hier wurde ich erschaffen, und ich werde nicht zulassen, dass du das Haus - und ihn - ruinierst. Du bist der Grund, warum Cadogan das GP verlässt. Wenn es ins Wanken gerät, dann trägst du die Schuld.«
Ich schaffte es, die folgenden Worte auszusprechen, obwohl ich mich wunderte, dass meine Wut mich nicht daran hinderte. »Meine Beziehung - seine Beziehung - geht dich überhaupt nichts an.«
»Sie geht mich etwas an«, widersprach sie mir. »Dieses Haus geht mich etwas an, und der Meister, der mich erschaffen hat, geht mich etwas an.«
Meisterin oder nicht, aber sie fing an, mich zu nerven. »San Diego geht dich etwas an. Du hast dieses Haus und Ethan verlassen, als du dorthin gegangen bist. Dass du versuchst, in meinem Revier zu wildern, denn genau darum geht es dir offensichtlich, schätze ich überhaupt nicht.«
Bevor sie darauf antworten konnte, kamen zwei Vampirinnen Cadogans, Christine und Michelle, in die Küche. Beide trugen Trainingsklamotten, winkten mir kurz zu und begrüßten Lacey freundlich - »entgegenkommende Dankbarkeit« vermutlich -, dann nahmen sie sich Fitnessgetränke aus dem Kühlschrank und Bananen aus einer Schale, die auf der Arbeitsplatte stand.
Sie sprachen uns nicht weiter an, hatten jedoch die Köpfe bereits zusammengesteckt, als sie die Küche verließen. Zweifellos redeten sie über das Treffen von Ethans Geliebter und der Frau, die gerne ihre Rolle übernommen hätte. Ich versuchte nicht einmal, irgendetwas von ihrem Getuschel aufzuschnappen; ich war mir nicht sicher, ob ich überhaupt wissen wollte, was sie da besprachen ... vor allem aus Angst, dass sie recht haben könnten.
Lacey trat einen Schritt auf mich zu. »Nehmen wir mal an, du liegst richtig. Nehmen wir mal an, es geht mich nichts an, mit wem er zusammen ist. Nehmen wir mal an, das ginge nur dich etwas an. Vielleicht solltest du dir dann mal Gedanken über die Frau machen, die er verdient. Bist du diese Frau? Oder verdient er jemand Besseres? Jemanden, der treu und immer ehrlich zu ihm ist?«
»Eine Blondine vielleicht?«, fragte ich kühl. »Vielleicht genauso jemanden wie dich?«
Mein Handy klingelte. Da ich eine weitere Krise vorhersah, zog ich es sofort aus meiner Jackentasche. Es war Jonah, der vermutlich sicherstellen wollte, dass ich bei der Aufnahmezeremonie auch anwesend sein würde. Ich schaltete das Handy aus und steckte es sofort wieder weg, doch Lacey betrachtete mich mit unverhohlener Neugier.
»Halten wir dich von irgendetwas ab?«
»Ich versuche einen Doppelmord aufzuklären«, ermahnte ich sie. »Nur eine kurze Nachfrage.«
Sie lächelte schwach. »Ich habe viele Jahrzehnte lang meine Erfahrungen gesammelt, Merit. Jahrzehnte, in denen ich mit ihm gearbeitet habe, ihm zugesehen und ihn
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