Für einen Kuss von Frisco
hinauf, wobei er sich am Geländer festhielt und sich bemühte, sein verletztes Bein so wenig wie möglich zu belasten. Trotzdem konnte Mia sehen, dass ihm jeder Schritt Schmerzen bereitete. Als er oben ankam, ging sein Atem heftig. Schweiß stand auf seiner Stirn.
„Im Erdgeschoss steht eine Wohnung zum Verkauf“, redete Mia drauflos. „Vielleicht kann Ihnen die Verwaltung behilflich sein, Ihr Apartment einzutauschen gegen eines im … im …“
Ein vernichtender Blick traf sie. „Sind Sie immer noch da?“, fragte er unhöflich. Doch als er Mia für einen kurzen Moment ansah, bemerkte sie in seinen Augen eine Fülle von Gefühlen. Zorn, Verzweiflung, Scham. Vor allem Scham.
„Entschuldigen Sie.“ Ihr Blick fiel, fast gegen ihren Willen, auf sein verletztes Bein. „Ich wollte Sie nicht …“
Frisco trat direkt unter eine der Flurlampen und hob sein rechtes Bein ein wenig an. „Hübsch, nicht wahr?“, fragte er.
Das Knie war übersät von stark geröteten, wulstigen Narben, das ganze Gelenk war geschwollen. Mia schluckte. „Was …“, begann sie und räusperte sich. „Was … ist passiert … ?“
Seine Augen waren dunkelblau, fast schwarz und umrandet von den längsten, dichtesten Wimpern, die sie je bei einem Mann gesehen hatte. Trotz des dünnen Schweißfilms auf seinem Gesicht erschien er ihr als der attraktivste Mann, der ihr in ihren ganzen siebenundzwanzig Lebensjahren begegnet war.
Seine Haarfarbe war dunkelblond, kein durchschnittliches Aschblond, sondern eine seidige Mischung aus sehr hellem Braun mit goldenen und roten Reflexen. Er hatte eine große, leicht krumme Nase, die sehr gut in sein Gesicht passte, und einen breiten Mund. Wenn er lächelte, sah er bestimmt umwerfend aus. Lachfältchen lagen um seine Augen und seine Lippen, aber jetzt lächelte er nicht. Sein Gesicht wirkte angespannt vor Zorn und Schmerz.
„Eine Verwundung“, antwortete er barsch. „Bei einem Militäreinsatz.“
Er hatte getrunken. Mia war ihm nahe genug, um den Whiskeydunst in seinem Atem wahrzunehmen. Rasch trat sie einen Schritt zurück.
„Das muss … entsetzlich gewesen sein“, stammelte sie. „Aber … ich wusste gar nicht, dass die Vereinigten Staaten in letzter Zeit in eine Auseinandersetzung auf See verwickelt waren. Ich meine, irgendwer … zum Beispiel der Präsident … hätte uns doch informiert, wenn wir im Krieg wären, oder?“
„Ich wurde bei einem Antiterror-Einsatz in Bagdad verletzt“, erklärte Frisco ihr.
„Bagdad? Liegt das nicht viel zu weit im Land für einen Navy-Einsatz?“
„Ich bin ein Navy SEAL“, erläuterte er und verbesserte sich selbst dann mit bitterem Lächeln: „War ein Navy SEAL.“
Ihr war anzusehen, dass sie nicht verstand, was er meinte. Erstaunt sah sie zu ihm auf. Ihre Augen hatten eine bemerkenswerte Farbe, hellgrün und braun gesprenkelt mit einem dunklen Ring um die Iris. Ihre leicht schräg gestellten Augen und ihre hohen Wangenknochen gaben ihr einen exotischen Touch, als hätte sie asiatische oder polynesische Vorfahren. Vielleicht Hawaii? Genau, das war es. Sie sah ein wenig so aus, als stammte sie von Hawaii. Ihre Nase war klein und schmal, die Lippen sanft geschwungen, die Haut ebenmäßig und äußerst attraktiv gebräunt. Ihr glattes schwarzes Haar trug sie zu einem Pferdeschwanz gebunden. Es war so lang, dass es ihr bis zur Taille reichte.
Frisco musste sich selbst eingestehen, dass seine Nachbarin umwerfend hübsch war.
Sie war deutlich kleiner als er, schlank und feingliedrig. Zu ihrem locker sitzenden T-Shirt trug sie Shorts, die ihre wohlgeformten braunen Beine prima zur Geltung brachten. Keine Schuhe. Ihre Figur war beinahe jungenhaft. Beinahe nur. Sie hatte kleine Brüste, die dennoch ausgesprochen feminin wirkten.
Auf den ersten Blick hätte er sie für einen Teenager gehalten. Aber bei genauerem Hinsehen sah er die feinen Linien, die das Leben in ihr Gesicht gezeichnet hatte. Außerdem strahlte sie Selbstvertrauen und Lebenserfahrung aus, wie sie von keinem Teenager zu erwarten waren. Trotz ihres jugendlichen Aussehens war diese Mia Summerton wohl doch eher in seinem Alter.
„Navy SEALs“, erklärte er, „so nennt man die Eliteeinheit für besondere Kampfeinsätze der U. S. Army. Wir agieren zu Lande, zu Wasser und in der Luft. Daher der Name SEAL: sea, air, land- Meer, Luft und Boden.“
„Verstehe“, nickte sie und lächelte schief. „Wie niedlich – sich nach Seehundbabys zu benennen.“
Dieses Lächeln ließ sie
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