Für einen Kuss von Frisco
berührten.
Sie duftete unglaublich gut. Ein leichtes dezentes Parfüm mit einem Hauch von exotischen Gewürzen.
Schon bei ihrem ersten Lächeln hatte sich etwas in ihm geregt. Jetzt regte es sich wieder, und verblüfft erkannte er, dass er sie begehrte. Oh Mann, es war so lange her …
„Und wenn ich nicht bluffe?“, flüsterte er. „Was, wenn ich wirklich möchte, dass Sie mit in meine Wohnung kommen und die Nacht mit mir verbringen?“
Jetzt blitzte doch eine Spur Unsicherheit in ihren Augen auf. Und dann trat sie einen Schritt zur Seite. „Tut mir leid, ich bin nicht in der richtigen Stimmung für Sex mit einem Schwachkopf.“
Frisco schloss seine Tür auf. Er hätte sie küssen sollen. Immerhin hatte sie ihn regelrecht dazu provoziert. Aber irgendwie war es ihm falsch vorgekommen. Mit einem Kuss wäre er zu weit gegangen. Dennoch – er hätte es unglaublich gern getan.
Er drehte sich noch einmal nach ihr um, bevor er seine Wohnung betrat. „Wenn Sie Ihre Meinung ändern, sagen Sie mir einfach Bescheid.“
Mit einem spöttischen Lachen verschwand Mia in ihrem eigenen Apartment.
3. KAPITEL
J a?“ krächzte Frisco ins Telefon. Sein Mund war trocken, und in seinem Kopf hämmerte es wie verrückt. Der Wecker zeigte 9:36 Uhr. Zwischen den Schlafzimmervorhängen strömte so gleißendes Sonnenlicht herein, dass es wehtat. Rasch schloss er die Augen wieder.
„Alan, bist du das?“
Sharon. Seine Schwester Sharon.
Frisco wälzte sich herum und sah sich nach irgendetwas Flüssigem um, um seine trockene Kehle zu befeuchten. Auf dem Nachtschränkchen stand eine bis auf einen Fingerbreit geleerte Whiskeyflasche. Er streckte die Hand danach aus, ließ sie aber sofort wieder sinken. Zum Teufel, nein, das würde er nicht tun. Auf keinen Fall wollte er so enden wie sein Vater. Der hatte jeden Tag mit einem ordentlichen Schluck Alkohol begonnen, und abends hatte er sternhagelvoll auf der Wohnzimmercouch gelegen.
„Ich brauche deine Hilfe“, begann Sharon. „Du musst mir einen Gefallen tun. In der Rehaklinik sagten sie mir, du seist entlassen worden. Was für ein Glück!“
„Was für einen Gefallen?“, brummte Frisco. Sie brauchte sicher wieder Geld. Nicht zum ersten und bestimmt nicht zum letzten Mal. Seine ältere Schwester Sharon war ebenso dem Alkohol verfallen, wie sein Vater es gewesen war. Immer wieder verlor sie ihre Jobs und konnte weder ihre Miete bezahlen noch ihre fünfjährige Tochter Natasha versorgen.
Frisco schüttelte den Kopf. Er war bei Tashas Geburt dabei gewesen, hatte geholfen, sie ans Licht der Welt zu holen. Das Kind eines unbekannten Vaters und einer verantwortungslosen Mutter. So sehr Frisco seine Schwester auch liebte, ihm war dennoch klar, dass sie völlig verantwortungslos war. Sie ließ sich durchs Leben treiben, hangelte sich von Job zu Job, von Stadt zu Stadt, von Mann zu Mann. Selbst ihre kleine Tochter hatte sie nicht dazu gebracht, irgendwo Wurzeln zu schlagen.
Vor fünf Jahren, als Natasha gerade geboren und sein Bein noch in Ordnung gewesen war, hatte er optimistisch in die Welt geblickt. Dennoch hatte er sich nicht vorstellen können, dass diesem Baby eine besonders glückliche Zukunft winkte. Sharon musste endlich begreifen, dass sie ein Alkoholproblem hatte. Sie musste sich um professionelle Hilfe bemühen und schließlich irgendwo niederlassen. Andernfalls würde Natashas Leben von Chaos, Zerrüttung und ständigem Umbruch geprägt sein.
Er hatte recht behalten.
Während der letzten Jahre hatte er Sharon jeden Monat Geld geschickt in der Hoffnung, sie würde es für die Miete und für Lebensmittel verwenden, damit ihre fünfjährige Tochter ein Dach über dem Kopf hatte und regelmäßig zu essen bekam.
Von Zeit zu Zeit hatte Sharon ihn in der Rehaklinik besucht – immer dann, wenn sie Geld brauchte. Und nie hatte sie Natasha dabei gehabt. Den einzigen Menschen, den Frisco wirklich liebend gern gesehen hätte.
„Einen Riesengefallen“, räumte Sharon mit brüchiger Stimme ein. „Ich bin nur zwei Blocks von dir entfernt. Ich komme schnell vorbei, okay? In drei Minuten bin ich bei dir. Ich kann allerdings keine Treppen steigen – ich habe mir das Bein gebrochen und gehe an Krücken.“
Sie legte auf, ohne seine Antwort abzuwarten. Sharon hatte sich also das Bein gebrochen. Super. Woran lag es nur, dass Menschen wie sie das Unglück magisch anzogen? Frisco kam mühsam hoch, legte das Telefon auf, griff nach seinem Krückstock und wankte ins Bad.
Drei
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