Für einen Kuss von Frisco
sicher keine Beziehung mit ihm. Aber vielleicht, nur vielleicht, wünschte sie sie sich.
Er jedenfalls wünschte sie sich über alles, obwohl er vielleicht bereits alles zwischen ihnen kaputt gemacht hatte. Und das sehr, sehr gründlich.
Trotzdem, sie hatte es gesagt: Ich liebe dich.
„Wir haben es! 273 Barker Street in Harper.“ Lucky lehnte sich zum Fenster herein. „Harvard faxt uns eine Karte rüber. Thomas bleibt in deiner Wohnung und leitet jeden Anruf, der reinkommt, sofort an dich weiter. Wir treffen uns mit den anderen an Ort und Stelle.“
Frisco nickte, von plötzlicher Hoffnung erfüllt. „Dann nichts wie los!“
Einer von Dwaynes Männern folgte Mia und Natasha die Treppe hinauf.
Ihr Magen verkrampfte sich vor Anspannung. Genauso, wie sie ihm verschlüsselte Hinweise gegeben hatte, hatte Frisco ihr zu verstehen gegeben, dass sie sich mit Tasha im Badezimmer aufhalten sollte. Setz sie in die Wanne. Wenn es zu einem Schusswechsel käme, konnte eine emaillierte Wanne möglicherweise eine brauchbare Deckung geben. Er hatte ihr gesagt, sie solle mit Tasha reden. Warum? Damit sie keine Angst bekommt. Warum reden? Sie sah keinen Sinn darin, aber er hatte sie darum gebeten. Also würde sie tun, was er wollte.
Gleich jetzt, hatte er gesagt. Ich habe die Adresse. Das konnte nur bedeuten, dass er bereits unterwegs war. Er wusste bereits, wo sie waren, und würde bald da sein.
Vor der offenen Badezimmertür blieb sie stehen und drehte sich nach ihrem Aufpasser um. „Wir müssen die Toilette benutzen.“
Er nickte. „Nur zu. Aber schließ die Tür nicht ab.“
Mia schob Natasha hinein und unterzog den Raum einer raschen Kontrolle: Waschbecken, Badewanne mit Duschvorhang, schmuddelige Toilette. Das winzige Fenster nicht zu öffnen. In einem schmalen Regal befanden sich ein paar Rollen Toilettenpapier und einige verwaschene Handtücher und Waschlappen.
Sie drehte das heiße Wasser auf und hielt einen Waschlappen darunter. „Hör zu, Tasha“, flüsterte sie. „Wir werden Dwayne und seinen Freunden jetzt einen Streich spielen. Wir tun so, als wärst du richtig krank, ja?“
Mit weit aufgerissenen Augen nickte die Kleine.
„Halt die Luft an, bis dein Gesicht rot ist“, befahl ihr Mia, während sie den Waschlappen auswrang. „So, der wird sich ziemlich heiß anfühlen, aber die sollen denken, dass du Fieber hast.“
Die Kleine atmete tief ein, hielt den Atem an und hielt tapfer still, als Mia ihr den heißen Waschlappen auf die Stirn drückte. Als sie endlich die Luft wieder ausstieß, war sie hochrot angelaufen, und ihre Stirn fühlte sich schweißnass an.
„Darf ich was trinken?“, fragte sie und drehte das kalte Wasser auf.
„Natürlich“, antwortete Mia. „Aber denk dran, du musst so aussehen, als ginge es dir richtig schlecht.“
Sie wartete, bis Tasha fertig getrunken hatte, und öffnete dann die Tür. „Entschuldigung, wir bleiben wohl besser hier drin. Natasha hat Fieber, und …“
Ein würgendes Geräusch hinter ihr ließ sie innehalten und sich umdrehen. Tasha kauerte über der Toilette, und aus ihrem Mund ergoss sich Flüssigkeit.
„Igitt.“ Der Mann mit der Pistole schloss angewidert die Tür von außen.
„Natasha“, rief Mia alarmiert, doch die Kleine funkelte sie spitzbübisch an. „War ich gut?“, fragte sie leise. „Ich habe viel Wasser in den Mund genommen und es in die Toilette gespuckt. Meinst du, der hat mir geglaubt, dass mir schlecht ist?“
Die Tür ging einen Spalt auf. „Dwayne will keine Sauerei im Haus. Er sagt, ihr müsst im Bad bleiben. Ich schließe euch hier drin ein. Braucht die Kleine eine Decke oder so?“
„Eine Decke wäre großartig.“ Mia lehnte sich erleichtert mit dem Rücken gegen die Tür. Teil eins war geschafft. Jetzt galt es, Teil zwei von Friscos Anordnung zu erfüllen und zu reden …
Und zu hoffen, dass er, wenn alles vorbei war, noch am Leben war und ihr erklären konnte, warum.
17. KAPITEL
I ch hab da was.“ Harvard drehte an der Feinabstimmung des hochempfindlichen Mikrofons, das auf das Haus in der Barker Street ausgerichtet war. „Klingt wie eine Frau und ein Kind. Sie singen …“ Er hielt Frisco seine Kopfhörer hin, der angestrengt durch die dunkel getönten Scheiben des Vans starrte, von dem aus sie beide das Haus beobachteten.
Ja, das waren sie. Sie mussten es einfach sein. Als das Lied endete, hörte er, wie Tasha sagte: „Mia, warum sitzen wir in der Wanne?“
„Weil dein Onkel meint, in der Wanne seien
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