Für einen Kuss von Frisco
Es war kühl; die Klimaanlage war offenbar sehr niedrig eingestellt. Irgendwo im Haus lief ein Fernseher. Tasha schlang ihre Ärmchen fester um Mias Hals. „Ich habe noch niemandem eine Pistole unter die Nase gehalten, nur um ihn in meine Wohnung einzuladen. Geisel trifft es wohl besser.“
„Momentan bevorzuge ich das Wort Pfand“, meinte Dwayne.
Ein Mann trat aus einem Zimmer, das die Küche sein mochte, und kam quer durch die große Eingangshalle auf sie zu. Er hatte sein Jackett abgelegt, sodass man sein Schulterholster sehen konnte. Er warf einen neugierigen Blick auf Mia und Natasha und wechselte ein paar geflüsterte Worte mit Dwayne. „Ramon soll sich darum kümmern“, sagte Dwayne gerade laut genug, dass Mia ihn verstand. „Und dann will ich mit euch beiden reden.“
Es waren also mindestens drei Männer im Haus, von denen auf jeden Fall zwei eine Waffe trugen. Mia sah sich aufmerksam um, während Dwayne sie eine Treppe hinaufführte, und versuchte, sich so viel wie möglich über die Anlage des Hauses einzuprägen. Jede Information konnte für Frisco von Wert sein, wenn er kam.
Frisco würde sie aufspüren, das war so sicher wie das Amen in der Kirche.
Und dann würde er kommen.
„Es geht um wesentlich mehr, als ich dachte“, stieß Frisco zwischen zusammengepressten Lippen hervor, als er in den Wartesaal der Entzugsklinik zurückkam. Joe Catalanotto erhob sich von seinem Stuhl. „Sharon hat Bell keine fünftausend Dollar abgenommen, sondern fünfzig tausend. Sie hat die Buchhaltung manipuliert – und gehofft, er würde es nicht merken.“
Die beiden Männer verließen das Klinikgebäude und eilten zum Parkplatz, wo Joes Auto stand.
„Kann sie das Geld zurückzahlen?“
Frisco schnaubte verächtlich. „Machst du Witze? Das Geld ist längst weg. Das meiste davon ist für Spielschulden draufgegangen, und den Rest hat sie für Drogen und Schnaps auf den Kopf gehauen.“ Er blieb stehen. „Darf ich dein Handy benutzen? Sharon hat mir die Adresse der Wohnung gegeben, in der sie mit Bell gelebt hat.“ Er wählte die Nummer des Handys, das die Alpha Squad in seiner Wohnung benutzte.
Schon beim ersten Klingeln meldete sich Harvard.
„Ich bin’s, Chief“, sagte Frisco. „Irgendwelche Anrufe?“
„Bisher nicht. Du weißt, dass wir jeden Anruf direkt an dich weitergeleitet hätten.“
„Ich habe hier eine Adresse. Würdet ihr die bitte überprüfen? In Harper, der nächstgelegenen Stadt in östlicher Richtung.“ Er nannte Straße und Hausnummer. „Lucky und Blue sollen losfahren und sich dort mit uns treffen. Okay?“
„Hab’s schon gefunden“, erwiderte Harvard. „Ich drucke den beiden eine Karte aus. Dann machen sie sich sofort auf den Weg. Braucht ihr eine Wegbeschreibung?“
Cat hatte mitgehört. „Sag ihm, er soll uns die Karte zufaxen.“
Frisco starrte ihn verblüfft an. „Du hast ein Faxgerät in deinem Jeep ?“
Cat lächelte. „Die Privilegien eines befehlshabenden Offiziers.“
Frisco beendete das Gespräch und wollte Cat das Handy zurückgeben, aber der wehrte ab. „Behalt es. Wenn die Lösegeldforderung kommt …“
Frisco begegnete dem Blick seines Freundes. „Wenn die Lösegeldforderung kommt, sollten wir den Anruf zurückverfolgen können“, sagte er finster. „Und darum beten, dass es nicht schon zu spät ist. Sharon hat mir erzählt, dass Dwayne Bell schon für wesentlich geringere Summen getötet hat.“
„Keiner zu Hause“, berichtete Lucky, als er und Blue McCoy lautlos neben Cats Jeep auftauchten. Sie parkten unweit von dem Haus, in dem Sharon mit Bell gelebt hatte.
„Ich bin durch ein Fenster im Erdgeschoss eingestiegen“, ergänzte Blue. „Soweit ich das auf die Schnelle sehen konnte, wohnt Dwayne Bell nicht mehr hier. Überall fliegt Kinderspielzeug rum, und auf dem Küchentisch liegt Post an Fred und Charlene Ford. Sieht ganz so aus, als wären neue Mieter eingezogen.“
Frisco nickte. Es wäre ja auch zu einfach gewesen, wenn Bell noch hier wohnte. Nun ja, einen Versuch war es wert gewesen.
Cat musterte ihn von der Seite. „Was willst du jetzt tun?“
Frisco schüttelte den Kopf. Nichts. Sie konnten jetzt nichts tun außer warten. „Ich will, dass das Telefon endlich klingelt.“
„Er wird anrufen, und wir kriegen Natasha zurück“, erklärte Lucky. Er klang sehr viel zuversichtlicher als Frisco sich fühlte.
Frisco und Cat waren auf halbem Weg zurück zu Friscos Wohnung, als das Handy klingelte. Cat hielt den Wagen am
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