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Für jede Lösung ein Problem

Für jede Lösung ein Problem

Titel: Für jede Lösung ein Problem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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August kramte einen Zettel aus seiner Anzugtasche. »Meine Verse«, sagte er. »Ich kann sie nicht sehen ohne Brille. Kannst du sie mir noch mal vorlesen, süße Großnichte?«
    »Horch, was kommt von draußen rein, holla hi holla ho«, las ich. »Wird wohl mein Feinsliebchen sein, holla hihaho. Onkel August, das ist der Originaltext: Du solltest einen eigenen dichten.«
    »Ja, ja«, sagte Onkel August. »Aber mir ist nichts eingefallen.«
    Mein Handy spielte in der Handtasche die Jupitersinfonie.
    »Jetzt will mich dieser Korinthenkacker von Harry gar nicht auftreten lassen«, jammerte Großonkel Gustav. »Dabei singe ich doch so gerne. Das ist wirklich ungerecht. Ich kann so viele schöne Lieder,und ich singe wie Hans Albers. Die Frauen lagen mir zu Füßen, wenn ich sang.«
    »Wo kommt denn die schöne Musik her?«, fragte Großtante Adelheid.
    »Aus Gerris Handtasche«, sagte Tine. »Gerri! Wir sollten doch unsere Handys ausmachen.«
    Ich nahm das Telefon aus meiner Tasche. »Ja«, flüsterte ich.
    »Hallo, meine Schöne, was machst du gerade?«, fragte Ole.
    »Ausbooten will er mich, der Harry! Will sich von mir nicht die Show stehlen lassen«, sagte Großonkel Gustav. »Mit seinem blöden Klavierspiel!«
    »Ole, es ist gerade schlecht, ich bin hier auf der Silberhochzeit im Lexington, von der ich dir erzählt habe, und Handys sind hier bei Todesstrafe verboten«, flüsterte ich.
    »Im Lexington – ist dir Mia schon über den Weg gelaufen?«
    »Nein, bis jetzt nicht«, sagte ich. »Aber ich habe mein Pfefferspray dabei, für alle Fälle.«
    »Wie kann denn eine Handtasche so schöne Musik machen?«, fragte Großtante Adelheid. »So eine möchte ich auch haben, Heinrich. Frag Gerri mal, wo es so etwas zu kaufen gibt.«
    »Charly hat gesagt, du hast einen Mietvertrag für eine neue Wohnung unterschrieben, stimmt das?«, fragte Ole.
    »Ja, das stimmt. Es ist eine Superwohnung in der Südstadt«, sagte ich. »Hatte ich das noch nicht erzählt? Gestern habe ich die Schlüssel bekommen.«
    »Nein, das hattest du mir nicht erzählt«, sagte Ole. »Das hast du wohl irgendwie vergessen. Findest du das nicht ein bisschen seltsam?«
    »Was denn?«
    »Na, dass alle Bescheid wissen, dass du umziehst, nur ich als dein Freund nicht?«
    »Ole, du bist nicht mein Freund – ich meine, natürlich bist du mein Freund, nur eben nicht in diesem Sinne …«
    »Was willst du denn mit einer neuen Wohnung? Du kannst bei mir einziehen – sofort!«
    »Danke für das Angebot«, sagte ich. »Aber – nein danke.«
    »Gerri, dieses Spiel auf Zeit ist deiner nicht würdig«, sagte Ole.
    »Ole, das ist kein Spiel!«
    »Du hältst mich seit Wochen hin – wenn das kein Spiel ist, was denn dann?«
    »Bitterer Ernst«, sagte ich, aber Ole lachte nicht.
    »Ich will nichts weiter als eine klare Antwort«, sagte er. »Liebst du mich, oder liebst du mich nicht? Willst du mit mir zusammen sein oder nicht?«
    »Ich habe dich wirklich sehr, sehr lieb, Ole, aber ich …«
    »Gerri! Steck das Ding weg, Tante Alexa ist im Anmarsch!«, zischte Tine.
    »Äh – weißt du … ich kann hier gerade wirklich nicht …«, flüsterte ich und ging hinter Großonkel Heinrich in Deckung.
    »Ja oder nein?«, sagte Ole. »Du musst nur ja oder nein sagen. Das wird doch wohl nicht so schwer sein.«
    »Und wie war noch mal die Frage?«
    »Gerri! Treib es nicht zu weit!«
    »Bitte, Ole, ich …«
    »Willst du mit mir zusammen sein? Ja oder nein.«
    »Hat hier am Tisch vielleicht jemand sein Handy nicht ausgeschaltet?«, hörte ich meine Tante Alexa fragen.
    »Ole …«
    »Gerris Handtasche kann Musik machen«, sagte Großtante Adelheid.
    »Ja oder nein?«, fragte Ole.
    »Im Augenblick wohl eher nein«, sagte ich. »Tut mir leid. Ich mag es nicht, wenn man mir die Pistole auf die Brust setzt.«
    »Okay«, sagte Ole. »Du willst also weiter Spiele spielen.«
    »Du wolltest eine Antwort«, sagte ich, aber da hatte Ole das Gespräch schon beendet. Ich warf das Handy zurück in die Handtasche, gerade rechtzeitig, bevor Tante Alexa es entdecken konnte.
    »Ich möchte keinen Mucks mehr aus deiner Handtasche hören«, sagte sie streng.
    »Wie die Mutter, so der Sohn«, sagte Großonkel August weinerlich. »Von mir will der auch keinen Mucks hören. Aber mit uns Alten können sie’s ja machen.«
    »Sollen wir für dich dichten, Urgroßonkel August?«, erbot sich Arsenius. »Habakuk und ich, wir können super Reime machen. Hab ich auch ein Räucherbein, holla hi, holla ho, wollte

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