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Für jede Lösung ein Problem

Für jede Lösung ein Problem

Titel: Für jede Lösung ein Problem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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mir ein. »In meinem Alter ist es schwer, die Erinnerungen auseinander zu halten. Ach, ich freue mich so. Solche gediegenen Festivitäten werden ja immer seltener, heutzutage feiern die Leute ihre Feste lieber im Wohnzimmer. Aber in so einem feinen Hotel ist das doch viel feierlicher. Und es ist so herrlich, alle wiederzusehen. Ich bin schon sehr gespannt auf den jungen Mann deiner Schwester Lulu. Man erzählt sich ja nur die besten Dinge von ihm. Deine Cousine Franziska heiratet jetzt wohl doch nicht den Friseur, habe ich gehört. Gott sei Dank, er hatte eine fürchterliche Frisur, nicht wahr, Heinrich? Wie ein Stinktier.«
    »Franziska ist wieder solo?« Vorübergehend hob sich meine Laune. Vielleicht war ich heute Abend doch nicht die Einzige ohne Begleitung. Ich sah mich im Foyer um, ob Mia vielleicht irgendwo zu sehen war. Sie arbeitete hier ja als stellvertretende Empfangschefin, und ich hatte mich innerlich darauf eingestellt, ihr begegnen zu müssen. (Was auch ein Argument gegen den beigefarbenen Langeweileranzugund für das sexy rote Kleid gewesen war.) Aber ich sah sie nirgendwo. Hoffentlich hatte sie heute frei.
    »Der Spiegelsaal ist wunderschön«, sagte Großtante Adelheid. Sie hielt sich weiterhin an meinem Arm fest, während wir die breite Freitreppe aus Marmor hinaufschritten, die zu den Festsälen führte. »Aber der Kristallsaal nebenan ist noch viel schöner. Dummerweise war der schon für eine andere Feier gebucht. Die arme Alexa hat alles versucht, zu tauschen, aber der andere muss schrecklich stur gewesen sein. Dabei ist es nur ein siebzigster Geburtstag, auf dem nicht mal getanzt werden soll.«
    »Was – getanzt wird auch wieder?«
    »Natürlich, mein Kind. Wiener Walzer, genau wie auf der Hochzeit damals. Als du das Porzellan heruntergerissen hast. War das ein Geschepper, weißt du noch, Heinrich? Es ist wirklich nichts heil geblieben, unfassbar. Nur ein einziges Milchkännchen, ich möchte mal wissen, wo das abgeblieben ist. Übrigens kommt Hulda gar nicht, sie hat es vorgezogen, nach Sardinien zu fliegen. Mit einem Mann, der ihr Enkelsohn sein könnte.«
    »Ich dachte, das wäre der Pfleger«, sagte Großonkel Heinrich.
    »Unsinn«, sagte Großtante Adelheid.
    Wir waren noch nicht auf der Hälfte der Treppe angekommen, da sah ich meine Mutter in einem fliederfarbenen Kostüm an der Tür zum Spiegelsaal stehen, zusammen mit meinem Vater und Lulu und Patrick. Lulu trug einen schwarzen Hosenanzug, der bis auf die Farbe identisch mit meinem beigefarbenen war.
    Mich verließ urplötzlich der Mut, ich machte mich von Großtante Adelheid los und sagte: »Ach, ich habe etwas vergessen, geht doch schon mal vor.«
    Großtante Adelheid klammerte sich am Geländer fest. »Huch, wo will sie denn so schnell hin?«
    »Vielleicht hatte sie gerade eine gute Idee für einen neuen Porno«, sagte Großonkel Heinrich.
    Eilig stolperte ich die Treppe wieder hinab. War ich denn von allen guten Geistern verlassen? Wenn ich jetzt nach Hause fuhr undmich schnell umzog, konnte ich zurück sein, bevor Onkel Fred seine Rede gehalten und das Büfett eröffnet hatte. Und dann konnte ich den Rest des Abends friedlich und unbehelligt in einer Ecke stehen und mich besaufen.
    Auf der vorletzten Stufe stolperte ich direkt in einen Mann hinein, der mich entgeistert anschaute. Es war Adrian.
    »Was um Himmels willen machen Sie denn hier?«, fragte er.
    Ich schaute ihn mindestens so entgeistert an wie er mich. Er trug Anzug und Krawatte, und wenn mich nicht alles täuschte, waren seine sonst eher leicht zerrauft wirkenden dunklen Locken im Pierce-Brosnan-Achtzigerjahrelook gescheitelt und glatt gekämmt. Auf der einen Seite bogen sie sich nach außen, auf der andern nach innen.
    »Oh nein!«, sagte ich. »Jetzt sagen Sie bitte nicht, dass Sie Cousine Franziskas Neuer sind! Das ist mehr, als ich ertragen kann!«
    »Das kann ich mit Sicherheit verneinen«, sagte Adrian. »Cousine Franziska ist mir gänzlich unbekannt. Und Sie – sind Sie am Ende mit Cousin Martin hier? Groß, schlank, IQ von 180, mit leichter Neigung zur Glatzenbildung?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Leider nein«, sagte ich.
    »Gott sei Dank«, sagte Adrian. »Martins Freundinnen sind immer dürre Brillenschlangen mit Kurzhaarschnitten, die aussehen, als hätten sie sie sich selber verpasst. Das ist zwar besser, als allein zu kommen, aber mir persönlich sind diese Brillenschlangen immer ein Trost, auch wenn sie in der Regel einen Doktortitel haben und das

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