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Für jede Lösung ein Problem

Für jede Lösung ein Problem

Titel: Für jede Lösung ein Problem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Adrian. »Leider.«
    »Oh, wie interessant«, sagte meine Mutter. »Meine Zweitjüngste, Tigelulu, hat einen Doktor in Germanistik. Und sie ist Studienrätin. Woher kennen Sie Riluge, wenn ich fragen darf?«
    »Äh, bitte wen?«, fragte Adrian.
    »Sie meint mich«, sagte ich mit glühenden Wangen, während ich ihn stumm beschwor: »Sag es nicht! Sag es nicht! Sag es nicht!«
    »Oh, wir kennen uns vom … – vom Museum«, sagte Adrian mit gerunzelter Stirn.
    Ich verdrehte die Augen. Adrian hob in einer entschuldigenden Geste die Schultern.
    »Vom Museum?«, wiederholte meine Mutter. »Ach natürlich, Sie als Kunsthistoriker … – aber was macht Lugeri in einem Museum ?«
    »Äh, bitte wer?«
    »Sie meint mich«, sagte ich verzweifelt.
    »Oh, Gerri ist öfter aus Recherchegründen im Museum«, sagte Adrian.
    Ich schlug mir mit der Hand vor die Stirn.
    »Für ihren historischen Roman«, fuhr Adrian fort.
    »Ach so«, sagte meine Mutter und packte meinen Arm, als wolle sie mich verhaften. »Das war nett, Sie hier zu treffen, leider müssen wir jetzt gehen, meine Schwester legt nämlich sehr viel Wert auf Pünktlichkeit, und Gerri muss sich am Eingang noch für das Gästebuch fotografieren lassen. Ausgerechnet in diesem Kleid. Ich wusste, dass du versuchen würdest, mich zu blamieren, was habe ich dir nur getan, dass du niemals auf mich hören willst? Und was ist das für ein Lippenstift? Bist du ein Bremslicht oder eine junge Frau?«
    »Ein Bremslicht, Mama«, sagte ich. Während sie mich die Treppe hinaufzog, warf ich Adrian über meine Schulter einen Blick zu. Erlächelte und hielt seinen Daumen in die Höhe. Gott, was sah er süß aus mit seiner bescheuerten Frisur.
    »Vielleicht sehen wir uns nachher mal! Nach dem Walzer mit Großonkel August«, sagte ich.
    »Ja«, sagte Adrian. »Ich werde sicher öfter mal frische Luft schnappen müssen.«
    »Netter Mann«, sagte meine Mutter. »Verheiratet?«
    »Nein«, sagte ich.
    »Andersherum?«
    »Auch nicht«, sagte ich.
    »Da siehst du es mal«, sagte meine Mutter. »Man sollte doch ruhig öfter ins Museum gehen.«
    ***
    Die Zeit bis zur Büfett-Eröffnung zog sich zäh wie Kaugummi, zumal ich mein Platzkärtchen zwischen Großonkel August und Großonkel Heinrich gefunden hatte und beide mich abwechselnd in die Wange, die Taille oder den Schenkel kniffen. Onkel August hätte auch noch woanders hineingekniffen, aber als er es versuchte, schlug ich ihm mit meinem Suppenlöffel fest auf die Hand.
    »Aua!«, sagte er. »Mit uns Alten könnt ihr es ja machen!«
    »Das nächste Mal nehme ich die Gabel«, sagte ich warnend.
    Mir gegenüber saßen Tine und Frank mit Chisola, Habakuk und Arsenius. Tine trug den gleichen Hosenanzug wie Lulu, nur in blassbraun.
    »Hunger, Hunger!«, riefen Habakuk und Arsenius und trommelten mit ihren Gabeln auf den Tisch. Ich hatte ihnen vorhin zwei iPods überreicht – pädagogisch gesehen vielleicht nicht besonders klug, aber ich hatte doch gerade das Geld, und sie hatten Recht mit dem, was sie geschrieben hatten. Vor lauter Überraschung waren sie mindestens eine Viertelstunde lang ganz brav gewesen. Ich rechnete es ihnen hoch an, dass sie weder nach dem Fernseher noch nach dem Notebook fragten.
    Aber jetzt waren sie wieder ganz die Alten.
    »Sind wir hier bei den Hottentotten?«, fragte Großtante Adelheid, die zwei Plätze weiter saß als ich. »Heutzutage wissen die Kinder gar nicht mehr, wie man sich benimmt. Wir wurden früher mit einem Stock geschlagen, wenn wir nicht still saßen.«
    Das fanden Arsenius und Habakuk hochinteressant. Sie baten Großtante Adelheid um Details. Sie erzählte, wie der Lehrer sie so fest geschlagen hatte, dass ihr das Blut die Beine heruntergelaufen sei. Arsenius und Habakuk waren hellauf begeistert.
    »Wann soll denn das bitte gewesen sein?«, fragte Großtante Elsbeth (ich glaube jedenfalls, dass es Elsbeth war) vom anderen Tischende.
    »Hm, neunzehnhundert … Na, kann sein, dass ich das auch in einem Film gesehen habe«, sagte Großtante Adelheid.
    »Das Kleid ist toll«, sagte Tine zu mir. »Es steht dir wirklich gut. Hast du abgenommen?«
    »Ein bisschen vielleicht«, sagte ich.
    »Ich hätte auch lieber ein Kleid angezogen«, sagte Tine. »Aber Mama hat auf diesem Hosenanzug bestanden …«
    »Er sieht nicht schlecht aus«, sagte ich.
    »Schade nur, dass er eine Farbe wie Kacke hat«, sagte Habakuk, und Arsenius grölte: »Wie Durchfall! Mama hat sich vollgemacht. Mama hat sich vollgemacht.«
    Onkel

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