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fuer Liebende

fuer Liebende

Titel: fuer Liebende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mela Wolff
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beide eingepackt, mich in meinen warmen Mantel, Othello (und Maus) in sein weißes Leinentuch, hast die Kerzen ausgemacht und uns in Dein Auto verfrachtet. Es war bereits dunkel geworden. Wir sind nicht lange gefahren, jedenfalls kam es mir nicht so vor. Aus der Stadt hinaus, bis die Mietskasernen schicken Häusern und Bungalows wichen. Die Gegend sah teuer aus, und als Du schließlich anhieltest, standen wir vor einer stucküberladenen, protzigen Villa.
    »Meine Eltern wohnen hier. Aber keine Angst, sie sind nicht da. Den Winter verbringen sie lieber in der ›Dom Rep‹.«
    Es war eine klare, nicht allzu kalte Nacht. Die Luft hat nach Herbst geduftet, aber der Winter war schon zu ahnen. Du hattest eine Taschenlampe … Und wir sind durch den makellosen Garten geschlichen, bis zum Schuppen hin. War das der Schuppen aus Deiner Erzählung? Ich hätte zu gerne mal hineingesehen …
    Dahinter lag ein kleines Rasenstück, das nicht manikürt aussah. Und mittendrin ein Loch.
    »Das hat die Gärtnerin gemacht. Sie heißt Nikki. Ich bin gut mit ihr befreundet.«
    Das habe ich Dir sofort geglaubt. Dann hast Du Othello sanft in die Erde gebettet.
    »Hier kommen meine Eltern nicht hin. Und Nikki wird gut aufpassen, sie hat es mir versprochen. So wie auf Ernie und Bert – meine Hamster. ›Goodbye my Friend and God Bless you.‹«
    Wir haben das Loch zugeschaufelt. Glaube ich jedenfalls.
    Und dann bist Du mit mir zu einem Irish Pub gefahren, um eine »anständige Totenfeier« zu zelebrieren.
    Woran ich mich erinnern kann: eine vollgestopfte Kneipe. Livemusik, mit Fidel, Gitarre, Gejohle und Gestampfe. Guinness, bitter und dunkel unter süßem Schaum.
    Habe ich getanzt? Bitte sage nicht, dass ich getanzt habe. Ich
kann
nämlich nicht tanzen.
    Hast Du irgendwann mal gesagt: »Es lohnt sich nicht, über verschüttetes Guinness zu weinen«?
    Und was ist dann geschehen? Habe ich gesungen? Bitte sage nicht, dass ich gesungen habe. Ich
kann
nämlich nicht singen!
    Wie bin ich nach Hause gekommen? Warum hatte ich (so gut wie) nichts an?
    Oh Mann, habe ich mich
total
blamiert?
    Haben wir … oder haben wir nicht?
    Bitte bring es mir schonend bei,
    Hannah
    (verkatert)
    Betrifft: Filmriss
    Von: Gruber Bestattungen
    Datum: 11 . 12 . 2012 18:41
    My dear Irish Rose,
    das wundert mich gar nicht. Ich fülle gerne die Lücken in Deiner Erinnerung und werde mich bemühen, dabei schonend vorzugehen.
    Deine Mail war bis zu jenem gewissen Zeitpunkt eine akkurate Beschreibung von Othellos Abschiedsnahme. Fühle mich sehr geehrt, dass Du Deine wenig schmeichelhaften Bezeichnungen für meine Tätigkeit revidieren konntest. Zumal das auch für mich eine »Premiere« war. Nein, nicht bezogen auf vollgeheulte Hemden oder angeschickerte Hinterbliebene. Sondern in Bezug auf eine tierische Beerdigung.
    Du hast recht, ich nehme Trauer ernst. Kann mich gut erinnern, wie das war, als meine Hamster Ernie und Bert das Zeitliche segneten. Besagte »Sprüche« musste ich mir von meinen liebenden Eltern anhören. Habe die Hamster heimlich unter die Erde gebracht – damals allerdings noch ganz unprofessionell.
    Ja, manche Iren legen tatsächlich Handys in den Sarg. Auch hier in Deutschland habe ich das schon erlebt. Vielleicht die Hoffnung auf ein Wunder?
    Jedes Leben ist kostbar. Und jeder Tod erinnert uns daran, dass auch wir sterben werden. Also feiern wir das Leben, solange wir können.
    Und Du konntest. Lange und ausdauernd. Hut ab.
    Ich muss gestehen, dass ich trotz der ausführlichen Beschreibung Deiner Abenteuer immer noch dieses leicht verklemmte, graue Mäuschen im Kopf hatte, das ich damals kennengelernt habe. Du hast Dich verändert.
    Lachend gefällst Du mir besser als weinend. Du hast übrigens ein sehr ansteckendes Lachen. Und ein sehr lautes.
    Und Dein Vorrat an original englischen, schmutzigen Limericks ist wirklich erstaunlich. An einen kann ich mich noch gut erinnern:
    There once was a plumber from Lee,
    Who was plumbing his girl by the sea.
    She said: »Stop your plumbing,
    There’s somebody coming!«
    Said the plumber still plumbing: »It’s me!«
    (Der Klempner aus Lee,
    Er »klempnert« seine Liebste auf See.
    Sie sagt: »Achtung, da kommt wer!«
    Und, na klar, es ist er …)
    Du hattest sehr schnell ein aufmerksames Publikum. Das hat sogar durchgehalten, als Du angefangen hast, »Whiskey in the Jar« zu singen. Nein, singen kannst Du wirklich nicht. Es klang ganz fatal wie das Geheul einer irischen Banshee (Totenfee).
    Und dann hat Dich

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