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Fürchte dich nicht!

Fürchte dich nicht!

Titel: Fürchte dich nicht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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Polizisten nickten gelangweilt und ließen auch Viola passieren. Während sie mit dem Aufzug in die dritte Etage fuhren, überprüfte Geis die Pistole, die Schöning ihm besorgt hatte. Ein guter Schütze war er nie gewesen, während seiner Zeit als Mordermittler hatte er allerdings ab und zu das Schießtraining absolvieren müssen. Danach, in den zwei Jahren auf Norderney, hatte es einfach keinen Grund gegeben, die Dienstwaffe zu benutzen.
    Geis klopfte an die Tür. »Herr Rauch, sind Sie da?«
    Nichts.
    Noch einmal. »Herr Rauch, hier ist die Polizei. Machen Sie bitte auf!«
    Viola hob die Hand. »Psst!«
    Er hörte nichts. »Was ist?«
    »Ein Geräusch. Als ob …«
    Die Tür hatte keine Klinke, nur einen Knauf, sah aber nicht besonders stabil aus. Geis machte einen Schritt zurück, winkelte das rechte Bein an und trat mit voller Wucht in Höhe des Türschlosses zu. Das Holz knirschte, gab aber nicht nach. Beim zweiten Tritt spürte Geis einen stechenden Schmerz im Kniegelenk. Immerhin hatte sich die Tür ein paar Millimeter bewegt. Er wechselte die Methode und benutzte die rechte Schulter zum Anrennen. Ein neuer Schmerz und endlich Erfolg, die Tür flog auf.
    Ein kleines Zimmer mit Dachschräge. Unter der Dachschräge stand ein Bett und auf dem Bett lag ein gefesselter Mann, über dessen Mund ein brauner Paketstreifen klebte. Die rechte Hand des Mannes war mit weißem Verbandsstoff umwickelt, der sich rund um den Daumen blutrot gefärbt hatte.
    »Hilf ihm!«, sagte Geis. »Ich informiere die anderen.«
    Viola riss das Paketband ab, der Mann schrie vor Schmerzen.
    Geis wählte Schönings Nummer.
    »Wer sind Sie?«, fragte Viola.
    »Rauch. Malte Rauch. Bitte! Mein Daumen!«
    »Ja?«, meldete sich Schöning.
    Viola drehte sich zu Geis um. Ihr Blick ging an ihm vorbei. Da war etwas in ihrem Gesicht, das ihn herumfahren ließ. Saskia Fischer stand in der Tür. Ihre Pistole war auf ihn gerichtet, aus dieser Entfernung konnte sie ihn nicht verfehlen.
    »Was ist los?«, fragte Schöning.
    Fischer machte zwei Schritte nach vorn und schlug Geis das Handy aus der Hand. Sie trug Polizeiuniform, nicht die schicke Radlerhose, sondern die unförmige Montur für Einsätze.
    »Damit hast du wohl nicht gerechnet?« Fischer tippte mit der Pistole gegen Geis’ Brust.
    Reden, er musste mit ihr reden. Das hielt sie vom Schießen ab. »Wieso sind Sie hier?«
    »Du bist doch auch hier.« Fischer lachte. »Und wie ich dich kenne, hast du den bequemeren Weg genommen. Ich bin in der letzten Nacht durchs Watt gegangen.«
    »Allein?«
    »Nein, nicht allein. Wir sind viele. Und wir haben eine Menge vor. Eigentlich sollte ich in diesem Moment ganz woanders sein. Aber als ich dich und die kleine Viola auf der Straße gesehen habe, konnte ich nicht wiederstehen. Der Gedanke, euch zu töten, war zu verlockend.«
    »Wer hat Sie freigelassen?«
    »Wir haben Helfer, drinnen und draußen. Leute mit Einfluss, die dafür sorgen, dass sich Türen öffnen.«
    »Es ist vorbei«, sagte Geis. Seine Beine zitterten. Sie war wieder da, die Angst.
    »Es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist.«
    »O nein! O nein!«, jammerte Rauch.
    »Halt die Klappe!« Die Pistole schwenkte kurz zum Bett, der Kellner verstummte.
    Geis versuchte, Gefühl in die Stimme zu legen. »Saskia!«
    Es funktionierte nicht.
    Sie lachte. »Was denn, mein Schatz?« Sie trat dicht an ihn heran, wie damals, in der Polizeistation. Und wieder spürte er die Pistole, sie bohrte sich in seinen Bauch. Das Zwerchfell vibrierte, als würde jemand daran zupfen.
    »Du hättest es haben können, weißt du noch? Dann wäre alles anders gelaufen.«
    »Es war ein Fehler, ich sehe es ein.«
    »Ein dummer Fehler, Martin!«
    »Eichkorn ist tot. Warum …«
    »Hör auf, mich vollzuquatschen!« Sie drückte ihm die Pistole fester in den Bauch, Geis schnappte nach Luft. »Deus hat den Plan zwar entworfen, aber jetzt ist es unser Plan. Wir werden die Welt von der Angst befreien.«
    »Das ist doch Unsinn. Menschen brauchen Angst zum Überleben. Ohne Angst geht die Welt zugrunde.«
    In Fischers Augen war kein Funken Verständnis. »Du laberst Scheiße, Martin. Frag die kleine Viola! Sie kommt gut ohne Angst aus, nicht wahr?«
    Viola hatte keinen Laut von sich gegeben, auch jetzt ignorierte sie die Frage.
    »Nicht wahr?«, wiederholte Fischer lauter.
    »Dann weißt du ja, dass ich keine Angst vor dir habe«, sagte Viola.
    »Dabei wäre sie in diesem Fall berechtigt.«
    Fischer hob die Pistole und stieß den Lauf mit

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