Fürchte dich nicht!
zusammen.
»Ilona?«, fragte Schöning.
»Gibt es keine Alternative? Wenn Sie so sicher sind …«
»Wir sind nicht sicher«, übernahm Geis die Antwort. »Wir können erst in dem Moment sicher sein, in dem wir einen der Täter festnehmen.«
»Müssen überhaupt Menschen im Spiel sein?« Ilonas Kollege spielte mit seiner leeren Kaffeetasse. »Reicht es nicht, dass dieser Biohof den verseuchten Käse an die Hotels liefert? Irgendwann werden ihn die Regierungschefs sowieso serviert bekommen.«
»Nein«, sagte Viola. »Die Chance, dass alle Regierungschefs jungen Schafskäse bestellen oder zufällig vertilgen, ist zu gering. Durch Beteiligung des Servicepersonals erhöht sich die Wahrscheinlichkeit um mehrere hundert Prozent.«
»Das heißt, wir überprüfen die Kellnerinnen und Kellner, die direkt an den Tischen der Spitzenpolitiker servieren?«, präzisierte der Kripomann.
»Das erscheint mir am sinnvollsten.«
»Aber die sind genauestens durchleuchtet worden, einschließlich ihrer Blutwerte.«
»Bis gestern«, sagte Geis. »Heute ist ein anderer Tag.«
»Wenn wir wüssten, wie sie es anstellen, säßen wir nicht hier.« Britta Hartweg stellte eine Kaffeekanne auf den Tisch. »Also schlage ich vor, dass wir nicht länger rumquatschen, sondern uns an die Arbeit machen.«
»Einen Moment!« Schöning hob die Hand. »Ich möchte nicht, dass Sie sich zu etwas gezwungen fühlen, was Ihren Überzeugungen widerspricht. Wer aussteigen will, hat die Gelegenheit zu gehen.«
»Und gefährdet die anderen?«, protestierte Ilona. »Sie denken doch, dass es in der Sonderkommission einen Maulwurf gibt?«
Schöning und Geis schauten sich an, sie hatten den Namen Lange noch nicht erwähnt.
»Sie alle kennen den Fall Bischoff«, antwortete Schöning. »Und ja, wir haben den Verdacht, dass Eichkorn von mindestens einer weiteren Person in unseren Reihen gedeckt wurde. Mehr kann ich dazu im Moment nicht sagen.«
»Was ist jetzt?« Britta Hartweg stemmte ihre Fäuste in die Hüften. »Wollt ihr nur eure eigenen Ärsche retten? Oder die von vielen anderen?«
Sie arbeiteten sich durch die Dienstpläne der Hotels, grenzten den infrage kommenden Personenkreis ein und machten sich in Zweierteams auf den Weg. Von Viola waren sie über Verhaltensweisen und Merkmale von Infizierten instruiert worden, ansonsten mussten sie sich auf ihren in der Polizeiarbeit geschulten psychologischen Verstand verlassen. Viel hatten sie nicht in der Hand.
Geis und Viola, denen es unratsam schien, ihre Gesichter auf der Straße zu zeigen, blieben in der Wohnung zurück und fungierten als Einsatzzentrale und Berater.
Und wenn sie sich doch irrten? Geis konnte den Schweiß riechen, der sich unter seinen Achseln ausbreitete. Anspannung und Nervosität wuchsen von Stunde zu Stunde, krochen aus den Lautsprechern der Handys, visualisierten sich in durchgestrichenen Namen und Fragezeichen. Ein blödes Gefühl bedeutete das eine Fragezeichen, nicht angetroffen ein anderes.
»Goronek hat schon drei Mal versucht, mich anzurufen«, berichtete Schöning. »Wie viel Zeit haben wir noch?«
Geis blickte zu Viola, die nicht den Eindruck machte, als hätte sich ihr Puls auch nur um einen Schlag erhöht.
»Bis siebzehn Uhr. Dann bleibt uns eine gute Stunde, um sämtlichen Schafskäse aus den Hotels zu entfernen.«
»Hast du verstanden?«, fragte Geis.
»Okay.« Schönings Stimme klirrte wie eine dünne Eisschicht unter einem Wanderstiefel.
Gleich darauf meldete sich die Frau, die Geis unter ihrem Vornamen Ilona kannte. »Wir haben etwas Verdächtiges. Ein Kellner namens Malte Rauch, der im Hotel des britischen Premierministers serviert. Er hat vor einer Viertelstunde die Sicherheitsschleuse passiert, aber niemand weiß, wo er steckt.«
»Könnte ein anderer an seiner Stelle das Hotel betreten haben?«
»Dann hätte er auch Rauchs Daumenabdruck haben müssen.«
Geis dachte nach. »Seht euch im Hotel um, wir gehen zu der Wohnung des Kellners.«
Das Hotel, in dem der Premierminister logierte, war nicht weit entfernt. Malte Rauch, so stand es in der Liste, bewohnte ein Zimmer in einem Gebäude, das zum Hotelkomplex gehörte. Nachdem sie Schöning informiert hatten, machten sich Geis und Viola zu Fuß auf den Weg. Die Straßen waren voller Polizisten und geschäftig aussehender Menschen im Laufschritt.
Vor dem Hotelangestelltengebäude schob ein Polizistenpärchen Wache. Geis zeigte seinen Kripoausweis und murmelte etwas von einer Routinekontrolle. Die
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