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Fuerstin der Bettler

Fuerstin der Bettler

Titel: Fuerstin der Bettler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Dempf
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mit dem Nachbarhaus zusammengebaut war. Die andere Seite war offen gewesen, und dort hatte sie einen kleinen Garten gehabt. Sie stieg über das verkohlte Tor hinweg und schleppte sich auf das Grundstück. Ihren armen Jakob hatte sie entdeckt, aber wo war Gera? Und woher wollte der Feingerber wissen, dass auch die Frau des Hauses verbrannt war? Sie stand schließlich hier, unter den Lebenden.
    Die Beine taten ihr weh, die Fußsohle, mit der sie auf den glühenden Balken getreten war, brannte wie Feuer, und ihr Gesicht schmerzte, als würde sie mit tausend Nadeln gestochen,und doch trieb ein Gedanke sie vorwärts: Wo war Gera? War Gera verbrannt, so wie Jakob, so wie ihr Mann? Dann musste irgendwo ihre Leiche zu finden sein. Oder hatte Gera rechtzeitig aus dem Haus fliehen können? Dann würde sie womöglich nach ihrer Mutter suchen. Sie musste sich Gewissheit verschaffen.
    Die Mädchenkammer hatte wie die Kammer der Eltern im hinteren Teil des Hauses gelegen. Von der Rückseite des Hauses war nichts mehr übrig nach dem Brand.
    Trotz der noch über den Trümmern wabernden Hitze betrat sie den Hinterhof und suchte zwischen den Balken und den Lehmplatten des Fachwerks nach einem Körper. Doch sie fand nichts. Kein verkohlter Körper, keine Kleidungsreste, nichts. Gera war verschwunden, als wäre sie zu Staub zerfallen. Allein der Gedanke schnürte ihr die Luft ab.
    Sie stolperte über den verkohlten Schutt – und plötzlich schlug ihr etwas in die Kniekehlen, sodass sie niedersank. Mit den Händen musste sie sich in der heißen Asche abstützen, und sie schrie lautlos auf.
    »Verfluchtes Bettelpack, du kannst wohl nicht hören!«, wurde sie angefaucht. Es war wieder der Büttel. Diesmal packte er sie unter der Achsel und zerrte sie über die rauchenden Trümmer hinweg auf die Gasse hinaus. »Ich mag es nicht, wenn ich etwas zweimal sagen muss. Wer nicht hören will, muss fühlen!«
    Der Büttel schleifte sie weiter. Hannah begann sich zu wehren. Was fiel diesem Kerl ein, sie von ihrem Zuhause wegzuzerren? Sie wollte schreien, doch ihr Krächzen und ihr Widerstand fachten den Zorn des Ordnungshüters nur umso heftiger an.
    »Warte! Dir werd ich’s zeigen!«, fauchte er und klemmte sie wie ein Bündel Holz einfach unter die Achsel.
    Hannah schlug mit den Beinen aus, trat und biss, sie wand sich wie eine Schlange, doch der rohen Gewalt des Büttels hatte sie nichts entgegenzusetzen.
    »So ist’s recht!«, hörte sie jemanden in ihren Zorn hineinrufen, und sie erkannte die Stimme ihres Nachbarn Wagner. »Sonst nimmt das Gesindel überhand!«
    Aber sie war kein Gesindel! Sie war Hannah Meisterin, die Frau des Apothekers und Wundarztes Jakob Meister. All das wollte sie sagen, aber ihre Stimme versagte ihr immer noch den Dienst.
    »Was habt Ihr denn da für eine interessante Fracht?«, hörte sie, als der Büttel mit ihr auf einen Karren zuging, den sie nur allzu gut kannte. Es war der Karren, der die Delinquenten fürs Rädern und Vierteilen zum Gögginger Tor hinaus und auf den Richtanger brachte.
    Auch diese Stimme erkannte sie wieder. Aigen stand am Straßenrand und ließ seinen Blick über die Szene schweifen. Alles würde sich aufklären, davon war sie überzeugt. Alles würde wieder gut werden, wenn sie dessen Aufmerksamkeit gewinnen könnte. Verzweifelt versuchte Hannah, den Blick des Patriziers auf sich zu lenken, doch der sah nur kurz zu ihr hin. In seinen Augen konnte sie kein Erkennen oder eine andere milde Regung wahrnehmen. Ein kurzes Kopfnicken folgte, dann fühlte sie einen harten Schlag auf den Hinterkopf, und sie stürzte in ein schwarzes Nichts.

3
    H annah wurde abrupt wach, als ein Albtraum Wirklichkeit wurde. Sie verlor den Halt, kippte vornüber, fiel endlos, sie konnte sich nirgendwo festhalten und platschte schließlich hart in eine stinkende Lache. Dann schlug über ihr eine Klappe zu, und es war finster.
    Benommen und mit schmerzender Schulter lag sie eine Weile in der feuchten Brühe. Alles tat ihr weh, und sie hatte das Gefühl, als hätte es ihr Arme und Beine zerschlagen. Auch ihre Knie brannten höllisch.
    Wo um alles in der Welt war sie, und was war mit ihr geschehen?
    Hannah versuchte sich zu bewegen und stellte erleichtert fest, dass sie das, wenn auch mühsam und unter Schmerzen, noch schaffte. Zuerst tastete sie ihre Gliedmaßen ab, um festzustellen, ob sie sich etwas gebrochen hatte. Ihre Glieder waren trotz des Sturzes offenbar heil geblieben. Jedenfalls konnte sie Arme und Beine

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