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Full House: Liebeserklärung an die Chaosfamilie (German Edition)

Full House: Liebeserklärung an die Chaosfamilie (German Edition)

Titel: Full House: Liebeserklärung an die Chaosfamilie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sky du Mont
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persönlich bei ihnen um die Hand ihrer Tochter angehalten hatte. Ich hielt das mit Rücksicht auf unseren Altersunterschied nicht für nötig. Immerhin ist meine Schwiegermutter fünfzehn Jahre jünger als ich, wobei ich das optisch nicht bestätigen kann.
    Oder vielleicht fanden meine Schwiegereltern auch denHeiratsantrag nicht feierlich genug. Ich gestehe: Auf die Knie wollte ich nicht fallen; wer weiß, wie lange ich gebraucht hätte, um wieder hochzukommen. Außerdem hätten sie dann womöglich auch erwartet, dass ich meine Frau nach der Trauung über die Schwelle trage. Das, da bin ich mir sicher, hätte meine Bandscheibe aber nicht mitgemacht.
    Kinder zeugen ist dagegen ein Klacks, um nicht zu sagen, ein wahres Vergnügen.
    Was ich anfangs nicht begriff, war, warum meine Frau danach ihre hübschen Beine in die Luft streckte und eine Kerze machte.
    »Um Gottes willen, was machst du denn da?«, murmelte ich müde.
    »Das muss sein, damit es möglichst schnell klappt mit dem Baby!«
    Ich weiß nur noch, dass ich mir im Halbschlaf Millionen Frauen vorstellte, die nach dem Akt nackt eine Kerze machen. Die Schwerkraft würde da voll greifen, zumindest bei großer Oberweite.
    Aber zurück zu meinen Schwiegereltern. Irgendwann hatte ich mal gelesen, dass Schwiegereltern gerne fragen: »Können Sie meine Tochter denn auch ernähren?« Keine Frage! Haben Sie meine Frau schon mal gesehen? 48 Kilo, schlank und genügsam, ich glaubte, das müsste zu schaffen sein … Da wusste ich noch nicht, wie viel sie in der Schwangerschaft wegspachteln würde. Und vor allem: was! Und in welcher Kombination! Auf das teure Filetsteak kippte sie Zimtpulver, und ihr Schokocroissant tunkte sie mit großer Leidenschaft in meine Kartoffelsuppe!
    D rei Monate später
    Wir sind mit unserem Wagen in der Stadt unterwegs: »Schaaaaaaaatz!«
    Alle Alarmglocken in meinem Kopf beginnen zu läuten. Kurzer Blick in den Rückspiegel, Vollbremsung und mit der linken Hand das Seitenfenster hinunterfahren. Ich weiß, was jetzt passieren wird. Unserem Nachwuchs hat anscheinend, obwohl noch im embryonalen Zustand, das Mittagessen nicht geschmeckt. Ich muss zugeben, die Kombination von Spargel und Schokoladenpudding hätte mir auch nicht geschmeckt. Jetzt verlangt das Baby, dass sich Beate SOFORT von dieser Mahlzeit trennt.
    »Würg …«
    Beate schafft es nicht mehr aus dem Wagen, gottlob schafft es aber das Erbrochene, und zwar aus dem Seitenfenster, direkt vor die Füße zweier elegant gekleideter Herren.
    »Entschuldigung! Meine Frau ist schwanger!«, rufe ich den Männern zu.
    »Ist alles in Ordnung?« Etwas betreten blickt der Ältere auf seine auf Hochglanz polierten Schuhe und schüttelt den Kopf.
    »Nein! Aber fahren Sie bloß weiter.«
    Jetzt wissen Sie vielleicht, was gemeint ist, wenn man von hanseatischer Gelassenheit spricht, denn ICH hätte meine Schuhe danach weggeworfen, wenn sie so ausgesehen hätten. Abgesehen davon, dass die Treter richtig teuer gewesen sein müssen.
    Seit diesem ersten Erlebnis, das sich übrigens nahezu täglich wiederholt, haben wir immer Kotztüten dabei. Auch als unsere Kinder längst geboren waren, haben wir nicht aufgehört, in jedem Flieger Kotztüten zu klauen. Es wäretiefenpsychologisch vermutlich interessant, herauszufinden, was das für eine tiefere Bedeutung hat. Jedenfalls bin ich so in die beneidenswerte Situation gekommen, die vermutlich größte Kotztütensammlung der Welt anzulegen.
    Dazu muss ich sagen, dass meine Frau, wenn sie schwanger war, es immer schaffte, sich zumindest durch ein geöffnetes Fenster oder eine Tür ihrer soeben eingenommenen Mahlzeit zu entledigen.
    Bei Kindern klappt das eher selten. Die bevorzugen die Lüftungsschlitze oder zur Not auch das CD-Fach im Wagen. Sie werden nicht glauben, wie viel Klebeband man verbraucht, um alle Öffnungen in einem Fahrzeug abzukleben.
    »Was für ein Schwachsinn! Du hast überhaupt kein Verständnis für die armen Kleinen …«
    Und schon ist meine Angetraute wieder im Laufschritt auf dem Weg zur Toilette, was mir jegliche Diskussion erspart … denke ich. Die Tür hat sie offen gelassen, vermutlich, um mir ein schlechtes Gewissen zu machen. Meine Schwiegermutter behauptet nämlich steif und fest, ich wäre schuld an der schweren Schwangerschaft meiner Frau.
    »Hattet ihr Trinker in der Familie? Oder ist jemand bei euch vorbestraft?« Ja, es gab Trinker, aber was das mit dem Brechreiz meiner Frau zu tun haben soll, ist mir schleierhaft.

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