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Funke, Cornelia

Funke, Cornelia

Titel: Funke, Cornelia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rekkless
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Die Oberfläche war makellos
blank, und das Gold schimmerte, als hätte die Sonne selbst es gemacht.
    Du traust der falschen Fee.
    »Du musst
ihn polieren«, sagte er. »Bis du dich so deutlich darin siehst wie in einem
Spiegel.«
    Dann ließ
er sie allein und trat zwischen die verfallenen Mauern. Will würde Claras
Gesicht zuerst sehen wollen. Und sie lebten
glücklich bis an ihr Lebensende. Falls die Dunkle Fee ihn nicht
ebenso betrogen hatte wie ihre Schwester.
    Jacob
schob den Efeu zur Seite, der vor der Tür des Turmes wuchs, und blickte an den
verrußten Mauern empor. Er erinnerte sich daran, wie er zum ersten Mal aus der
Höhe herabgeklettert war, an einem Seil, das er im Zimmer seines Vaters
gefunden hatte. Wo sonst?
    Die Haut
über seinem Herzen schmerzte immer noch und er spürte den Abdruck der Motte wie
ein Brandmal unter dem Hemd. Du hast
bezahlt, Jacob, aber was hast du dafür bekommen?
    Er hörte,
wie Clara leise aufschrie. Und eine andere Stimme ihren Namen sagte. Wills
Stimme hatte schon lange nicht mehr so weich geklungen.
    Jacob
hörte sie flüstern. Lachen.
    Er lehnte
den Rücken gegen die Mauer, schwarz vom Ruß, feucht von der Kälte, die sich
zwischen den Steinen fing.
    Es war
vorbei. Diese Fee hatte ihr Versprechen gehalten. Jacob wusste es, bevor er den
Efeu wieder auseinanderschob. Bevor er Will neben Clara stehen sah. Der Stein
war fort und die Augen seines Bruders waren blau. Nichts als blau. Nun geh schon, Jacob.
    Will ließ
Claras Hände los und blickte ihn fassungslos an, als Jacob zwischen den
verschneiten Mauern hervortrat. Aber es war kein Zorn auf dem Gesicht seines
Bruders zu finden. Kein Hass. Der jadehäutige Fremde war fort. Obwohl Will
immer noch die graue Uniform trug.
    Er kam auf
Jacob zu, den Blick auf seine Brust geheftet, als sähe er dort immer noch das
Blut vom Schuss des Goyl, und umarmte ihn so fest, wie er es zuletzt als Kind
getan hatte.
    »Ich
dachte, du bist tot. Ich wusste, es kann nicht wahr sein!«
    Will.
    Er trat
zurück und musterte Jacob erneut, als müsste er sich vergewissern, dass ihm
wirklich nichts fehlte.
    »Wie hast
du es geschafft?« Er schob den grauen Uniformärmel hoch und strich sich über
die weiche Haut. »Es ist fort!«
    Er wandte
sich zu Clara um. »Ich hab es dir gesagt. Jacob schafft es. Ich weiß nicht,
wie. Aber so war es schon immer.«
    »Ich
weiß.« Clara lächelte. Und Jacob sah in dem Blick, den sie ihm zuwarf, alles,
was geschehen war.
    Will führ
sich über die Schulter, wo der Säbel den grauen Stoff aufgeschlitzt hatte.
Wusste er, dass die Flecken darauf von seinem Blut stammten? Nein. Wie auch?
Es war blass wie Goylblut gewesen.
    Er hatte
seinen Bruder zurück.
    »Erzählt
mir alles.« Will griff nach Claras Hand.
    »Das ist
eine lange Geschichte«, sagte Jacob. Und er würde sie Will nie erzählen.
     
    Es war einmal ein Junge, der zog aus, das Fürchten zu lernen.
     
    Für einen
Moment glaubte Jacob, eine Spur von Gold in den Augen seines Bruders zu sehen,
aber wahrscheinlich fing sich nur die Morgensonne in seinen Pupillen. »Bring ihn fort, weit, weit fort.«
    »Seht euch
das an! Ich bin reicher als die Kaiserin! Ach was! Reicher als der König von
Albion!« Vergoldetes Haar. Vergoldete Schultern. Selbst Jacob erkannte Valiant
kaum, als er hinter der Ruine hervorstolperte. Das Gold klebte an ihm wie der
stinkende Blütenpollen, mit dem der Baum Jacob überschüttet hatte.
    Der Zwerg
lief an Will vorbei, ohne ihn auch nur zu bemerken.
    »Gut, ich
gestehe es!«, rief er Jacob zu. »Ich war sicher, du betrügst mich. Aber für
diese Bezahlung bringe ich dich gleich noch mal in die Goylfestung! Was denkst
du? Wird es dem Baum schaden, wenn ich ihn ausgrabe?«
    Fuchs
tauchte hinter dem Zwerg auf. Selbst ihr hingen ein paar Goldflocken im Fell.
Aber sie blieb wie angewurzelt stehen, als sie Will sah.
    Was sagst du, Fuchs? Riecht er immer noch wie sie?
    Will
klaubte einen kleinen Klumpen Gold aus dem Schnee, den der Zwerg sich aus den
Haaren gewischt hatte.
    Valiant
hatte ihn immer noch nicht bemerkt. Er bemerkte gar nichts. »Nein. Nein, ich
grabe ihn aus!«, stieß er hervor. »Was weiß ich? Womöglich schüttelt ihr ihm
das ganze Gold aus den Ästen, wenn ich ihn hierlasse! Nein!«
    Er fiel
fast über Fuchs, als er wieder davonhastete, und Will stand da und wischte den
Schnee von dem winzigen Klumpen in seiner Hand.
    »Bring ihn weit, weit fort, so weit, dass ich ihn nicht finden kann.«
    Clara warf
Jacob einen besorgten Blick

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