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Funke, Cornelia

Funke, Cornelia

Titel: Funke, Cornelia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rekkless
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Hand auf
die Schulter.
    Der
Bräutigam hatte die Stufen vor dem Altar gerade erreicht, als die Kaiserin
erschien. Ihr elfenbeinfarbenes Kleid hätte selbst der Braut alle Ehre gemacht.
Die vier Zwerge, die ihre Schleppe trugen, beachteten den Bräutigam mit keinem
Blick, aber die Kaiserin lächelte ihm wohlwollend zu, bevor sie die Stufen hinaufstieg
und hinter dem Gitter aus geschnitzten Rosen Platz nahm, das links vom Altar
die kaiserliche Loge umgab. Therese von Austrien war schon immer eine sehr
begabte Schauspielerin gewesen.
    Als
Nächstes musste die Braut erscheinen.
     
    Es war einmal eine Königin, die hatte einen Krieg verloren.  Aber sie
hatte eine Tochter.
     
    Selbst die
Orgel konnte das Geschrei nicht übertönen, das Amalies Ankunft ankündigte. Was
immer die Menge, die die Straßen säumte, über den Bräutigam dachte, die
Hochzeit einer Kaisertochter war trotzdem ein Anlass, zu jubeln und von
besseren Zeiten zu träumen.
    Die
Prinzessin trug das puppenschöne Gesicht, das die Lilie der Feen ihr verschafft
hatte, wie eine Maske, aber trotzdem glaubte Jacob auf den perfekten Zügen so
etwas wie Freude zu entdecken. Ihre Augen hingen an dem steinernen Bräutigam,
als hätte nicht ihre Mutter, sondern sie selbst ihn ausgewählt.
    Kami'en
erwartete sie mit einem Lächeln. Will stand immer noch direkt neben ihm. Er muss an seiner Seite bleiben, bis die Hochzeit vorbei ist... Geh
schneller, wollte Jacob der Prinzessin zurufen. Bringt es hinter euch. Aber der
höchste General ihrer Mutter führte die Braut zum Altar und er hatte es ganz
offensichtlich nicht eilig.
    Jacob
blickte zur Kaiserin hinüber. Vier ihrer Garden umringten die Loge. Außerdem
waren die Zwerge bei ihr - und ihr Adjutant. Donnersmarck flüsterte der
Kaiserin etwas zu und blickte zur Orgelempore hinauf. Aber Jacob begriff immer
noch nicht. Blind und taub, Jacob.
    Die
Prinzessin hatte kaum ein Dutzend Schritte gemacht, als der erste Schuss fiel.
Er kam von einem verdeckten Schützen auf der Orgelempore und galt dem König,
aber Will stieß ihn rechtzeitig zur Seite. Der zweite Schuss verfehlte Will
selbst nur knapp. Der dritte traf Hentzau. Und die Dunkle Fee fesselte eine
Haut aus Weidenrinde in den kaiserlichen Gärten. Gut gemacht, Jacob. Sie haben dich benutzt wie einen abgerichteten Hund.
    Die
Kaiserin hatte ihre Attentatspläne vor ihrer Tochter offenbar ebenso geheim
gehalten wie vor ihren Ministern, die verzweifelt Schutz hinter der dünnen
Holzverkleidung ihrer Bänke suchten. Die Prinzessin stand da und starrte
fassungslos zu ihrer Mutter hinauf. Der General, der sie hereingeführt hatte,
wollte sie mit sich zerren, doch sie wurden beide mitgerissen von den
schreienden Gästen, die aus den Bänken drängten. Wo wollten sie hin? Das
Eingangsportal war längst verriegelt. Offensichtlich hoffte die Kaiserin, sich
bei dieser Hochzeit nicht nur vom König der Goyl, sondern auch von ein paar
unliebsamen Untertanen zu befreien.
    Fuchs und
Clara waren nirgends zu sehen, ebenso wenig wie Valiant, aber Will stand immer
noch schützend vor dem König. Die Leibwächter hatten einen Ring aus grauen
Uniformen um Kami'en geschlossen. Die anderen Goyl versuchten, sich zu ihnen
vorzukämpfen, doch sie fielen unter den Schüssen der Kaiserlichen wie Hasen,
die ein Bauer auf seinem Stoppelfeld schoss.
    Und du hast ihnen die Fee aus dem Weg geräumt, Jacob. Er kämpfte
sich zu den Altarstufen vor, aber als er sie erreichte, sprang ihn einer der
kaiserlichen Zwerge an. Jacob stieß ihm den Ellbogen in das bärtige Gesicht.
Schreie, Schüsse, Blut auf Seide und Marmorfliesen. Die Kaiserlichen waren
überall. Trotzdem schlugen die Goyl sich gut. Und Will und der König waren immer
noch unverletzt, wie auch immer das möglich war. Es hieß, dass die Goyl ihre
Haut vor Kämpfen zusätzlich durch Hitze und den Verzehr einer Pflanze härteten,
die sie eigens dafür züchteten. Offenbar hatten sie ähnliche Vorkehrungen auch
für die Hochzeit ihres Königs getroffen. Selbst Hentzau war wieder auf den
Beinen. Doch auf jeden seiner Männer kamen mehr als zehn Kaiserliche.
    Jacob
schloss die Finger um den Goldenen Ball, aber es war unmöglich, ihn gezielt zu
werfen. Will war umgeben von weißen Uniformen, und Jacob konnte kaum den Arm
heben, ohne dass einer der Kämpfenden gegen ihn stolperte. Sie waren verloren.
Sie alle. Will. Clara. Fuchs.
    Ein
weiterer Goyl fiel. Der nächste war Hentzau. Und schließlich stand nur noch
Will vor dem König. Zwei

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