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Fußballschule am Meer Bd. 4 - Volles Risiko

Fußballschule am Meer Bd. 4 - Volles Risiko

Titel: Fußballschule am Meer Bd. 4 - Volles Risiko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulli Schubert
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machte – zumindest nicht wenn er auf seinem Bett lag. Der Innenarchitekt hatte das Zimmer nämlich mit Hilfe einiger Raumteiler so geschickt eingerichtet, dass jeder seinen eigenen privaten Bereich hatte. Das Wohnen zu zweit in einem Zimmer klappte deshalb meistens auch ziemlich gut.
    Doch in dieser Nacht kam Luca einfach nicht zur Ruhe. Er stöhnte und jammerte – und manchmal schluchzte er sogar! Finn hatte keine Ahnung, was er tun könnte, um ihm zu helfen. Er wusste ja nicht einmal, warum Luca so schlecht drauf war. Womöglich hing es mit dieser Schulklasse aus Hamburg zusammen, aber das war nicht mehr als nur eine Vermutung. Luca hatte seit seiner Flucht aus dem Billardraum nämlich kein einziges Wort mehr gesagt!
    Eigentlich war Finn darüber sogar ganz froh, denn es ging ihm selber viel zu mies, als dass er Luca hätte helfen können. Es war für ihn ein Abschied für immer gewesen, als er damals von zu Hause ausgezogen war, und das hattevor allem an seinem Vater gelegen! Finn war zwar nie von ihm geschlagen worden, aber sein Zuhause war ihm trotzdem wie die Hölle vorgekommen. Jeden Tag hatte der Vater ihn spüren lassen, dass er von ihm enttäuscht war. Wegen jeder Kleinigkeit war er böse geworden, hatte geschimpft und Finn bestraft. Sogar über die T-Shirts mit den Fußballersprüchen hatte er sich aufgeregt und seinem Sohn Dummheit vorgeworfen, weil er die Sprüche lustig fand. Das hatte wehgetan, vielleicht sogar mehr, als wenn Finn geschlagen worden wäre!
    Und jetzt sollte es nicht mal mehr eine Woche dauern, bis er und der Rest der Familie bei Finn auf der Matte standen? Hier, in der Fußballschule am Meer, in seinem neuen Zuhause. Warum? Was hatten sie hier verloren? Und wer hatte die unfassbar dumme Idee gehabt, einen «Tag der offenen Tür» zu veranstalten?
    Am liebsten hätte Finn sich neben seinen besten Freund und Mitbewohner gelegt und zusammen mit ihm gejammert und geweint. Aber dann ließ er es doch lieber bleiben. Damals, am ersten Tag im Fußballinternat, als klar war, dass sie zusammenwohnen würden, hatte Luca gesagt, dass sie jetzt Brüder wären und er Finn auf alle Ewigkeit und vor jedermann beschützen würde. Aber dazu war er in dieser Nacht ganz bestimmt nicht in der Lage. Finn umgekehrt jedoch leider auch nicht.
     
    Am nächsten Morgen rasselte um kurz vor halb sieben der Wecker. Finn versuchte, ihn mit einem Faustschlag zu zertrümmern, aber das misslang. Dafür schaffte er esimmerhin, das fürchterliche Geräusch auszuschalten, sich umzudrehen und die Bettdecke über die Ohren zu ziehen. Am liebsten wäre Finn bis zum nächsten Morgen genau so liegen geblieben. Er wollte nicht wach werden und gleich wieder an den bevorstehenden «Tag der offenen Tür» denken müssen. Und er wollte Luca nicht begegnen, weil er immer noch nicht wusste, ob und wie er ihn ansprechen sollte.
    Aber zumindest in diesem Punkt machte Finn sich unnötige Sorgen. Nachdem die Vernunft gesiegt hatte, die mit miesen Tricks arbeitete und ihm gnadenlos vor Augen führte, welche Folgen es für ihn hätte, wenn er unentschuldigt in der Schule fehlte, quälte er sich aus dem Bett und schlurfte ins Bad, wo Luca bereits unter der Dusche stand und abwechselnd heißes und kaltes Wasser auf seinen Körper prasseln ließ. Er tat so, als wäre er putzmunter und pfiff sogar ein Lied, aber Finn ließ sich davon nicht täuschen. Der Song klang nicht annähernd so fröhlich, wie er ihn aus dem Radio kannte.
    Finn ahnte, warum Luca so tat, als ob mit ihm alles okay wäre. Wahrscheinlich hoffte er, dass Finn in der Nacht nichts mitbekommen hatte, und wollte ihm deshalb keinen Anlass geben, sich an den gestrigen Abend im Billardraum zu erinnern und ihn darauf anzusprechen. Oder Luca versuchte selbst, die schreckliche Nacht zu vergessen oder zumindest zu verdrängen. Egal, aus welchem Grund   – Finn konnte es verstehen.
    Dabei wusste er durchaus, dass es besser war, nicht alles in sich hineinzufressen, sondern sich jemanden zusuchen, der einem half, mit den Problemen fertigzuwerden. Sei es mit einem Rat, einer Tat oder einfach nur durch das Angebot, dem anderen zuzuhören. Geteiltes Leid ist halbes Leid, dieser Spruch stimmte tatsächlich! Natürlich war das Problem allein mit Reden in aller Regel noch nicht gelöst. Aber es wog nicht mehr so schwer, und der Kopf war auch nicht mehr so voll und verklebt von den ewig gleichen Gedanken, die man sich zuvor gemacht hatte, sondern ein bisschen freier und wieder offen für

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