Fußfall
Sowjetrussen allerdings wurden getrennt unterwiesen, und sie hatten deutlich durchblicken lassen, daß ihnen nichts daran lag, Wes an ihren neuen Kenntnissen teilhaben zu lassen. Er wiederholte jetzt seine Aufgaben allein, und beim Lernen sprach er die fremden Laute flüsternd aus.
Srapk bedeutete soviel wie ›NormRüssellänge ‹ und maß etwa einen Meter achtzig. Ein Makasrapk war achthoch drei Srapkithp, also fünfhundertzwölf, knapp einen Kilometer.
Wes hatte versucht herauszubekommen, was ›Rüssel‹ hieß. Es gab offenbar kein Wort dafür. Ein scharfes Schnauben, Snnfp, bezeichnete die Nüster oder den Oberrüssel. Pa’ war die einzelne Verzweigung, sozusagen ein ›Finger‹ des Rüssels; Pathp bezeichnete, mit der Einzahl eines Verbs, die Gesamtheit der von den Außerirdischen als ›Grifflinge‹ bezeichneten Greifglieder , ähnlich wie ›Geäst‹ oder ›Gebüsch‹, diente aber zugleich auch als Plural, wie ›Äste‹ und ›Büsche‹ …
Tshejtrif hieß Fuß.
Sfaftiss war die Anrede für Takpassih; es bedeutete Lehrer. Der andere Sfaftiss sagte nichts, und sein Name war schwieriger auszusprechen: Rästapispmins . Beide Sfaftissthp kamen ihm alt vor, aber es sah aus, als seien sie auf verschiedene Weise gealtert . Konnte es zwei Rassen dieser Wesen geben? Allerdings bezeichneten sie sich mit demselben Begriff: Tshaptisk Fithp.
Tshapt hieß bewegen, tshaptisk bewegend, umherziehend. Tshaptisk Fithp war das Wort nicht nur für diese Wesen, sondern für jeden, der seinen Heimatplaneten verließ. Das umherziehende Volk, in etwa: die Ziehende Herde?
Fi’ hießen die Außerirdischen als Einzelwesen. Die Silbe wurde durch eine Art Aufstoßen abgeschnitten und klang wie der Teil eines Wortes. Fithp waren mehrere von ihnen – und die gesamte Gattung. Als sei ein einzelner kein Ganzes und Vollständiges , so wie Pa’ nur eine der Verzweigungen des Rüssels Pathp war. Offensichtlich waren es Herdentiere.
Tashajämp war Takpassihs Gehilfin. Jedenfalls vermutete Dawson, daß sie ein Weibchen war: der Leder- oder Kunststofffleck an ihrem Geschirr bedeckte eine andere Stelle weiter hinten an ihrem Rumpf als bei Takpassih. Vielleicht verwechselte er die Geschlechter auch; aber er mochte nicht fragen.
Die Tür öffnete sich nach oben, es war eine Falltür. Die Gefangenen sahen auf und warteten.
Es war Takpassih: Wes hatte gelernt, ihren Lehrer an der faltigen , dicken Haut zu erkennen und an den Augen, die stets zwinkerten, als sei das Licht zu hell. Takpassih sah zu, während Krieger der Außerirdischen vor der Falltür eine Plattform anbrachten. Sie glitt leise durch Nuten in der Polsterung der Steuerbordwand nach unten und bot genug Platz für einen Außerirdischen, mehr als genug für Wes und Arwid. Wes hatte angenommen, sie würden eine Leiter herablassen, aber damit konnten diese Wesen wohl nichts anfangen.
Takpassih, Tashajämp und acht bewaffnete Krieger warteten im Gang. Die Plattform senkte sich erneut für Dmitri und Nikolai. Giorge ließen sie zurück.
***
Vergeblich hatte Arwid gehofft, es werde ein Fenster geben. Je vier WeltraumSoldaten eskortierten sie vorn und hinten. Takpassih und Tashajämp reihten sich zwischen ihnen bei den Gefangenen ein. Für Nikolai hatten sie ein Räderfahrzeug aufgetrieben. Arwid schob es. Wes versuchte, Tashajämp zu erklären, daß sie etwas brauchten, um ihre Nahrung zu erwärmen . Arwid hörte nicht darauf. Er versuchte, sich mit den Bauprinzipien des Mutterschiffs vertraut zu machen.
Die Gefangenen mußten barfuß über den schwammartigen und patschnassen Teppich gehen. Die Türen im Boden öffneten sich zur Gangwand hin.
»Ich vermute«, sagte Arwid auf russisch, »daß jede Öffnung, die groß genug für einen der Außerirdischen ist, zwei oder drei von uns gleichzeitig durchläßt. Vielleicht bewachen sie Öffnungen nicht, durch die gerade ein Mensch passen würde.«
Dmitri nickte.
»Klettern können die bestimmt nicht. Eine Wand, die ein Mensch ohne weiteres überwinden kann, wäre für sie ein unübersteigbares Hindernis.«
Erneut nickte Dmitri.
»Hast du etwas gesehen, das mir vielleicht entgangen ist?«
Dmitri sagte: »Du hast zwar erst etwas gesagt, als wir einen Gang erreicht und uns in Bewegung gesetzt hatten. Das ist in Ordnung, aber bist du sicher, daß unsere Lehrer nicht Russisch sprechen?«
»Sie sprechen Englisch und machen kein Geheimnis daraus. Warum sollten sie damit hinter dem Berg halten, wenn sie Russisch könnten?
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