Fußfall
spürte man die Beschleunigung kaum.
Pastempihkeph fühlte, gegen welch ungeheure Masse die Bote drückte. Gerade in diesen Augenblicken gab das Raumschiff den aus Nickel und Eisen bestehenden Überresten eines vereisten KleinMondes ihre endgültige Richtung. Die Bote mußte sich binnen fünfhundertzwölf Atemzügen vom FUSS lösen oder zusammen mit ihm auf Winterheim stürzen. Hätte die Feierlichkeit einem Geringeren gegolten, wäre sie wohl bis auf die Zeit nach Abschluß der Manöver verschoben worden, aber Fathistihtalk verdiente jede Ehrung. Selbst wenn das nicht der Fall sein sollte, möchte ich nicht den Eindruck erwecken, als wolle ich einem ehemaligen Herrn der Herde die ihm gebührende Achtung versagen!
Tshaupintalk sah durch eine Glasscheibe zu, wie Fathistihtalk in der sich bewegenden Erde seine Ruhe fand. Ihre Grifflinge lagen um das Junge und drückten es zum Säugen an sich. Es war ein acht Tage altes Männchen. Bei normalem Schub hätte es bereits gehen können, hier in der Schwerelosigkeit hielt es sich unsicher auf staksigen Beinchen. Es schien ihm Spaß zu machen.
»Wer hat meinen Gefährten umgebracht?« klagte Tshaupintalk .
»Ich weiß zu viele Antworten darauf«, sagte Pastempihkeph . »Er hat sich nie darum gekümmert, ob er jemanden kränkte.«
Sie trompetete wild auf. Erschreckt warf das Junge seine noch kurzen Grifflinge über den Kopf und versuchte, sich zwischen Tshaupintalks Beinen zu verkriechen. Auf Grund der Schwerkraftverhältnisse drückten seine Bewegungen sie vom Boden hoch. Für ein Neugeborenes war es stark.
Der Verlust ihrer Würde minderte keineswegs ihre Angriffslust . »Dies Verbrechen richtet sich gegen die gesamte Ziehende Fithp!« rief sie laut. »Wie können Schläfer und Raumgeborene eine Gemeinschaft bilden, wenn die Mörder nicht zur Rechenschaft gezogen werden?«
Der Herr der Herde schwieg eine Weile. Tshaupintalk merkte, daß die anderen, sowohl Fithp als auch die kleine Erdlingsschar, zu ihr hersahen. Dann sagte Pastempihkeph : »Wir werden das Rätsel lösen. Du weißt, daß ich Herausforderungen liebe – aber denkst du auch daran, daß ich einen Krieg zu führen habe?« Er sah in die Beisetzungsgrube hinab. »Fahr dahin, Fathistihtalk ! Du hast viel zu viele Reisegefährten.«
Nach Abschluß der Feierlichkeiten trat er zu Takpassih. »Fathistihtalk hat stets interessante Fragen gestellt«, sagte er. »Jetzt muß ich das selbst tun.«
»Ihr werdet einen Berater haben«, sagte Takpassih.
»Bah. Siplisteph muß für die Aufgabe erst noch geschult werden. UmerzieherZwei , hat Fathistihtalk auch dir interessante Fragen gestellt?«
Takpassih schnob. »Mir kam es nicht so vor. Er wollte die Erdlinge einzeln befragen.«
»Warum?«
»Das hat er nicht gesagt. Sie gehörten nicht zu seinem Thaktan . Ich habe ihm gesagt, daß ich bereit sei, zu dolmetschen und Euch alles mitzuteilen, was sich ergab. Er aber lehnte ab. Er sagte, er erwarte einfach, daß ich meine Aufgabe erledige.«
»Sehr passend«, sagte Pastempihkeph . »Hat er dir Fragen vorgeschlagen, die du stellen solltest?«
»Nein.«
Schade. »Wirst du auf der Kommandobrücke sein, während der FUSS fällt?«
»Ich denke nicht. Wenn ich mir die ErdlingsFithp als Feinde oder Jagdbeute vorstellte, würde das mein Mitgefühl für sie mindern.«
***
Tashajämp verließ sie an der Zellentür. »Ihr bleibt hier! Seht zu, daß ihr euch an den Wänden festhaltet! Zuerst an der dort, dann an einer anderen, wenn das Zeichen ertönt. Die Kraftrichtung wird häufig wechseln. Vorher hört ihr jedesmal dies Signal .« Sie trompetete und sprach dann in rasselndem Posaunenton weiter. »Verstanden? Gut.«
Sie gingen ans Schott. Jeri grub ihre Nägel tief in die Wandbespannung .
»Es ist zwar kein Thema für feine Gesellschaft«, sagte Arwid, »aber da sie keine Zeit angegeben haben, wäre es sicher gut, die entsprechenden Lokalitäten zu nutzen, solange noch Gelegenheit dazu ist.«
»Stimmt«, sagte Dawson. »Die Damen zuerst.«
Da ihr niemand den Vortritt streitig machte, begann Jeri. Nun, nachdem Arwid und Nikolai mit einer Wolldecke eine Art Paravent um das flache Wasserbecken errichtet hatten, war es nicht mehr ganz so schlimm.
Jeri kehrte an die Wand zurück. »Melissa, ich möchte dich hier bei mir haben.«
»Wenn es Sie nicht stört, bleibe ich auch bei Ihnen«, sagte Arwid.
»Danke.«
»Was halten Sie von den Begräbnisfeierlichkeiten?« fragte er.
»Meine Anthropologiedozentin hat einmal gesagt,
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