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Fußfall

Fußfall

Titel: Fußfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven , Jerry Pournelle
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Haar war etwas dunkler und nicht ganz so fein, und ihr Gesicht war recht hübsch. Sicherlich würde sie später einmal ihren Eindruck auf Männer nicht verfehlen.
    Jeri wartete, bis der Lichtspalt unter Melissas Tür erlosch.
    Jetzt schläft sie wohl. Bestimmt ist sie müde. Auch ich bin müde . Das Lächeln schwand von Jeris Gesicht. Es war ein so herrlicher Tag gewesen, der schönste seit Wochen, bis sie heimgekommen war und die Post gefunden hatte.
    Sie ging ins Wohnzimmer. Einer teuren Vitrine entnahm sie eine rote Kristallkaraffe und ein dazu passendes Glas. Die Muranosachen haben wir in Venedig gekauft. Eigentlich konnten wir uns die ganze Reise nicht leisten. Ein wunderbarer Sommer.
    Sie goß sich ein Glas billigen Sherry ein und setzte sich auf das Sofa. Sie konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten.
    Der Teufel soll dich holen, David Wilson! Sie nahm den Umschlag aus ihrer Schürzentasche; er war in Cheyenne Wells im Staat Colorado abgestempelt. Der Brief trug keine Unterschrift. Die Handschrift mochte die eines Mannes sein, aber sicher war Jeri nicht.
    »Liebe Mrs. Wilson«, hieß es darin. »Wenn Sie Ihren Mann wirklich halten wollen, sollten Sie sich etwas einfallen lassen, denn er hat eine Neue.«
    Natürlich hat er, dachte Jeri. Er ist ja schon seit fast zwei Jahren weg und hat vor sechs Monaten die Scheidung eingereicht. Es war unvermeidlich …
    So oder so, sie dachte nicht gern an die Sache. Bilder traten vor ihr inneres Auge: David kam nackt unter der Dusche hervor . Oder: sie lag mit ihm spät abends am Strand bei Malibu, beide in Hochstimmung vom Champagner. Sie hatten Davids Doktortitel gefeiert und sich geliebt. Zwar hatte das dritte Mal mehr Anstrengung gefordert als Erfüllung gebracht, dennoch war es eine zauberhafte Nacht gewesen.
    Nach dem erstenmal hatte sie zu ihm gesagt: »Ich nehm schon eine ganze Weile die Pille nicht mehr …«
    »Ich weiß«, hatte er geantwortet.
    Sie stellte sich gern vor, daß Melissa in jener Nacht gezeugt worden war. Bestimmt aber war es in jener wunderbaren Woche geschehen. Fünf Monate später gab Jeri ihre Anstellung als Wissenschaftslektorin für ein Hochschulmagazin auf. Davids Studium war beendet, er hatte eine erstklassige Stelle gefunden, und sie konnten das Leben genießen …
    Sie nippte an ihrem Sherry und leerte dann das Glas in einem Zug. Es kostete sie Mühe, es nicht zu Boden zu schleudern und zerschellen zu lassen. Auf wen bin ich bloß so wütend?
    Auf mich selbst. Ich bin eine blöde Gans. Sie zerknüllte den Brief, strich ihn wieder glatt und goß sich ein weiteres Glas Sherry ein. So oft sie sich die Augen auch wischte, die Tränen kamen immer wieder.
    Drei Gläser Sherry hatte sie getrunken, als das Telefon läutete. Zuerst wollte sie es ignorieren, aber vielleicht ging es ja um Melissa. Vielleicht war es sogar David; manchmal rief er noch an. Was, wenn er es ist und sagt, daß er mich braucht?
    »Hallo.«
    »Jeri, hier spricht Vicki.«
    »Oh.«
    »Hast du schon das Neueste gehört?« fragte Vicki.
    Wie könntest du etwas über David wissen – »Was soll das denn sein?«
    »Das Raumschiff.«
    »… was?«
    »Jeri, wo hast du denn den ganzen Tag gesteckt? Machst du Winterschlaf?«
    »Nein, ich hab mit Melissa am Angeles Crest gepicknickt.«
    »Dann hast du also die Nachrichtensendung nicht gesehen. Die Astronomen haben im Sonnensystem ein Raumschiff mit Außerirdischen entdeckt, das auf die Erde zukommt.«
    »Du nimmst mich wohl auf den Arm?«
    »Schalt doch einfach Kanal Vier ein! Ich ruf in einer halben Stunde wieder an. Wir müssen miteinander reden.«
    Saturn also. Sie kamen vom Saturn, und niemand wußte, seit wann sie sich dort aufgehalten hatten. Jeri mußte an einen Bildschirm im JPL denken. Drei ineinander verflochtene Ringe. Davids schmerzhafter Griff um ihren Arm.
    Das war – das lag doch mehr als zehn Jahre zurück! Da war ich um die Zwanzig, ich hatte David, und alles war Sonnenschein .
    Das Telefon klingelte, kaum daß die Nachrichten vorüber waren.
    »Hallo, Vicki.«
    »Hallo. Nun, hast du es dir angesehen?«
    »Ja.« Jeri kicherte.
    »Was hältst du davon?«
    »Außerirdische, die vom Saturn kommen. Toll! Vicki, ich wette, die waren schon da, als die VoyagerRaumsonde vorbeigeflogen ist. Ich erinnere mich noch genau an all die dämlichen Unterhaltungen damals. John Deming, Gregory und – und David und ich haben versucht, uns zu überlegen, wie ein auf einer Umlaufbahn befindliches Teilchenband so verdreht sein konnte.

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