Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fyn - Erben des Lichts

Fyn - Erben des Lichts

Titel: Fyn - Erben des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
Vom Netzwerk:
mir jemand eine Faust ins Gesicht gerammt. Vor Überraschung lockerte ich meinen Griff. Ylenia nutzte die Gelegenheit zur Flucht. Sie riss sich von mir los, sprang in die Finsternis und verhielt sich dann still.
    »Fyn, soll ich dir helfen?«, fragte Arc.
    »Wenn du Ylenia findest, nimm ihr den Kompass ab«, befahl ich ihm. Ich hörte, wie Arc sich knirschend in Bewegung setzte. Erst jetzt fiel mir auf, dass es nicht Ylenia gewesen sein konnte, die mir ins Gesicht geschlagen hatte, denn ich hatte ihre Oberarme fest umklammert gehalten. Noch ehe ich mich darüber wundern konnte, legte sich eine Hand auf meine Schulter. Ich schrie und stieß sie von mir weg wie eine eklige Spinne.
    »Lass mich in Ruhe!« War man denn nirgends vor Norrizz in Sicherheit? Es gelang ihm zwar nicht, meinen Körper erneut in Besitz zu nehmen, doch er war noch immer in der Lage, sich einen eigenen zu erschaffen.
    Ich spürte, wie Norrizz’ Gesicht sich dem meinen näherte. »Du wirst jetzt vernünftig sein und mit Ylenia gehen«, flüsterte er. »Sonst finde ich einen Weg, dich zu vernichten, damit dein Körper mir allein gehört.«
    Der Ernst in seiner Stimme ließ mich erschaudern. Ich war nicht sicher, ob es lediglich Drohgebärden waren, oder ob er tatsächlich in der Lage wäre, mich zu töten.
    »Weshalb?«
    »Weil sie das Richtige tut.«
    »Ach ja?« Mir war bewusst, dass auch Ylenia und Arc mich sprechen hörten, doch mir war egal, ob sie mich für verrückt hielten.
    »Arc, hör damit auf, nach Ylenia zu suchen!« Norrizz erhob die Stimme. Im selben Moment erstarben die Geräusche von Arcs knarrenden Gelenken. Ich wusste nicht, ob es dem Zufall zu verschulden war, oder ob Arc ihn tatsächlich gehört hatte.
    »Ylenia verspricht uns Rache.« Norrizz wandte sich abermals an mich. »Wollen wir ihr nicht die Chance geben, es zu beweisen? Sollte sie lügen, können wir sie noch immer überwältigen und zurückgehen.«
    Ich konnte ihn nicht sehen, jedoch sein boshaftes Grinsen förmlich spüren. Einstweilen gab ich mich geschlagen. Sollten sie doch ihren Willen bekommen! Sie würden schon sehen, was sie davon hatten. Schon bald würde Ylenia einlenken, wenn sie merkte, dass es niemanden auf der anderen Seite der schwarzen Wand gab, der auf sie wartete. Schmollend erklärte ich mich bereit, ihr zu folgen. Norrizz’ Drohungen hatten daran nicht wenig Anteil, doch das wollte ich mir nicht eingestehen.

    Für den Rest unserer Reise mitten durch die erdrückende Schwärze der Dunkelheit machte sich der Plagegeist nicht mehr bemerkbar. Wir rasteten noch einmal, um uns auszuruhen und ein wenig Schlaf zu finden, ehe wir nochmals über Stunden hinweg geradeaus marschierten. Jegliches Zeitgefühl kam mir abhanden, doch ich schätze, dass wir fast drei Tage in völliger Finsternis wanderten. Meine Panik kühlte sich ab, ebenso mein Verhältnis zu Ylenia. Wir sprachen nur, wenn es nötig war, doch wir hielten uns die ganze Zeit über an den Händen. Mein Magen knurrte unüberhörbar, ich hatte über einen langen Zeitraum hinweg nichts mehr gegessen. Arc schleppte zwar noch immer schwer an unserem Gepäck, doch in der Dunkelheit wagten wir nicht, den Inhalt unserer vollgestopften Rucksäcke herauszuzerren. Wir befürchteten, unsere Habseligkeiten blind nicht wieder darin verstauen zu können, wenn wir sie erst einmal ausgepackt hatten. Lediglich von unseren Wasserflaschen, die in den Seitentaschen steckten, machten wir Gebrauch. In mir rumorte noch immer eine schwelende Wut. Mein Verstand weigerte sich zu glauben, dass Ylenia tatsächlich mit jemandem jenseits der Dunkelheit in Kontakt stand. Je mehr Zeit verstrich, desto sicherer war ich mir, dass sie sich die Geschichte nur ausgedacht hatte. Vermutlich war es ihr irgendwie gelungen, im Palast an Informationen über den mysteriösen Kompass zu gelangen. Vielleicht hatte sie Breanor belauscht, denn ich konnte mir vorstellen, dass er von dem Artefakt gewusst hatte. Ich nahm an, auf der anderen Seite befand sich nichts als eine unbewohnte Gebirgslandschaft. Ylenias Neugier wäre befriedigt, sie würde mich um Verzeihung bitten und dann würden wir uns auf den Rückweg machen und den Rest unseres Lebens in einem netten kleinen Menschendorf verbringen. Ja. Diese Vorstellung gefiel mir.
    Mein Gedankengang brach jäh ab, als ich einen Luftzug neben mir spürte. Nur einen Sekundenbruchteil später löste sich Ylenias Hand aus meinem lockeren Griff. Ein Schrei zerriss die Stille. Im ersten Moment begriff ich

Weitere Kostenlose Bücher