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Gabriel - Duell der Engel

Gabriel - Duell der Engel

Titel: Gabriel - Duell der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaja Bergmann
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musste lächeln. Lebensmüde. Im Moment gab es für mich nichts Schöneres als das Leben. Das Leben mit Sonja. Außer heute.
    Meine Eltern waren nicht da. Auf Geschäftsreise. Wo auch sonst? Ich erwähnte ja bereits: Sie werden in dieser Geschichte keine Rolle spielen.
    Aber dass sie weg waren, fand ich nicht schlimm. Dass Sonja weg war, umso schlimmer. »Mädelstag«. Toll. Ich konnte es ja verstehen. Irgendwie. Seitdem wir zusammen waren, hatte sie immer weniger Zeit mit ihren Freundinnen verbracht. Und das wollte sie jetzt nachholen. An einem Tag. Gutes Gelingen!
    Ich glaube, ihre Freundinnen mochten mich nicht besonders. Die Art, wie sie mich ansahen, wenn ich mit Sonja über den Pausenhof ging. Wie sie tuschelten, sobald wir vorbei waren und dachten, wir merkten es nicht. Mir war das egal. Sonja, glaube ich, nicht. Aber sie redete nie darüber. Und ich wollte es auch nicht tun.
    Ich hatte keine Freunde. Scheiße, wie abgedroschen mitleiderregend dieser Satz klingt. Soll er aber nicht. Ich hatte keine und auch nie das Verlangen, welche zu brauchen. Seit letztem Dezember erst recht nicht. Und im Moment war ich sogar ganz froh drum.
    Jedenfalls saß ich auf dem Dach, dachte an Sonja und wurde trotz des schönen Tages immer trübsinniger, als plötzlich mein Nacken schmerzte. Ich ließ den Blick also nach unten schweifen, sah die dreckige Stadt, die Häuser – und einen Mann. Er stand auf einem Häuserdach, ein paar Straßen entfernt. Gefährlich nah am Rand. Als gehorchte ich einem fremden Impuls, beugte ich mich weiter nach vorne, um ihn besser sehen zu können – und verlor das Gleichgewicht. Unter mir war nur noch Luft, dicke, schwere Luft, so dick, dass sie mich eigentlich hätte auffangen müssen. Aber sie tat es nicht.
    Ich fiel. Mein Herz lag reglos irgendwo in meiner Magengegend. Bilder schossen an meinen Gedanken vorbei, die versuchten, sie festzuhalten, es aber nicht schafften. Ich wollte sie ordnen, meine Gedanken ordnen, es gelang mir nicht. Sie purzelten übereinander und es entstand das reinste Chaos, ein großer, unorganisierter Berg aus Gedankenchromatin. Der Boden kam näher. Na ja, immerhin hatte ich ein schönes Leben!, meldete sich ein Gedanke, der es scheinbar geschafft hatte, sich aus dem Gewirr zu befreien. Ich schloss die Augen und wartete auf mein Ende.
    Es kam nicht. Eine gefühlte Ewigkeit lang hatte ich gewartet. Waren es Sekunden? Minuten? Stunden? Ich hätte es nicht sagen können. Als ich die Augen wieder öffnete, saß ich auf dem Dach. Unbewegt. Wie zuvor. Was war passiert? Träumte ich? Hatte ich geträumt? Ich blickte zu dem Haus ein paar Straßen weiter. Der Mann stand noch immer da. Unbewegt. Starrte in den Abgrund. Dann sprang er. Mein Herz zog sich tiefer in Richtung Magen zurück.
    Bevor ich wusste, was ich tat, sprang auch ich vom Dach, breitete meine Flügel aus und schwebte lautlos hinüber. Packte den Mann unter den Armen und flog mit ihm auf sein Dach zurück, ohne meine neue Kraft zu bemerken. Ließ ihn los und setzte mich. Im Schneidersitz beobachtete ich, wie der Mann ein wenig torkelte, aber ein paar Meter weit vom Rand entfernt blieb. Ein paar Meter Sicherheit.
    Â»Wie heißt du?«, fragte ich ruhig.
    Â»Was?« Sein Gesicht hatte eine ungesund grünliche Farbe angenommen.
    Â»Wie du heißt.«
    Zuckend wandte er den Kopf. Blickte mir unsicher in die Augen. »Marc.« Seine Stimme schwankte.
    Ich bemühte mich um ein beruhigendes Lächeln, was mir merkwürdigerweise auch recht gut gelang.
    Â»Marc. Kannst du mir einen Gefallen tun? Kannst du dich zu mir setzen und mir erzählen, was passiert ist? Warum du dich umbringen wolltest?« Aufmunternd klopfte ich neben mir auf den Boden. Entschuldige, ich meinte, auf das Dach.
    Marc reagierte nicht. Wie in Trance sah er zum Rand des Daches, zu der Leere, die sich dahinter erstreckte. Dann wieder zu mir.
    Â»Ich träume«, nuschelte er kopfschüttelnd. »Ich träume.« Trotzdem ging er die paar Schritte in meine Richtung und setzte sich neben mich. Ich reichte ihm die Hand. »Ich bin Gabriel. Schön, dich kennenzulernen.« Als Marc nach einigem weiteren Zögern endlich meine Hand ergriff, schien er fast überrascht, sie berühren zu können. Ich übrigens auch.
    Â»Also, Marc. Was ist geschehen?«, fragte ich, als er auch nach ein paar Minuten keine Anstalten machte zu

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