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Gabriel - Duell der Engel

Gabriel - Duell der Engel

Titel: Gabriel - Duell der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaja Bergmann
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Vorgeschichte
    Â 
    Mit fünf Jahren erfuhr ich, dass ich adoptiert war. Mit zehn Jahren verstand ich, was das bedeutet.
    Meine Adoptiveltern waren für mich immer meine einzig wahren Eltern gewesen. Schon immer. Für immer. Meine leiblichen Eltern hatten mich nie interessiert. Ich verstehe nicht, wie jemand Menschen suchen kann, die einen behandelt haben wie das letzte Stück Dreck. Schlimmer noch. Dreck existiert. Immerhin. Für meine leiblichen Eltern existierte ich scheinbar nicht.
    Ich wurde aus dem Waisenhaus geholt, als ich gerade mal drei Wochen alt war. So in etwa. Mein genaues Alter weiß ich nicht. Meinen Eltern wurde erzählt, als man mich vor der Tür des Hauses gefunden habe, hätte ich ein Schild um den Hals getragen. Darauf habe »Gabriel« gestanden. Sie beschlossen, den Namen zu behalten.
    Wir wohnten in einem kleinen Einfamilienhaus in Frankfurt am Main. Ich hasste diese Stadt. Sie war laut, dreckig und grau. Es schien immer zu regnen, selbst wenn die Sonne schien. Man kann auf viele Arten scheinen. Nein, Regenbogen habe ich hier noch nie gesehen. Nein, wirklich nicht.
    Mit meinen Eltern kam ich immer gut klar, obwohl (oder weil?) beide wegen ihrer Jobs nie viel Zeit für mich hatten. Auch in dieser, meiner Geschichte werden sie keine große Rolle spielen. Genauer: Sie werden gar keine Rolle spielen.
    Geschwister hatte und vermisste ich keine.
    Meine Kindheit war kurz und glücklich. Kurz, weil ich mich kaum an sie erinnern kann. Glücklich, weil das, was ich noch weiß, nicht traurig ist.
    Â 
    Ich erinnere mich an eine Sportstunde in der sechsten Klasse. Es war Sommer. Unglaublich heiß. Die Sonne brannte auf die Laufstrecke und ich konnte die Luft über ihr flimmern sehen. Wir saßen im Schatten eines unpassend neben dem Platz emporragenden Baumes und sollten unseren Puls messen. Den Zeigefinger auf die Innenseite des Handgelenks legen. Dann sollten wir eine Runde laufen, schnell laufen, uns wieder hinsetzen und den Puls noch einmal messen.
    Ich habe ihn nicht gefunden. Habe dann einfach irgendwelche Zahlen leicht verändert von anderen abgeschrieben.
    Später habe ich ihn noch mal gesucht, meinen Puls. Gefunden habe ich ihn nie.
    Â 
    Drei Jahre später wurde mir klar, dass ich tot w a r.

Hab was vergessen!
    Â 
    Habe vergessen, mich vorzustellen. Wie unhöflich. Entschuldige.
    Ich bin Gabriel, wie du inzwischen ja schon mitgekriegt hast. Vielleicht. Zum Zeitpunkt deines Weiterlesens bin ich fünfzehn. Meinen Geburtstag habe ich bisher immer am 11. November gefeiert. Der Tag, an dem ich im Waisenhaus abgegeben wurde. Sankt-Martins-Tag.
    Ich habe blond gelockte, längere Haare. Nein, ich habe noch nicht darüber nachgedacht, sie abzuschneiden und schwarz zu färben. Okay, ja, habe ich doch, sonst würde ich das hier nicht schreiben. Aber nein, ich werde es sicher nicht tun. Keine Ahnung, sie gefallen mir. Egal. Meine Augen sind braun und ich bin eher klein, würde ich sagen.
    Ich wohne noch immer mit meinen Eltern in Frankfurt. Leider.
    Am liebsten esse und trinke ich Schokoladeneis.
    Mein Lieblingsbuch ist »Die Verwandlung«. Sie hat mich von dem irrwitzigen Wunsch befreit, Käfer sein zu wollen.
    Ich mag den Nebel, aber hasse die Kälte. Innen wie außen.
    Mein Lieblingsfilm ist »Der Sternwanderer«. Grandiose Landschaften, wundervoller Soundtrack, humorvoll, geniale Schauspieler, voller Liebe und Fantasie.
    Mein Lieblingslied ist "Come as you are”. Wow, Anführungszeichen oben, weil mein Rechtschreibprogramm erkannt hat, dass es ein englischer Titel ist. Ich bin begeistert .
    Ich habe einen kleinen Block (nein, keinen Blog, einen normalen, altmodischen Blo ck aus Papier!), in den ich meine Gedanken schreibe, wenn ich Angst habe, sie zu verlieren. Meistens aber bin ich zu langsam und verliere sie trotzdem.
    Mir wird schlecht, wenn ich daran denke, dass die meisten Sätze dieses Kapitels mit »Ich« beginnen, obwohl ich weiß, dass das in diesem Buch noch öfter der Fall sein wird. Egal.
    Â 
    So, jetzt weißt du genug über mich. Wolltest du das überhaupt? Ich hoffe schon, denn ich fühle mich nun ziemlich nackt. Angreifbar. Als hätte man mich aufgeschnitten und mein Inneres nach außen gestülpt. »Heute tragen wir’s mal linksrum!« Nur dass ich kein T-Shirt bin. Und man nicht nur Nähte sieht, die sonst verdeckt bleiben. Wäre es nur so.
    Tut mir leid, wenn all das

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