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Gabriel Lambert

Gabriel Lambert

Titel: Gabriel Lambert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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ich.
    ›Ihn zu fi nden?‹
    ›Ja.‹
    ›So geh! Vielleicht richtest du wirklich etwas aus. Brauchst du etwas?‹
    ›Nur die Erlaubnis meines Vaters.‹
    Ich erhielt sie noch an demselben Tag, aber mit mehr Schwierigkeit als beim erstenmal. Seit einiger Zeit war mein Vater leidend, und ich fühlte selbst, daß die Stunde, ihn zu verlassen, schlecht gewählt war; doch etwas Stärkeres als mein Wille trieb mich fort.«
    . Kapitel
    Das Blumenmädchen
    »Drei Tage später reiste ich ab; mein Vater glaubte, ich führe nach Caen, und Th
    omas Lambert und der Pfarrer wußten allein, daß ich mich nach Paris begab.
    Ich kam durch das Dorf, wo mein Kind lebte, und nahm es zu mir.
    Ich arme Närrin bedachte nicht, daß ich mit mir schon genug zu tun hatte.
    Nach drei Tagen war ich in Paris.
    Ich stieg in der Rue des Vieux-Augustins im Hotel de Venise ab: Es war das einzige Hotel, dessen Namen ich kannte, es war dasjenige, wo er abgestiegen und wohin ich ihm geschrieben hatte.
    Hier zog ich Erkundigungen über ihn ein; man erinnerte sich seiner sehr gut: Er hatte stets in seinem Zimmer eingeschlossen gelebt und unablässig mit einem Kupferstecher gearbeitet, ohne daß man wußte, woran.
    Man erinnerte sich auch, daß einige Zeit, nachdem er das Hotel verlassen hatte, ein Mann von etwa fünfzig Jahren, mit dem Aussehen eines Bauern, im Hotel erschienen war und dieselben Fragen gestellt hatte.
    Ich erkundigte mich, wo die Oper wäre. Man erklärte mir den Weg, und ich wagte mich zum erstenmal in die Straßen von Paris.
    Ich hatte folgenden Plan: Gabriel kommt in die Oper, ich erwarte vor dem Opernhaus alle Wagen, die anhalten. Steigt Gabriel aus einem der Wagen aus, frage ich den Bedienten nach seiner Adresse und schreibe ihm am anderen Tag, ich sei in Paris und wünsche ihn zu sehen.
    Schon am Abend meiner Ankunft führte ich meinen Plan aus.
    Das war Dienstag vor acht Tagen. Ich wußte nicht, daß nur mon-tags, donnerstags und sonnabends Vorstellungen in der Oper sind.
    Vergebens wartete ich auf die Öff nung. Ich erkundigte mich nach der Ursache dieser Stille und Dunkelheit. Man sagte mir, eine Vorstellung fi nde erst am nächsten Tag wieder statt. Den ganzen anderen Tag blieb ich mit meinem armen Kind im Hotel.
    Der Abend kam, und ich ging abermals aus.
    Ich glaubte, ich könnte unter der Säulenhalle warten, doch die Polizisten erlaubten es mir nicht.
    Ich sah einige Frauen ungehindert umhergehen und fragte, warum man ihnen gestattete, was mir nicht erlaubt wäre; man antwortete mir, es wären Blumenmädchen.
    Während ich in der größten Unruhe wartete, kamen viele Wagen; aber ich konnte die Leute, die ausstiegen, nicht recht erkennen; vielleicht war Gabriel schon unter ihnen.
    Es war ein verlorener Abend, und ich mußte wieder zwei Tage warten; doch ich fügte mich darein und kehrte mit einem neuen Plan in mein Hotel zurück.
    Dieser Plan bestand darin, daß ich in jede Hand einen Strauß nehmen und mich für ein Blumenmädchen ausgeben wollte.
    Ich kaufte Blumen, machte zwei Sträuße und begab mich auf meinen Posten; diesmal ließ man mich frei umhergehen.
    Ich näherte mich allen haltenden Wagen und prüfte aufmerksam die aussteigenden Personen.
    Es war ungefähr neun Uhr, und alles schien schon angekommen zu sein, als noch ein Wagen anfuhr, der sich verspätet haben mußte.
    Als der Schlag geöff net wurde, glaubte ich Gabriel zu erkennen.
    Ich wurde von einem solchen Zittern befallen, daß ich mich auf einen Prellstein stützte, um nicht niederzusinken. Ein junger Mann, der Gabriel glich, sprang heraus; ich tat einen Schritt, um auf ihn zu-zugehen, doch ich fühlte, daß ich auf das Pfl aster stürzen würde.
    ›Um wieviel Uhr?‹ fragte der Kutscher.
    ›Um halb zwölf‹, antwortete er, die Treppe hinaufsteigend.
    Und er verschwand unter dem Säulengang, während sich der Wagen im Galopp entfernte.
    Es war sein Gesicht, es war seine Stimme; doch wie konnte dieser elegante junge Mann mit den ungezwungenen Manieren der arme Gabriel sein? Die Verwandlung schien mir völlig unmöglich.
    Und dennoch, aus der Erschütterung, die sich meiner bemächtigte, begriff ich, daß es durchaus kein anderer sein konnte.
    Ich wartete.
    Es schlug halb zwölf. Die ersten Besucher verließen die Oper, die Wagen fuhren einer nach dem andern vor.
    Eine Gruppe, die aus einem Mann von ungefähr fünfzig Jahren, aus einem jüngeren Mann und zwei Frauen bestand, näherte sich einem Wagen; der junge Mann war Gabriel; er gab der

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