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Gabriel Lambert

Gabriel Lambert

Titel: Gabriel Lambert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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möchte gern mit ihm allein sprechen. Ei! Mein Gott«, rief er ungeduldig, »wir haben keine Zeit zu verlieren, steht auf und laßt uns allein.«
    Dann griff er ihm unter die Achseln und versuchte ihn zum Aufstehen zu bewegen.
    »Was gibt es? Was gibt es?« fragte der Greis. »Kommen sie schon, dich zu holen? Es ist noch nicht Zeit, erst morgen früh um sechs Uhr.«
    Der Verurteilte fi el auf seinen Schemel zurück und stieß einen tiefen Seufzer aus.
    »Hören Sie, Doktor«, sprach er, »bringen Sie ihn zur Vernunft, sagen Sie ihm, daß ich mit Ihnen allein zu sein wünsche.«
    Und er schluchzte, streckte die Arme aus und legte das Gesicht auf den Tisch.
    Ich bedeutete dem Schließer durch ein Zeichen, er möge mir helfen. Er näherte sich mit mir dem Greis.
    »Mein Herr«, sagte ich, »ich bin ein alter Bekannter Ihres Sohnes.
    Er will mir ein Geständnis anvertrauen; haben Sie die Güte, uns allein zu lassen.«
    Zu gleicher Zeit hoben wir ihn auf, jeder an einem Arm, um ihn in den Gang zu führen.
    »Das ist es nicht, was man mir versprochen hat«, rief er. »Man hat mir versprochen, ich könnte bis zum letzten Augenblick bei ihm bleiben. Ich habe die Erlaubnis erhalten, warum will man mich wegführen?«
    Und durch das Übermaß des Schmerzes wieder zu sich gekommen, warf sich der Greis auf den halb auf dem Tisch liegenden jungen Mann.
    »Er wird nicht gehen«, murmelte dieser, »und er muß doch ein-sehen, daß jede Minute für mich kostbarer ist als ein Jahr in dem Leben eines anderen.«
    »Verstehen Sie wohl, man will Ihnen Ihren Sohn nicht entreißen, mein Herr«, sagte ich. »Ihr Sohn wünscht nur einen Augenblick mit mir allein zu bleiben.«
    »Ist das wahr, Gabriel?« fragte der Greis.
    »Ei, mein Gott, ja, ich wiederhole es Euch seit einer Stunde.«
    »Dann ist es gut, ich gehe; doch ich will ganz in der Nähe seines Kerkers bleiben.«
    »Sie können sich hier im Gang aufhalten.«
    »Und ich kann zurückkehren?«
    »Sobald es Ihr Sohn verlangt.«
    »Sie wollen mich nicht täuschen, Doktor? Einen Vater zu hinter-gehen wäre gräßlich.«
    »Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, daß Sie in einem Augenblick zurückkehren können.«
    »Dann verlasse ich Sie«, sagte der Greis; er drückte die Hände auf die Augen und ging hinaus.
    Der Wärter ging gleichzeitig mit ihm hinaus und schloß die Tür.
    Ich setzte mich auf den Platz, den der Greis verlassen hatte.
    »Nun, Herr Lambert«, sagte ich, »wir sind allein, was kann ich für Sie tun? Sprechen Sie.«
    Er hob langsam den Kopf, stützte sich auf die Hände, schaute mit irren Augen umher und heftete dann auf mich einen Blick, der immer starrer wurde.
    »Sie können mich retten«, sagte er.
    »Ich«, rief ich bebend, »wie denn?«
    Er griff nach meiner Hand.
    »Still«, sagte er, »und hören Sie mich.«
    »Ich höre.«
    »Erinnern Sie sich, daß wir eines Tages in der Rue Taitbout sa-
    ßen, wie wir hier sitzen, und daß ich Ihnen, auf eine Banknote geschrieben, die Worte zeigte: Das Gesetz bestraft den Fälscher mit dem Tod.«
    »Ja.«
    »Erinnern Sie sich, daß ich mich damals über die Härte des Gesetzes beklagte und daß Sie mir sagten, der König beabsichtige den Kammern eine Verwandlung der Strafe vorzuschlagen.«
    »Ja, ich erinnere mich.«
    »Nun ja! Ich bin zum Tode verurteilt, vorgestern ist mein Gesuch, das Urteil zu revidieren, verworfen worden; es bleibt mir keine Hoff nung mehr als die auf ein Gnadengesuch, das ich an den König geschickt habe.«
    »Ich verstehe.«
    »Sie sind noch immer einer der Ärzte am Hofe des Königs?«
    »Ja, und ich habe sogar heute Dienst.«
    »Nun, mein lieber Doktor, als Arzt des Königs können Sie diesen in jeder Stunde sehen; ich bitte Sie, begeben Sie sich zu ihm, Sie kennen mich, haben Sie den Mut, und verlangen Sie meine Begnadigung von ihm; ich fl ehe Sie im Namen des Himmels darum an.«
    »Doch diese Begnadigung«, entgegnete ich, »vorausgesetzt, ich wür-de darum bitten, wird immer nur eine Strafverwandlung sein.«
    »Ich weiß es wohl.«
    »Und täuschen Sie sich nicht, diese Strafverwandlung wird darin bestehen, daß Sie auf Lebenszeit zu den Galeeren verdammt werden.«
    »Was wollen Sie?« murmelte der Verurteilte mit einem Seufzer.
    »Das ist immer noch besser als der Tod.«
    Ich fühlte nun, wie auch mir der kalte Schweiß auf der Stirn perlte.
    »Ja«, sprach Gabriel, »ja, ich begreife, was in Ihnen vorgeht; Sie verachten mich, Sie fi nden mich feig, Sie sagen, es sei hundertmal besser zu sterben, als sein

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