Gabriel Lambert
umzuwenden.
Es ist wahr, als Gabriel Lambert wieder zu sich kam, fragte er nicht einmal, wo sein Vater wäre.
Zwei Tage später las ich in der Zeitung von der Strafverwandlung.
Dann hörte ich nicht mehr von ihm sprechen, und ich weiß nicht, in welches Bagno man ihn gebracht hat.
Hier endete der Bericht Fabiens.
. Kapitel
Der Gehenkte
Als ich gegen Ende Juni von einer meiner Reisen nach Italien zurückkam, fand ich wie gewöhnlich eine große Anzahl Briefe, die mich erwarteten.
Im allgemeinen und zur Erbauung derer, die mir schreiben, möch-te ich sagen, daß ich die Durchsicht immer sehr schnell vorgenommen habe: Die Briefe, die ich als von Freunden stammend erkenne, werden beiseite gelegt und gelesen; die anderen werfe ich unbarm-herzig ins Feuer.
Einer von diesen Briefen jedoch, mit dem Poststempel Toulon, dessen Handschrift durchaus keine Erinnerung in mir erweckte, erhielt Begnadigung wegen seiner seltsamen Adresse.
Die Adresse lautete: »Herrn Alexandre Dumas, dramatischen Schriftsteller in Europa, im Vorübergehen im Hotel de Paris nach-zusehen, ob er nicht etwa dort ist.«
Ich entsiegelte den Brief und suchte den Namen des Schmeichlers, der ihn mir geschickt hatte. Er war mit Rossignol unterzeichnet.
Zunächst schien mir dieser Name so unbekannt wie die Handschrift, doch als ich den Stempel betrachtete, begann ich klarer zu sehen; die ersten Worte nahmen übrigens jeden Zweifel.
Er kam von einem der zwölf Galeerensklaven, die in meinem Dienst gewesen waren, während ich die kleine Bastide im Fort Lamalgue bewohnte. Da dieser Brief nicht nur im Zusammenhang mit der von mir soeben erzählten Geschichte steht, sondern sie zu Ende führt, will ich ihn hier der Einfachheit dem Leser vorlegen.
»Herr Dumas!
Verzeihen Sie einem Menschen, den sein Unglück für einen Augenblick von der Gesellschaft getrennt hat (ich bin, wie Ihnen bekannt, nur für eine bestimmte Zeit hier), daß er so kühn ist, an Sie zu schreiben; doch seine Absicht wird ihn entschuldigen; er unternimmt es in der Hoff nung, Ihnen einen Gefallen zu tun.«
Das Vorwort war, wie man sieht, ermutigend; ich fuhr fort:
»Sie werden sich gewiß Gabriel Lamberts erinnern, den man den Doktor nannte; Sie wissen wohl, der, welcher im Fort Lamalgue das ausgezeichnete Frühstück nicht holen wollte, mit dem Sie uns zu bewirten die Güte hatten. Der Dummkopf!
Sie müssen sich seiner erinnern, denn Sie erkannten in ihm einen Menschen, den Sie einst in der großen Welt getroff en hatten, und er hatte Sie auch erkannt, und das beschäftigte Sie so sehr, daß Sie den armen Vater Chiverny, den Aufseher, der trotz seines boshaften Gesichtes ein braver Mann ist, mit Fragen bestürmten.
Hören Sie also, was ich Ihnen über Gabriel Lambert zu sagen habe.
Als Gabriel hier eingeliefert wurde, bekam er einen guten Burschen namens Accacia als Kettenkameraden, der wegen einer Albernheit bei uns war.
Vier Jahre nach Ihrem Aufenthalt in Toulon, nämlich im Jahre
, nahm Accacia eines Morgens von uns Abschied.
Am Abend zuvor war mein Kettenkamerad zufällig gestorben.
Infolge beider Ereignisse waren Gabriel und ich allein, und man kettete uns zusammen.
Gabriel hatte, wenn Sie sich erinnern, nicht das lieblichste Aussehen.
Die Nachricht, daß ich mit ihm zusammengeschlossen werden sollte, berührte mich also nicht gerade auf das angenehmste.
Ich bedachte indessen, daß ich nicht in Toulon war, um nach meinem Wohlbehagen zu leben, und da ich Philosoph bin, fügte ich mich.
Am ersten Tag sprach er mit mir überhaupt nicht, was mich ungemein langweilte, insofern ich meiner Natur nach redselig bin; mich beunruhigte das um so mehr, als Accacia mehr als einmal mit mir über sein Mißgeschick, an einen Stummen gekettet zu sein, gesprochen hatte.
Ich dachte, ich, der ich auf zwanzig Jahre hier bin und folglich noch zehn Jahre durchzumachen hatte (mein Urteil, ein sehr unge-rechtes Urteil, das sicherlich kassiert worden wäre, wenn ich Fürsprecher gehabt hätte, ist vom . August ), würde mit Gabriel zehn nur wenig ergötzliche Jahre vor mir haben.
In der Nacht überlegte ich mir deshalb, was ich tun sollte; da fi el mir das Mittel ein, das der Fuchs gebraucht hat, um den Raben zum Sprechen zu bringen, und ich sagte, als es Tag geworden war:
›Herr Gabriel, erlauben Sie, daß ich mich nach Ihrer Gesundheit erkundige?‹
Er schaute mich erstaunt an, denn er wußte nicht, ob ich im Ernst sprach oder
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