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Gai-Jin

Gai-Jin

Titel: Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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gab es blumige Entschuldigungen. Dann folgten die üblichen obligatorischen Vorstellungen, die zuckersüßen Komplimente, die entnervenden Höflichkeiten und mehr als eine Stunde lang ein ständiges Hin und Her von zurückgewiesenen Forderungen, gewichtigen Argumenten, verlangten Aufschüben, Fragen, die wiederholt werden mußten, Fakten, die abgetan, Wahrheiten, die mißachtet wurden – Alibis, Erklärungen, Vernunftbegründungen, Ausreden, alles überaus höflich geäußert.
    Sir William war kurz davor zu explodieren, als Adachi mit ernster Formalität eine versiegelte Schriftrolle hervorzog und sie dem Dolmetscher überreichte, der sie an Johann weitergab.
    Johanns Müdigkeit war wie weggeblasen. »Gott im Himmel! Das ist das Siegel des roju!«
    »Wie bitte?«
    »Des Ältestenrats. Ich würde dieses Siegel überall erkennen – Botschafter Harris hat dasselbe. Sie sollten die Rolle offiziell akzeptieren, Sir William, dann werde ich sie, falls der Text auf holländisch abgefaßt ist, was ich bezweifle, laut vorlesen.« Er unterdrückte ein nervöses Gähnen. »Vermutlich nur eine weitere Verzögerungstaktik.«
    Sir William folgte Johanns Rat; er haßte es, so abhängig zu sein und sich auf ausländische Söldner-Dolmetscher verlassen zu müssen.
    Johann erbrach das Siegel und überflog das Dokument. Sein Erstaunen war echt. »Bei Gott, es ist auf holländisch abgefaßt! Wenn ich sämtliche Titel und das offizielle Gerede auslasse, steht hier: Nach Erhalt einer offenbar gerechtfertigten Beschwerde entschuldigt sich der Ältestenrat für die, äh, für die Übergriffe seiner Untergebenen und möchte den verehrten Gesandten der Engländer und die anderen akkreditierten Gesandten bitten, sich mit dem Rat von heute an in dreißig Tagen in Edo zu treffen, wo die offizielle Beschwerde vorgetragen, die Angelegenheit diskutiert, entsprechend behandelt und eine Entschädigung für besagte gerechtfertigte Beschwerde vereinbart wird. Unterzeichnet … Nori Anjo, Oberster Minister.«
    Nur mit äußerster Anstrengung gelang es Sir William, sich seine Erleichterung nicht anmerken zu lassen. Dieser Aufschub verschaffte ihm die verzweifelt herbeigesehnte Chance, das Gesicht zu wahren, und wenn er sie nun noch ein bißchen weiter manipulieren konnte… Voll Wut entdeckte er plötzlich aus dem Augenwinkel, daß Tyrer breit grinste. Ohne ihn anzusehen, zischte er: »Hören Sie auf zu grinsen, Sie verdammter Idiot!« Und setzte im selben Atemzug barsch hinzu: »Johann, sagen sie denen, daß ihnen meine Antwort in drei Tagen zugehen wird. Bis dahin fordere ich auch eine Entschädigung von zehntausend Pfund Sterling in Gold für die Familien des Sergeant und des Corporal, die vergangenes Jahr in dieser Gesandtschaft ermordet wurden, eine Entschädigung, die bereits viermal von uns verlangt wurde!«
    Als dies übersetzt wurde, las er Bestürzung in der Miene des älteren Mannes. Es folgte eine weitere, längere Diskussion zwischen ihm und dem Bakufu-Beamten.
    Johann berichtete verdrossen: »Der alte Bursche lehnt das mit den üblichen Worten ab: Dieser bedauerliche Zwischenfall sei auf einen Angestellten der Gesandtschaft zurückzuführen, der anschließend Seppuku begangen habe – Selbstmord. Die Bakufu seien nicht schuld daran.«
    Ebenso verdrossen sagte Sir William: »Antworten Sie ihnen das Übliche: daß sie ihn ernannt hätten, daß sie darauf bestanden hätten, daß wir ihn einstellen, und daß sie daher dafür verantwortlich seien – und daß er nur Selbstmord begangen habe, weil er bei dem Mordversuch an meinem Vorgänger schwer verwundet worden sei und unmittelbar vor der Gefangennahme gestanden habe!«
    Während er versuchte, seine Müdigkeit zu unterdrücken, beobachtete er, wie die beiden Beamten mit ihrem Dolmetscher diskutierten und der dritte Mann zuhörte, wie er es den ganzen Nachmittag schon getan hatte. Vielleicht ist er es, der wirklich die Macht ausübt. Was ist aus den anderen Männern von gestern geworden, vor allem aus dem jüngeren Mann, den André Poncin angesprochen hat, als er das Haus verließ? Was führt dieser hinterlistige Schuft Seratard im Schilde?
    Der auffrischende Wind warf einen losen Laden gegen das Fenster. Einer der Wachsoldaten beugte sich über die Fensterbank und befestigte ihn mit dem Haken. Nicht weit von der Küste entfernt ankerte die Flotte; das Meer war jetzt dunkelgrau geworden und trug weiße Schaumkronen. Sir William bemerkte die drohende Böenlinie. Seine Besorgnis um die Schiffe

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