Galaxis Science Fiction Bd. 07
Erstaunlicher, als ihr es euch in euren Höhlen je vorstellen könnt. Ein wirkliches Märchenland.« Dann fuhr er fort zu essen.
»Nein, ist das wirklich wahr?« drängte sie ihn.
Er bemerkte ihren Eifer und lächelte. Seine Augen füllten sich mit einer mutwilligen Zärtlichkeit. »Wirklich wahr. Bei meinem Ehrenwort«, versicherte er ihr. »Sie denken sicher, die Bomben und der Staub haben nichts als Tod und Häßlichkeit gebracht. Anfangs war das auch der Fall, aber dann – genau wie die Ärzte es vorausgesagt hatten – veränderte die Strahlung das Leben in den Samen und Lenden derer, die mutig genug waren, um auszuharren. Und überall erblühten Wunder.«
Er brach unvermittelt ab und fragte in einem veränderten Tonfall: »Wagt sich denn niemals jemand von euch nach draußen?«
»Ein paar unserer Männer ist es gestattet«, sagte sie. »Sie machen kurze Ausflüge in speziellen Schutzanzügen. Sie suchen nach Konserven und Treibstoff und Batterien und ähnlichen Dingen.«
»Ja, und diese blinden Schnecken sehen natürlich nur das, was sie sehen wollen«, sagte er und nickte bitter dazu. »Sie sehen nicht die Gärten, wo Blumen stehen, aus denen ein Dutzend Knospen sprießen, wo es vorher nur eine tat, mit Köpfen einen ganzen Meter breit, an deren Nektar sich stachellose Bienen, so groß wie kleine Vögel, gütlich tun. Hauskatzen so groß wie Leoparden und auch so gefleckt – nicht so kleine kümmerliche Dinger wie Joe Louis hier – schleichen durch diese Gärten. Aber es sind harmlose Tiere, die niemand etwas tun, genauso ungefährlich wie die regenbogenfarbigen Schlangen, die ihren Weg kreuzen. Denn der Staub hat alle Mordgedanken aus ihren Herzen verbannt.
Ich habe sogar ein kleines Gedicht darüber gemacht. Es fängt an: Feuer kann mich versehren und Wasser, oder die Last der Erde. Doch der Staub ist mein Freund. O ja, und dann die Rotkehlchen so bunt wie Kakadus und die Eichhörnchen mit dem Hermelin einer Prinzessin. Und alle unter dem weiten Bogen einer Schatzhöhle, aus deren Tiefen Sonnen, Mond und Sterne leuchten, die die Zauberkraft des Staubes von Rubinen zu Saphiren und Amethysten und wieder zurück zu Rubinen verwandelt. Oh, und dann die neuen Kinder –«
»Sie sprechen wirklich die Wahrheit?« unterbrach sie ihn, und in ihren Augen standen Tränen. »Sie haben es nicht bloß für mich erfunden?«
»O nein«, versicherte er ihr feierlich, »und wenn Sie einen Blick auf die neuen Kinder werfen könnten, dann würden Sie nicht an meinen Worten zweifeln. Sie haben lange, schlanke Glieder, so braun wie dieser Kaffee, wenn man eine Menge Sahne in ihn getan hätte, lächelnde zarte Gesichter und weißblitzende Zähne und feingesponnenes Haar. Sie sind so flink und gewandt, daß ich – bestimmt kein schwerfälliger Mann und außerdem noch belebt durch den Staub – mir ihnen gegenüber wie ein Krüppel vorkomme. Und ihre Gedanken tanzen wie Flammen.
Natürlich, sie haben sieben Finger an jeder Hand und acht Zehen an jedem Fuß, aber sie sind darum um so schöner. Sie haben große gespitzte Ohren, durch deren zartes Fleisch die Sonne hindurchscheint. Den ganzen Tag spielen sie in den Gärten. Sie schlüpfen zwischen den grünen Sträuchern und den Blumen hindurch – so schnell und so behende, daß man sie kaum sehen kann, es sei denn, einer von ihnen bleibt einmal stehen und läßt sich anschauen. Was das betrifft, so muß man sich überhaupt etwas anstrengen, wenn man das alles sehen will, wovon ich Ihnen erzählt habe. «
»Aber es ist wahr?« sagte sie fast flehend.
»Jedes Wort«, sagte er und schaute ihr dabei in die Augen. Er legte Messer und Gabel hin. »Wie heißen Sie denn? Ich heiße Patrick.«
»Effie«, sagte sie.
Er schüttelte den Kopf. »Das kann nicht sein.« Dann erhellte sich sein Gesicht. »Euphemia!« rief er aus. »Ja, Effie ist davon die Kurzform. Sie heißen Euphemia.«
Während er das sagte und sie dabei mit einem seltsamen Blick ansah, fühlte sie plötzlich, daß auch sie schön sein mußte. Er stand auf, kam um den Tisch herum und streckte ihr die Hand entgegen.
»Euphemia«, begann er.
»Ja«, antwortete sie heiser und wich etwas zurück. Sie blickte ihn mit leicht geneigtem Kopf von unten herauf an. Sie war über und über errötet.
»Rührt euch nicht von der Stelle!« sagte Hank.
Seine Stimme klang flach und näselnd, denn er trug über der Nase ein Atemgerät, dessen Form entfernt an einen Elefantenrüssel erinnerte. In seiner rechten Hand hielt er
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