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Galaxis Science Fiction Bd. 07

Galaxis Science Fiction Bd. 07

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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trotz seiner Voreingenommenheit über ihr Aussehen erschrak.
    »Oder doch?« fragte er in einem fast besorgt klingenden Ton.
    Sie nickte kläglich.»Hmm!« Er ließ ihre Schulter fahren und machte ein paar unschlüssige Schritte. »Na schön, wenn du wirklich –«
    Er brach abrupt ab, und ein resigniertes Lächeln huschte über seine Züge. »Der Erfolg deines Mannes kümmert dich also so wenig, daß du nicht einmal einen Versuch riskieren willst. Auch wenn dir wirklich nicht gut ist.«
    Wieder das hilflose Kopfschütteln. »Ich kann einfach nicht – unter keinen Umständen.« Ihr Blick stahl sich dabei hinüber zu den bleiernen Fensterläden.
    Er wollte gerade etwas sagen, als er ihren Blick bemerkte. Seine Augenbrauen hoben sich. Sekundenlang starrte er sie ungläubig an, als ob ihm eine völlig neue, fast unglaubliche Möglichkeit eingefallen wäre. Langsam verblaßte sein ungläubiger Blick. An seine Stelle trat ein härterer, ja berechnender Ausdruck. Doch als er von neuem sprach, klang seine Stimme fast erschreckend heiter und freundlich.
    »Nun, also gut. Da kann man nichts machen. Ich möchte dich natürlich auch nicht zwingen. Leg dich also lieber gleich hin und ruhe dich aus. Ich laufe hinüber in den Männerschlafsaal und mache mich etwas frisch. Nein, glaub mir, ich möchte wirklich nicht, daß du etwas tust, was über deine Kräfte geht und dich unnötig anstrengt. Übrigens – Jim Barnes kann auch nicht zu dem Bankett kommen. Ein kleiner Rückfall seiner alten Grippe, sagt er. Ausgerechnet heute abend.«
    Er beobachtete sie gespannt, während er den Namen des andern Mannes erwähnte, aber sie zeigte keinerlei Reaktion. Tatsächlich schien sie seine Worte kaum gehört zu haben.
    »Ich fürchte, ich war ein bißchen heftig, Effie«, fuhr er reumütig fort. »Das tut mir leid. Ich war verständlicherweise ein bißchen aufgeregt über meine Beförderung und vielleicht deshalb ein wenig durcheinander. Und ich war natürlich enttäuscht, als ich merkte, daß du dich nicht in dem Maße darüber freutest, wie ich es erwartet hatte. Das war sehr selbstsüchtig von mir. Leg dich also jetzt hin, damit du schnell wieder gesund und munter wirst. Und mache dir meinetwegen keine Sorgen. Ich weiß, du wärest gern mitgekommen, wenn es dir irgendwie möglich gewesen wäre. Und ich weiß auch, daß du heute abend an mich denken wirst. Also ich werde jetzt gehen.«
    Er machte einen Schritt auf sie zu, als wolle er sie umarmen, besann, sich aber dann eines andern. Er ging zur Tür, drehte sich aber dann noch einmal um und sagte mit Betonung in der Stimme: »Für die nächsten vier Stunden wird dich also jetzt keiner stören.« Er wartete ihr Nicken ab und ging aus dem Zimmer.
    SIE rührte sich nicht, bis seine Schritte draußen auf dem Korridor verklungen waren. Dann richtete sie sich auf, ging hinüber zu dem Tisch, auf den er die Armbanduhr gelegt hatte, nahm sie, holte aus und schleuderte sie auf den Fußboden. Das Glas zersplitterte, das Gehäuse zersprang, und etwas machte ›zing‹!
    Sie stand da und atmete schwer. Langsam strafften sich ihre eingefallenen Gesichtszüge, verzogen sich zu dem Beginn eines Lächelns. Wieder warf sie einen verstohlenen Blick auf die Fensterläden. Dann strich sie sich über ihr Haar, benetzte ihre Finger in dem Wasser der Karaffe, fuhr noch einmal glättend darüber. Nachdem sie sich die Hände an der Schürze abgetrocknet hatte, nahm sie sie ab, zog ihr Kleid glatt, warf den Kopf mit einem kleinen Ruck in den Nacken und trat mit federnden Schritten auf das Fenster zu.
    Doch der Ausdruck freudiger Erwartung, der sich auf ihrem Gesicht abgezeichnet hatte, erlosch wieder, und ihr Schritt zögerte, wurde schleppend.
    Nein, es konnte nicht sein, und es würde nicht sein, sagte sie zu sich selbst. Es war nur ein Traum gewesen – ein törichter, romantischer Traum, eine falsche Wirklichkeit, die der Hunger nach Schönheit ihr einen Augenblick lang vorgegaukelt hatte. Da draußen konnte es nichts Lebendiges geben. Nichts hatte sich gezeigt für volle zwei Jahre.
    Und wenn wirklich da draußen nach etwas lebte, dann konnte es nur etwas Entsetzliches sein – abstoßend, häßlich, ein Alptraum. Sie entsann sich noch an einige der Parias – haar- und geistlose Geschöpfe, über deren Körper die schwieligen Narben der Strahlenverbrennungen gekrochen waren wie eklige Würmer; bejammernswerte, mißgestaltete Wesen, die während der letzten Monate des Terrors an ihre Türen geklopft und um

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