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Galgeninsel

Galgeninsel

Titel: Galgeninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Maria Soedher
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tippte die nächste Nummer in das Handy. Belegt. Sie nahm sofort die nächste. Es klingelte und ein Anrufbeantworter ging ran. Die Frauenstimme erzählte etwas von Urlaub. Ganz schön doof, dachte Lydia Naber. Wenn ich Gauner wäre, würde ich mir sofort die Adresse holen und der Wohnung einen kleinen Urlaubsbesuch abstatten. Die dritte Telefonnummer war eine Handynummer. Eine Frau meldete sich nach dem ersten Klingeln mit weichem Timbre. Lydia sagte wer sie war und dass es um Ermittlungen in einem Mordfall ginge. Am anderen Ende trat kurzes Schweigen ein. Lydia erklärte in kurzen Sätzen worum es ging. Bei der Frau handelte es sich um eine Geschäftsfrau aus Langenargen. Das lag ganz günstig auf dem Rückweg. Als Lydia sich später auf dem Weg zur Dienststelle befand, war sie zufrieden mit dem, was sie herausgebracht hatte.
    *
    Schielin hatte Hoibner vorerst in eine Zelle auf der Inspektion bringen lassen. Auf dem Weg hinunter in den Keller war Hoibner aggressiv geworden und hatte eine weitere Lektion lernen müssen. Ein widerlicher Kerl, dachte Schielin und eilte über den Hof, hinüber zum Kripogebäude. Im Gang war niemand zu sehen. Zuerst schaute er bei Kimmel vorbei. Der saß telefonierend und in der üblich mürrischen Grundhaltung hinter seinem Schreibtisch. Als er Schielin in der Tür sah, würgte er das Gespräch abrupt und unhöflich für sein Gegenüber ab. Er winkte Schielin heran. »Der Banker und diese Frau Kandras sind schon hier. Die warten schon eine ganze Weile, machen aber keinen Terz. Funk ist über den Geschäftspapieren, wie du das wolltest. Wie machen wir nun weiter?«
    »Wo ist Lydia?«, fragte Schielin.
    Kimmel schüttelte den Kopf. »Ich dachte du wüsstest das. Sie hat Fotos von den beiden gemacht und ist dann weggefahren.«
    Schielin hatte keine Ahnung. »Fotos von Kehrenbroich und Anna Kandras?«
    Kimmel bestätigte. »Egal nun. Sie wird sich schon wieder melden«, er wies auf das Telefon vor ihm. »Ich hatte gerade unsere Presseabteilung aus Kempten dran. Was machen wir mit den Öffentlichkeitsfuzzis? Die brauchen Futter, sonst geben sie keine Ruhe. Hast du was?«
    Schielin sagte mutig: »Erste Festnahme im Zusammenhang mit den Bodenseemorden.«
    Kimmel sah ihn prüfend an und zog eine Grimasse. »Hübscher Text, aber hält der auch durch?«
    Schielin bearbeitete seine Unterlippen mit den Zähnen. Ein seltenes Zeichen von Anspannung. »Auf alle Fälle. Der Hoibner ist erledigt. Der kippt in der Vernehmung, und wenn nicht er, dann seine Frau. Die beiden sind reif.«
    »Aber mit den Sachbeweisen sieht es ja eher dürftig aus, oder? Wäre schön wenn wir da noch was Handfestes bekämen, oder verlässt du dich ganz und gar darauf, dass der das Plappern anfangen wird?«
    Schielin war sich sicher. »Gib die Meldung raus. Wenn die eine Pressekonferenz wollen, dann frühestens in zwei Tagen. Der übliche Sums eben.«
    Kimmel schien zufrieden und griff zum Telefon. Schielin ging rüber zu Funk. Der hockte in seinem Sessel und blätterte konzentriert lesend in einem Aktenordner. Auf dem Schreibtisch vor ihm lagen zwei Stapel mit Ordnern und Heftern. Als Schielin die Tür öffnete, blickte er nur kurz auf und las dann weiter. Schielin reichte das. Er schloss die Tür, blieb im Gang stehen und überlegte. Eigentlich wollte er die Befragungen von Kehrenbroich und Anna Kandras zeitgleich beginnen. Lydia hätte Anna Kandras genommen und er den Banker. Aber sie war unterwegs, er wusste nicht wo und in welcher Absicht. Das machte ihn nervös. Wie hatte Kimmel gesagt? Die beiden machten keine Schwierigkeiten? Das war gut so.
    Er ging zum Vernehmungsraum. Die Tür war nur angelehnt. Kehrenbroich saß in einem der relativ bequemen, gepolsterten Stühle, las in einer Gewerkschaftszeitschrift und sah nicht einmal auf. Schielin verschwand in Richtung Gommerts Büro, wo er Anna Kandras vermutete. Er betrat den Raum ohne vorher anzuklopfen und es war, wie er vermutet hatte. Gommert saß hinter seinem blitzblanken Schreibtisch – welche Unterlagen sollten auf seinem Schreibtisch auch liegen? – und plapperte auf Anna Kandras ein. Die sah lächelnd zu Schielin und wandte sich dann wieder, scheinbar vergnügt, der Dienststellenschublade zu. Gommert räumte sofort den Platz und fand einen Grund, irgendetwas draußen zu erledigen.
    Schielin lehnt sich an den Schreibtisch. »Sind Sie schon lange hier?«, fragte er.
    Sie lächelte ihn hintergründig an. »Weiß ich gar nicht. Es war aber nicht langweilig und man

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