Das erste Date – Erotischer Liebesroman
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„Und was hast du jetzt genau vor?“, fragte Don, während er mir die Flasche reichte. Genau wie Kai-Uwe ließ er mich nicht aus den Augen.
Bevor ich antwortete, nahm ich einen Schluck Bier und spielte die Worte noch einmal in meinem Kopf durch. „Ich habe ein WG-Zimmer in Aussicht und suche mir einen Job, ist ja nichts dabei.“
Wie immer hatte mein ältester Bruder seine Mimik viel besser unter Kontrolle als Kai-Uwe, das mittlere Geschwisterkind, das es immer allen recht machen wollte. Er riss seine Augen auf und starrte mich entgeistert an. „Aber Mo! Du kannst doch nicht einfach so aufgeben.“
Ach ja, richtig. Der alte Romantiker in ihm kam wieder durch, das hatte ich ganz vergessen. Ich suchte nach der richtigen Antwort. Die Wahrheit lautete, dass Sebastian, mein Ex-Freund leider schwul war – doch ich hatte ihm versprochen, dieses winzige Detail noch eine Weile länger für mich zu behalten, bis er sich wohl damit fühlte, an die Öffentlichkeit zu gehen. Da er nicht nur mein Ex, sondern auch mein bester Freund war, hatte ich vor, dieses Versprechen zu halten.
„Weißt du, ich glaube nicht, dass sich das lohnen würde. Unsere Beziehung war zuletzt doch recht … äh … eingeschlafen.“ Nervös knibbelte ich an dem Etikett der Flasche und hoffte, dass diese Unterhaltung sich nicht mehr lang hinziehen würde. Für die Wahrheit war keiner meiner Brüder bereit und ich würde es auch nicht über mich bringen, sie einzuweihen. Abgesehen davon war ich nicht der Meinung, dass es sie überhaupt etwas anging.
Don lehnte sich nach hinten, stützte sich auf den Händen ab und ließ seinen Blick über den Himmel wandern. Mich konnte er allerdings nicht so leicht täuschen. Ich wusste genau, dass er mir gleich eine unangenehme Frage stellen würde.
Wir saßen, wie schon so oft, auf unserer Terrasse und tranken Bier. Früher waren es diese übersüßen Trinkpäckchen mit Orangen-Geschmack von Aldi gewesen, doch seit Kai-Uwe volljährig geworden war und ich das Alter von 16 erreicht hatte, hatte Don auch sein Bier mit uns geteilt. Ich konnte mich noch genau an die Aufregung beim ersten Mal erinnern. Vor lauter Nervosität hatte ich nicht einmal die Flasche aufbekommen – so stolz war ich gewesen, dass meine Brüder mit mir ein Bier trinken wollten.
Mein Blick wanderte über den Asphalt. Terrasse war dafür vielleicht etwas zu hoch gegriffen. Wir saßen am Ende der Straße, in der das Haus unserer Eltern stand. Mama hatte uns zum Essen her beordert und mein Vater hatte uns einen halb leeren Kasten gereicht, bevor er verschwunden war. Dazu hatte er einen Kuss auf meinen Scheitel gedrückt und mir aufmunternd auf die Schulter geklopft. Dabei hatte ich es nicht einmal übers Herz gebracht, meine Eltern einzuweihen. Für sie war ich noch immer Mo, 25 Jahre alt und glücklich in einer Beziehung mit ihrem Freund Sebastian, mit dem sie zusammenwohnte.
Nun saß ich hier im Wendekreis am Ende der Sackgasse mit dem vielsagenden Namen „Am Feld“ und hatte zumindest meinen Brüdern gegenüber schon die Beichte abgelegt. Die Beichte mit den unzähligen kleinen Notlügen. Bevor Don zum Schlag ansetzen konnte, sagte ich: „Ursprünglich wollte ich Mama und Papa um einen kleinen Zuschuss bitten, aber dann habe ich Mahnung von den Stadtwerken in der Küchenschublade gesehen. Also suche ich mir wohl doch besser einen Job.“
Kai-Uwe nickte und hielt mir seine Flasche zum Anstoßen hin, seine Version einer aufmunternden Geste. Mit einem leisen Klirren stießen die Flaschen gegeneinander und ich schöpfte etwas Mut. Es war zwar nicht gerade die beste Situation der Welt, aber ich war mir sicher, dass ich sie überleben würde.
„Hat Sebastian eine andere?“, fragte Don jetzt ziemlich beiläufig, bevor er die nächste Flasche Bier mit seinem Wohnungsschlüssel öffnete.
Eher einen anderen, dachte ich mir, schüttelte aber den Kopf. „Nein, hat er nicht. Wir haben uns schlicht und ergreifend entliebt. Ist das so unrealistisch?“ Innerlich zuckte ich bei meinen Worten zusammen. Eigentlich liebte ich Sebastian noch immer, aber nun einmal bloß wie einen Bruder und das schon seit Jahren. Aber das war ein Teil des großen Geheimnisses zwischen ihm und mir.
„Und was für eine WG soll das sein?“, wollte Don jetzt wissen und ich verdrehte die Augen. Ich hasste es, wenn er den großen Bruder raushängen ließ und noch mehr, wenn er dabei Treffsicherheit bewies.
„Eine 5er-WG.“ So tapfer ich es
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