Ganz oder Kowalski
eine Feststellung und gab keinerlei Hinweis darauf, was er davon hielt, was er empfand oder dass er weitersprechen würde.
„Komm mit mir nach Florida.“
Überrascht sah er sie an. „Was?“
„Na ja, natürlich nicht morgen.“ Nachdem sie diesen Sprung ins Ungewisse nun gewagt hatte, fragte sie sich, ob sie nicht etwas besser darüber hätte nachdenken sollen, wo sie landen würde. Und ob die Landung eventuell schmerzhaft werden könnte. „Wenn der Laden für immer die Tore schließt und du das Haus verkauft hast, dann zieh nicht in das Seniorenheim. Pack deine Sachen ins Auto, und genieß meine Gesellschaft in der warmen Sonne Floridas.“ Stumm blickte er sie an. Seine Miene wirkte undurchdringlich. Sie atmete tief durch und zwang sich zu einem Lächeln. „Es war nur so ein Gedanke …“
„Als ich ein Junge war, habe ich ein Buch über den Bau des Hoover-Damms gelesen. Ich war wie besessen davon. Wenn es den Laden nicht gegeben hätte, dann wäre ich vielleicht Ingenieur geworden. Ich habe mir das Bauwerk immer mal mit eigenen Augen ansehen wollen, doch den Traum habe ich schon vor langer Zeit begraben. In letzter Zeit sehe ich allerdings immer wieder ein Bild vor meinem inneren Auge: Du stehst am Lake Mead und lächelst mir zu. Du bringst mich wieder zum Träumen, Catherine.“
Russell verschwamm, als ihr Tränen in die Augen stiegen, und sie blinzelte sie fort. „Wenn du bereit bist, komm nach Florida. Wir entspannen uns erst ein bisschen am Strand, borgen uns dann Marthas Wohnmobil und sehen uns den Hoover-Damm gemeinsam an.“
Lächelnd beugte er sich vor und küsste sie. „Ich folge dir so schnell wie möglich.“
„Ich werde auf dich warten.“
21. KAPITEL
„Zum x-ten Mal, Gram, ich komm schon klar.“
Ihre Großmutter warf Emma einen sehr skeptischen Blick zu. „Du scheinst im Augenblick nicht du selbst zu sein.“
Emma beschwor jedes Fünkchen an schauspielerischem Talent herauf, das in ihr steckte, und lächelte. „Ich werde dich vermissen, das ist alles.“
„Wahrscheinlich sehen wir uns schon bald wieder. Russell meint, es wird zwei oder drei Monate dauern, um alles vorzubereiten. Wenn er so weit ist, werde ich hierherfliegen und dann mit ihm zusammen im Wagen nach Florida zurückfahren.“
„Vielleicht könnt ihr unterwegs haltmachen und euch ein paar Sehenswürdigkeiten ansehen“, warf Emma ein und achtete darauf, immer hübsch weiterzulächeln.
Tatsache war, dass es ihr wehtat, dass ihre Gram den Mut hatte, ihr Herz und ihren Stolz in die Hand zu nehmen und den Mann, den sie liebte, dazu einzuladen, Teil ihres Lebens zu werden – ganz im Gegensatz zu ihr selbst. Sie hatte Sean gehen lassen, ohne diese Chance zu ergreifen. Wahrscheinlich war es das Beste gewesen. So kühl, wie er sie beim Barbecue behandelt hatte, hätte sie sich vermutlich nur selbst erniedrigt, wenn sie ihm ihre Gefühle gestanden hätte.
Gram warf einen Blick auf die Uhr. „Ich muss in ein paar Minuten durch den Sicherheitscheck. Ich hasse es, dich allein zu lassen.“
„Ich habe so viel zu tun, dass ich keine Zeit haben werde, mich einsam zu fühlen.“
„Du kannst mich jederzeit anrufen. Und besuche zwischendurch mal Mary. Ich weiß, dass sie sich freuen würde, dich zu sehen. Und dir etwas zu essen zu machen.“
Irgendwie bezweifelte Emma das. „Das werde ich. Und du rufst mich an, wenn du zu Hause angekommen bist.“
„Ich werde es nicht vergessen. Bist du dir sicher, dass ich nicht doch noch bleiben soll?“
„Damit du dein großes Bingo -Turnier verpasst? Du hast Martha versprochen, da zu sein.“
Gram legte die Hand an Emmas Wange. „Du bist mir wichtiger als Martha.“
„Und mir geht es gut.“ Sie lächelte. „Du machst dir jetzt schon Sorgen, und dabei sitzt du noch nicht mal im Flieger.“
„Vielleicht solltest du dir einen Hund anschaffen.“
Emma lachte und schlang die Arme um ihre Großmutter. In das Lachen mischten sich ein paar Tränen. Aber jeder Mensch, der sich am Flughafen von seinen Lieben verabschiedete, weinte, also empfand sie es nicht als unangebracht.
Gram gab ihr einen Kuss auf die Wange und drückte sie ein letztes Mal, bevor sie ihr Handgepäck nahm. „Ich hab dich lieb, Emma.“
„Ich dich auch.“ Sie blieb stehen, bis sie ihre Großmutter nicht mehr sehen konnte. Dann machte sie sich auf den langen Weg zurück zu ihrem Wagen.
Auf dem Heimweg nahm sie Seitenstraßen statt des Highways, da sie es nicht eilig hatte, in das große leere Haus
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