Ganz oder Kowalski
einem Lachen abzutun. Aber das gelang ihr nicht. Nicht, wenn er sie so eindringlich ansah. „Ich weiß es nicht. Ich habe es nicht kommen sehen, so viel ist klar. Wo ist eigentlich Mitch?“
„Blondine. Bei der Haupttribüne.“
Sie drehte sich um und sah Mitch, der sich mit einer hübschen blonden Frau in einem knappen gelben Sommerkleidchen unterhielt. Sie war so aufgedonnert und zurechtgemacht, dass man ihr ansah, dass sie allein aus dem Grund erschienen war, um einen Mann zu finden, der sie nach Hause brachte. „Er verliert keine Zeit.“
Sean stieß einen verächtlichen Laut aus, und sie konnte nicht genau sagen, ob es Verärgerung darüber war, dass sein Bruder ein Frauenheld war, oder darüber, dass er selbst nicht frei war, um sich eine willige Frau in einem knappen Sommerkleidchen zu suchen.
Bevor sie es herausfinden konnte, tauchte Gram mit Russell Walker im Schlepptau auf. Hinter ihm folgte ein Pärchen, das nur ein bisschen jünger aussah, als ihre Eltern jetzt gewesen wären.
„Emma“, sagte Gram, „das hier sind Russells Tochter Dani und ihr Ehemann Roger. Russell, meine Enkelin Emma und ihr Verlobter Sean.“
Emma lächelte und schüttelte Hände, während die Begrüßungen um sie herum weitergingen. Innerlich fühlte sie sich jedoch mit einem Mal wie betäubt. Erschöpfung, schoss es ihr durch den Kopf. Es war ermüdend, ständig etwas vorzuspielen. Sie wollte nur noch nach Hause gehen und Sean dazu bringen, auf der Couch zu schlafen, damit sie sich in ihrem gemütlichen Bett zusammenrollen und sich ausruhen konnte. Glücklicherweise war dieser Abend fast vorüber.
„Wenn Sie noch nichts anderes vorhaben“, wandte Mary sich in dem Moment an Russell und die anderen, „können Sie gern auf ein Dessert mit zu uns kommen.“
Emma seufzte leise. Vielleicht hatte sie sich auch getäuscht.
12. KAPITEL
Sean würde seine Cousins umbringen. Langsam. Qualvoll. Aber zuerst würde er sie windelweich prügeln, damit ihnen das Lachen verging.
Nach dem Feuerwerk waren sie alle wie geplant zurück zu seiner Tante und seinem Onkel gefahren. Nicht geplant war allerdings gewesen, dass Cat den Kowalskis ihren Freund Russell, dessen Tochter Dani und deren Ehemann Roger vorstellen würde. Und es war auch nicht vorgesehen gewesen, dass Mary die drei einladen würde, nach dem Feuerwerk zu Kaffee und Kuchen zu ihnen zu kommen.
Nachdem Pasteten und Kuchen verputzt waren, hatten Mike und Lisa ihre Jungs nach Hause gebracht. Die beiden Babys Lily und Brianna waren längst eingeschlafen. Also hatte die ältere Generation beschlossen, ein Kartenspiel zu spielen, von dem niemand unter vierzig die Regeln kannte. Die älteren Herrschaften hatten sich in den Gemeinschaftsraum im Keller zurückgezogen. Nur Mitch war nicht dabei gewesen – er hatte sich kurz nach dem Feuerwerk verabschiedet und war mit der umwerfenden Blondine in dem Hauch von Nichts verschwunden.
Joe hatte behauptet, für den Rest der Gäste den perfekten Zeitvertreib zu haben. Kevin hatte gegrinst und zugestimmt. Und sie waren vier Paare gewesen, was hervorragend gepasst hatte. Sean hätte es besser wissen müssen …
Das Spiel war eine Art verrückte Erwachsenenversion von „Die Frischverheirateten“. Und innerlich lachten Joe und Kevin sich kaputt, weil Dani und Rogers Anwesenheit bedeutete, dass Sean und Emma weiter so tun mussten, als wären sie glücklich verlobt. Wenn sie es nicht taten, würde Dani es ohne Zweifel ihrem Dad erzählen, der sie umgehend an Cat verraten würde.
„‚An welchem Ort hattet ihr das erste Mal Sex?‘“, las Roger von einer Spielkarte vor.
Dani stellte die Stoppuhr an, und sechs von ihnen beugten sich über ihre Blöcke, auf denen sie hektisch ihre Antworten notierten. Sean starrte auf sein leeres Blatt und beschloss, eine naheliegende Antwort aufzuschreiben. Hoffentlich würde Emma das Gleiche tun.
Als die Stoppuhr piepte, legte er seinen Stift beiseite. Joe und Keri machten ihren ersten Punkt. Beide hatten geschrieben: auf dem Rücksitz von Joes 1979er Ford Granada . Bei Kevin und Beth war es das Hotel gewesen, in dem Joe und Keris Hochzeitsempfang stattgefunden hatte, und Dani und Roger hatten Danis Schlafsaal notiert.
Emma verzog das Gesicht, als sie Sean anblickte, und hielt dann ihren Notizblock in die Höhe. „‚Auf einer Patchworkdecke unter einem blühenden Hornstrauch.‘“
Die anderen Frauen lächelten und seufzten leise auf, doch Joe und Kevin lachten bereits. Das war nicht gerade
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