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Gargantua Und Pantagruel

Gargantua Und Pantagruel

Titel: Gargantua Und Pantagruel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francois Rabelais
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Universität ankamen, ging es an ein Fluchen, ein Lästern, etlich im Zorn, andre lachendes Mundes par ris , Schariwari, Schariwari: hilf heiliges Fräulein, der Ries' hat uns par ris getauft! Darnach seitdem die Stadt Paris geheißen ward, die man vorher Leucetia nannte, wie Strabo meldet lib. IV. , das ist auf griechisch Weißheim, von den weißen Beinen der Frauen des Orts. Und gleichwie nun bei dieser neuen Namensstiftung ein jeder in der Meng bei dem Phariser und Heiligen seines Kirchspiels schwur, so sind die Pariser, als ein Volk aus allen Enden und Stücken geflickt, von Haus aus gute Schwörer und Störer und ein wenig oben hinaus. Daher auch Joaninus de Baranco, libro de copiositate reverentiarum der Meinung ist, daß sie mit einem griechischen Namen Parrhesier, das ist erschreckliche Plaudertaschen, genannt worden sind.
    Hiernächst besah er die großen Glocken auf selbigen Türmen und ließ sie harmonisch zusammen läuten; und während er also dies noch trieb, kam ihm zu Sinn, daß sie als Schellen seiner Mähre gut zu Hals stehn müßten, die er seinem Vater, mit Käsen von Brie und neuen Heringen wohl beladen, wieder heimschicken wollte; nahm sie also mit in sein Herberg. Da kam die ganze Stadt in Aufruhr, wie ihr wohl wißt, daß sie dazu gar leicht geneigt ist, dergestalt, daß sich die fremden Nationen über der Könige Geduld in Frankreich entsetzen, warum sie diesen Hang nicht durch gute Justiz mehr im Zaum halten, hinsichtlich dessen vielen Nachteil, so tagtäglich daraus entstehen. Wollt' nur Gott, ich wüßt' die Werkstatt, wo diese Monopolien und Schismata geschmiedet werden; so wollt' ich sie den Brüderschaften meines Sprengels wohl offenbaren. Dies glaubt, die Stätte, wo das Volk ganz nuppig und rapplig zusammenlief, war Nesle, wo damals, jetzt nicht mehr, das Orakel von Leucetien war. Da ward der Handel fürgebracht, und der aus Ablösung der Glocken besorgliche Schaden dargetan.
    Nachdem sie nun viel pro et contra argumentieret und diskutieret, ward zum Schluß beschlossen, den Ältesten und Würdigsten der Fakultät an den Gargantua abzuschicken, daß er ihm den grausamen Schaden dieses Glockenverlustes fürhielt. Und ohnerachtet zwar etliche von der Universität abrieten und meinten, daß sich dies Geschäft mehr für einen Orator als einen Sophisten schickt', ward doch zu dieser Legation der Meister Jonas Fochtelnburg zuletzt bestellt und auserkoren.

Dreizehntes Kapitel
Wie Jonas Fochtelnburg an den Gargantua abgeschickt ward, die großen Glocken wiederzuholen
    Meister Jonas, wie Cäsar kahlgeschoren, seine Kapuze nach altem Stil über die Schultern hergeworfen, den Magen mit Backofen-Latwerg und heiligem Keller-Weihbrunn wohl geschützt, schritt sofort zur Herberg des Gargantua. Vor ihm her trieb er drei rotschnauzige Pedellenkälber, und hinterdrein folgt' ihm ein Schlepp von fünf Magistris inertibus [Fußnote: Wortspiel, statt: lat. magister in artibus – franz. inerte = träge, untätig.] oder sechsen, bis über die Ohren wohl bedreckt von wegen Wasserersparnis. An der Tür begegnet' ihnen Ponokrates und erschrak bei sich, als er sie so verkappt sah, dacht', es wären tolle Fastnachtsbutzen. Darnach befragt' er sich bei einem der inertischen Magistri vom Nachtroß, was der Mummschanz sollte. Der antwortet ihm, sie wären wegen der Glocken da, daß man ihnen die wiedergäbe. Alsbald er diesen Bescheid vernommen, lief Ponokrates zum Gargantua und bracht' ihm die Nachricht, daß er auf eine Antwort denken und auf der Stell erwägen möcht, was er zu tun hätt'. Gargantua, hievon belehrt, nahm auf die Seit Ponokrates seinen Präzeptor, Philotim seinen Haushofmeister, Gymnast seinen Waffenträger und den Eudämon und beriet sich mit ihnen summarisch, was zu tun und zu antworten war'. Da waren sie denn all der Meinung, daß man sie sollt' zum Schenktisch führen und auf bäuerisch eins trinken lassen; und damit dieser Huster sich nicht überheb, als ob man die Glocken ihnen auf sein Gesuch hätt' wiedergeben, wollt' man (derweil er schöppelt') den Schultheiß, den Rektor von der Fäkultät und den Pfarrer des Kirchspiels rufen lassen und ihnen, ehe der Sophist seine Kommission vorbrächt, die Glocken aushändigen, hernachmals aber in ihrem Beisein seinen schönen Sermon anhören. So geschah es; und als die Obgenannten erschienen, ward der Sophist in vollen Saal hereingeführt. Da hub er hustend folgendermaßen zu reden an:

Vierzehntes Kapitel
Des Meisters Jonas Fochtelnburg Anred

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