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Garou

Garou

Titel: Garou Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Swann
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schloss sie auf und ging in einen Raum, der voll von Geräten und kleinen Maschinen war. Plötzlich war es drinnen hell.
    Die Schafe blinzelten durch die Tür und sahen zu, wie der Ziegenhirt Sachen aus seinen Manteltaschen holte. Kekse, eine Pfeife. Eine flache Flasche. Eine Taschenlampe.
    Und dann: ein Sprechgerät. Rebeccas Sprechgerät! Kein Zweifel. Es war größer und schwerfälliger als die meisten anderen Sprechgeräte, und es roch nach Rebecca, ein guter Geruch von Gesundheit, Erde und einem Hauch Kraftfutter.
    Der Ziegenhirt legte das Sprechgerät in eine Schublade und schob die Schublade zu.
    »Er ist... Er war... Er hat...« Othello war außer sich.
    Ehe die anderen sich versehen konnten, hatte der schwarze Leitwidder die Hörner gesenkt und schob die schwere Metalltür mit einem Knall zu. Der Schlüssel des Ziegenhirten steckte außen in der Tür und schlug gegen das Metall. Klack. Klack. Klack und klack.
    Drinnen hämmerte der Ziegenhirt gegen die Tür. Man konnte ihn auch rufen hören. Sehr gedämpft.
    »So! Das geschieht ihm recht!« Othello hob stolz die Hörner. »Er hat Rebeccas Sprechgerät! Er belauert uns! Er ist der Garou!«
    »Vielleicht«, sagte Miss Maple. »Aber wie sollen wir jetzt Rebecca finden? Er kann uns nicht mehr hinführen.«
    Othello guckte noch einen Moment lang wütend und dann verlegen.
    »Vielleicht... Wir können warten, bis jemand die Tür wieder aufmacht!«
    Sie blickten links über den Hof und rechts über den Hof. Maude witterte. Nichts. Alle Menschen waren mit den grünen Männern im Schloss beschäftigt. Es konnte sehr lange dauern, bis jemand den Ziegenhirten befreite.
    Die Schafe trotteten wieder zurück Richtung Weide. Alles in allem war die ganze Aktion kein besonderer Erfolg gewesen.
     
    Mopple hatte es von allen Seiten versucht. Von oben. Von unten. Von hinten, wo einige Plastikschnüre aus dem Kasten hingen. Aber von den Zucchini fehlte jede Spur. Vielleicht waren sie herausgefallen?
    Mopple ließ von dem Kasten ab und sah sich um.
    Wie dunkel es im Schäferwagen geworden war.
    Und dann, auf einmal, wurde es noch dunkler. Jemand stand in der Tür und schnitt das Licht ab. Mopple erstarrte.
    Mama knipste das Licht an.
    Dann passierte eine schrecklich lange Weile gar nichts.
    »Na, so was«, sagte Mama schließlich. »Zuerst habe ich gedacht, ich bin betrunken. Aber ich bin's nicht. Kalt ist das hier.«
    Zu Mopples Entsetzen zog Mama die Schäferwagentür zu und ließ sich in einen Stuhl plumpsen.
    »Bist du betrunken?«, fragte sie streng.
    Mopple versuchte, unschuldig auszusehen.
    »Willst du, dass ich dir die Karten lege?«, fragte Mama. »Heute ist es auch schon egal, weißt du. Sie sagen mir nichts. Sie helfen mir nicht. Um die Wahrheit zu sagen, ich kann ein bisschen Gesellschaft gerade ganz gut gebrauchen.«
    Mopple wollte keine Gesellschaft sein. Er wollte eigentlich nur nach draußen, aber er konnte nicht an Mama vorbei, und Mama begann, die Karten zu mischen.
    »Das werden auch immer weniger«, sagte sie.
    Dann begann sie, verschiedene Karten vor Mopple auf einen niedrigen Tisch zu legen. Normalerweise wäre es appetitanregend gewesen, aber momentan wollte Mopple nur weg.
    »Der Narr«, sagte Mama. »Die Welt. Die Sonne. Gar nicht so schlecht. Und hier: der Mond.«
    Mama runzelte die Stirn. »Der Mond ist hier nicht so gut. Illusion. Verwirrung. Traum und Täuschung. Wahnsinn.«
    Jemand klopfte an die Schäferwagentür. Mama sprang aus ihrem Stuhl wie von einem Floh gebissen und riss die Tür auf.
    Draußen standen Malonchot und zwei Männer mit Schäferhunden.
    Den Hunden hingen lange rosige Zungen aus den Mäulern. Malonchot schüttelte den Kopf.
    Mopple starrte auf die Karten vor ihm. Die Karte mit dem Mond sah bleich und kalt aus, und Mopple erkannte Wölfe, die den Papiermond auf der Karte anheulten. Der Mond! Wenn die Karte nicht so gut war, musste sie eben weg! Ganz einfach. Hier vor seiner Nase war ein Mond, den er fressen konnte!
    Ohne zu zögern, biss Mopple zu.
    Die Karte war zäh. Als Mama zurückkehrte, kaute Mopple immer noch. Mama kam ihm sehr seltsam vor. Wie aus Glas. Als würde sie gleich zerspringen.
    »Ich weiß, dass sie nicht tot ist!«, sagte sie mit einer gläsernen Stimme. »Ich kann es sehen! Ja, ich weiß, einiges von dem, was ich mache, ist Humbug - aber einiges eben auch nicht! Ich weiß, dass sie lebt! Und ich weiß, dass sie nicht weit weg ist. Ich habe das Gefühl, dass sie mir zusieht!«
    Mopple schluckte. Er hatte getan,

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