Garten des Lebens
lange zusammen, und ich konnte den Gedanken kaum ertragen, dass ich dir schrieb und mich immer noch mit ihr traf. Ich fühlte mich euch beiden gegenüber schuldig. Ich wollte mit ihr Schluss machen.”
“Ich habe dir fast jeden Tag geschrieben”, erinnerte sie ihn.
“Und ich habe jeden Brief aufbewahrt.” Er drückte sie kurz an sich. “Zuerst dachte ich, ich könnte irgendwie nach Paris kommen, dich finden und dich bitten, mit mir auf die Flucht zu gehen.”
“Das hätte ich getan.” Sie war sich dessen sicher. “Aber du bist nicht gekommen … du hast mich nicht gefragt.”
Doug schüttelte den Kopf. “Ich wollte dir und deinen Eltern das nicht antun. Weil ich dich liebte, und ich habe dich aus tiefstem Herzen geliebt, Carolyn, konnte ich nichts tun, was dir wehgetan hätte. Ich konnte dich nicht zwingen, mit mir durch diese Hölle zu gehen.”
Obwohl sie wusste, dass er recht hatte, war es nicht einfach, die Jahre, in denen sie getrennt waren, zu vergessen.
“Ich habe mir geschworen, dass ich – wenn ich jemals nach Colville zurückkehren würde – keinen Kontakt zu dir aufnehme.” Sie konnte an ihrer Stirn spüren, dass er lächelte. “Du kannst dir nicht vorstellen, was in mir vorging, als ich ausgerechnet den Auftrag erhielt, die Anlagen beim Sägewerk und bei dir zu Hause zu betreuen. In dem Moment, als ich dich zum ersten Mal wiedersah, wusste ich, dass alle guten Vorsätze der Welt mich nicht davon abhalten könnten, in deiner Nähe zu sein.”
Carolyn strich ihm über den Rücken, dankbar, dass er bei ihr war, und nicht gewillt, auch nur einen Moment mit ihm zu vergeuden. “An diesem Morgen, als ich feststellte, dass du nicht zur Arbeit erschienen warst, hatte ich solche Angst, dass du gegangen sein könntest. Den ganzen Morgen über wurde ich dieses schreckliche Gefühl nicht los – dasselbe Gefühl, das mich durchströmt hat, als ich erfuhr, dass du, Doug, gestorben seiest. Ein Gefühl, als wäre plötzlich alles egal.”
“Ich konnte dich nicht verlassen.”
Carolyn spürte einen Kloß im Hals. “Oh … Ich weiß nicht einmal, wie ich dich nennen soll.”
“Dave. Ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt.”
Ihr fiel ein, dass er den Namen Dave inzwischen länger trug als seinen Taufnamen. Sie schmiegte sich an ihn, zitternd vor Freude.
“Wie soll es weitergehen?”, fragte sie und spürte Panik in sich aufsteigen. Niemand durfte die Wahrheit erfahren. Niemand durfte sie auch nur erahnen.
“Ich habe noch nicht darüber nachgedacht”, gab Dave zu. “Ich weiß nur, dass ich dich nicht verlassen kann. Ich will nicht länger weglaufen.”
Diese Worte gaben einerseits Sicherheit, doch andererseits erschreckten sie sie auch. Sie mussten irgendwohin, wo er in Sicherheit war, wo sie niemand vermutete. Das bedeutete, sie konnte nicht in Colville bleiben. “Ich werde das Sägewerk verkaufen, und wir …”
“Nein.” Seine Antwort kam schnell und klang entschieden. “Das lasse ich nicht zu. Denke nicht einmal darüber nach. Ich habe die letzten Monate als Dave Langevin in der Stadt gelebt, ohne dass irgendjemand Verdacht geschöpft hätte. Doug ist tot und begraben. Er stellt nicht länger eine Bedrohung für einen von uns dar.”
“Aber …”
“Es ist ein Risiko, das wir eingehen müssen. Die Wahrheit darf nicht ans Licht kommen, Carolyn. Es geht um Sheriff Dalton und meine Mutter. Ein Schock wie dieser wäre mehr, als sie verkraften könnte.”
“Oh, Dave. Es tut mir so leid für deine Mutter. Ich weiß, dass wir es ihr nicht sagen dürfen, aber ich verspreche dir, dass ich sie besuchen und mich um sie kümmern werde.”
Er hob seinen Finger und legte ihn sacht auf ihre Lippen. “Danke. Und falls ich auffliegen sollte, dann ist es so – aber ich denke nicht, dass das passieren wird. Wenn Mom und Sheriff Dalton einmal nicht mehr sind, werde ich mich an einen Anwalt wenden und sehen, was man tun kann, um die Geschichte aus der Welt zu schaffen.”
“Nein.” Carolyn regte die Angelegenheit auf. “Ich werde nicht riskieren, dass du ins Gefängnis gehst.”
“Ich habe die letzten dreißig Jahre mehr oder weniger in einer Art Gefängnis verbracht.”
“Als deine zukünftige Frau habe ich da ein Wörtchen mitzureden.”
Dave verstummte und wich einen Schritt zurück. Er hielt sie an den Schultern und blickte sie ungläubig an. “Meine zukünftige Frau?”, sagte er zögerlich.
In ihren Augen schimmerten Tränen, als ihr Blick den seinen traf. Sie hob ihre
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