Garten des Lebens
wusste ich, dass ich wahrscheinlich in Sicherheit war.”
“Oh, mein Gott – weiß Carolyn Bescheid?”
“Nein. Ich konnte es ihr nicht sagen, bevor ihr Bescheid wusstet.”
“Wie lange bist du schon in Colville?”, fragte Joe.
“Seit etwa vier Monaten. Carolyn und ich treffen uns erst seit Kurzem … es ist wahrscheinlich für uns beide keine besonders gute Idee.”
“Das sehe ich anders”, warf Susannah ein. “Sie ist verrückt nach dir.”
“Und ich liebe sie”, sagte Doug. “In all den Jahren habe ich mir nie wieder erlaubt, etwas Ähnliches zu empfinden, wie ich für Carolyn empfand. Sie verdient etwas Besseres als mich, aber ich kann sie nicht einfach so verlassen. Ich habe bereits meine Kündigung eingereicht und mich entschieden, sie nicht wiederzusehen, doch … Ach, ich weiß nicht, was ich tun soll.”
“Warum gibst du gerade jetzt deine wahre Identität preis?”, fragte Joe.
“Wegen Carolyn und deinetwegen.” Er sah Susannah an, als er das sagte. “Sie hat mir von deiner Suche nach Jake erzählt, und ich fürchtete, dass du auf die Wahrheit stoßen würdest. Ich habe mich entschlossen, dir alles zu erzählen, damit die Geschichte endlich ein Ende findet. Ich muss dir und Carolyn vertrauen und endlich ein paar Entscheidungen treffen, die meine Zukunft angehen.”
“Es ist an der Zeit, dass sie es erfährt, glaubst du nicht?”, sagte Susannah, die begierig war, zu sehen, wie ihre Freundin auf die Wahrheit reagieren würde. Bevor Doug protestieren konnte, war sie schon zum Telefon gegangen, um beim Sägewerk anzurufen. In den vergangenen zwei Wochen hatte sie so oft mit Carolyn telefoniert, dass sie die Nummer auswendig kannte.
“Kannst du sofort zu mir ins Haus kommen?”, fragte Susannah, als Carolyn sich meldete.
“Ist alles in Ordnung?”
“Das wirst du schon sehen, wenn du herkommst.” Sie konnte ihre Aufregung nur schwer verbergen. “Beeil dich!”
Ohne zu zögern, sagte Carolyn zu und bewies wieder einmal, was für eine gute Freundin sie war. “Ich bin in zehn Minuten da.”
Zum ersten Mal, seit er seine Identität enthüllt hatte, wirkte Doug nervös. Er stand auf und ging um den Tisch herum. “Seid ihr sicher, dass wir das Richtige tun?”
“Ganz sicher. Ich vertraue Carolyn voll und ganz. Und außerdem liebt sie dich.”
Doug blickte auf. “Hat sie dir das gesagt?”
“Das musste sie nicht. Es ist offensichtlich.”
“Du hast nicht erklärt, warum du in das Haus eingedrungen bist”, bemerkte Joe und lenkte Doug mit seiner Frage ab. “Ich kann verstehen, warum du den Taschenkalender haben wolltest, in dem dein Vater die Treffen notiert hat, aber was ist mit dem anderen Kram?”
“Es war dumm”, gab Doug zu. “Aber ich habe damals so viel aufgegeben und wollte einfach ein paar Dinge aus meinem früheren Leben um mich haben – als ich noch Doug Leary war und in diesem Haus lebte. Ich habe meine Leichtathletikauszeichnungen genommen und meine Collegejacke und einige Habseligkeiten von Dad. Er hatte einen Ring, den ich immer bewundert habe. Danach habe ich gesucht.”
“Oh, du meine Güte. Chrissie hat den Ring. Sie hat gefragt, ob sie ihn an einer Kette um den Hals tragen dürfe, und ich habe zugestimmt.”
“Kein Wunder, dass ich ihn nicht finden konnte.” Doug lächelte und schüttelte den Kopf. “Ich habe es irgendwie genossen, die Kisten, die du gepackt hattest, zu durchstöbern. Du kannst dir nicht vorstellen, wie gut es tat, in Kindheitserinnerungen zu schwelgen. Dadurch habe ich wieder diese Verbundenheit gespürt, die ich so viele Jahre vermisst habe. Ich wusste, dass ich jedes Mal, wenn ich ins Haus kam, riskierte, entdeckt zu werden, aber nicht einmal das konnte mich davon abhalten.”
“Hast du auch Moms Garten gepflegt?”
Doug nickte verlegen.
“Was wäre passiert, wenn ich dich entdeckt hätte? Oder wenn Rachel Henderson von nebenan dich gesehen hätte?”
“In der Nacht, als du die Polizei gerufen hast, war es knapp”, gab Doug zu. “Aber ich konnte einfach nicht anders. Sogar als ihr die Alarmanlage habt anbringen lassen, bin ich zurückgekehrt.”
Sie unterhielten sich noch einige Minuten, während sie auf Carolyn warteten. Joe zog ein paar Fotos aus seiner Brieftasche und brachte Doug auf den neuesten Stand, was die Familie betraf. Doug wurde von Minute zu Minute aufgeregter, und als es an der Tür klingelte, sprang er unwillkürlich auf.
“Du solltest sie kurz darauf vorbereiten”, schlug Joe seiner Frau
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